Fritz Karl: "Ich habe auch danebengehauen"

Der TV-Star über seine vielen Rollen, die Vereinbarkeit von Karriere und Familie und seine Kinder

Fritz Karl ist aus der österreichischen TV-Szene nicht wegzudenken. Er ist wohl einer der meistbeschäftigten Schauspieler des deutschsprachigen Raums. Am 11. Dezember ist er im großen ORF-Film "Ein Dorf wehrt sich zu sehen". News.at sprach mit dem Mimen über seine vielen Rollen, die Vereinbarkeit von Beruf und seiner Familie mit vier Kindern sowie den Umzug vom Traunsee nach München.

von Fritz Karl © Bild: imago/Sven Simon

„Ein Dorf wehrt sich“ läuft am 11. Dezember im ORF. Sind Sie nach so vielen Jahren noch nervös an so einem Tag, wo ein großer Film mit Ihnen im TV läuft?
Also nervös war ich, als wir den Film zum ersten Mal in Bad Aussee vorgeführt haben vor den Einheimischen. Es war nicht klar, wie sie diese Geschichte aufnehmen, denn sie hat ja viel mit ihrer Vergangenheit zu tun und da ist nicht nur alles rosa.

Ein Dorf wehrt sich
© ORF/Mona Film/Bernd Schuller Fritz Karl als Bergarbeiter in "Ein Dorf wehrt sich"

Und wie haben sie reagiert?
Für sie war der Film ganz wichtig und es war erstaunlich, wie toll sie ihn gefunden haben. Also nervös bin ich vor dem TV-Event nicht, aber ich freue mich. Meine Arbeit ist ja mehr oder weniger getan.

»Der nächste Gang ist dann zum Therapeuten«

Sehen Sie sich das dann auch an – oder drehen Sie den Fernseher ab, wenn Sie sich mal zufällig selbst sehen?
Also dass am 11. dieser Film im ORF läuft, das weiß ich. Aber wenn mir das mal zufällig passiert, dann kommt‘s drauf an... manches Mal sind das ja Filme, dich ich vor Jahren gemacht habe und da ist man schon irgendwie erstaunt. Der nächste Gang ist dann zum Therapeuten, um irgendwie mit seinem Alter umzugehen (lacht) .
Ein paar Mal ist es mir so gegangen, dass ich alte Produktionen gesehen habe und sie haben mich an meinen Sohn erinnert und ich dachte, dass wir uns total ähnlich sehen.
Aber ich mach das ja schon einige Zeit und ich sehe das eigentlich durchaus gelassen.

Der Film lief ja schon auf diversen Filmfestivals und bekam gute Kritiken. Lesen Sie Kritiken?
Ich lese das natürlich. Das ist ja interessant, was andere Menschen über die eigene Arbeit schreiben oder denken. Die guten Kritiken haben mich gefreut, weil der Film ein ähnliches Thema behandelt wie die Hollywood-Produktion „The Monuments Men“ und ich finde „Ein Dorf wehrt sich“ einen wesentlich spannenderen und berührenderen Film als diese Lügenbold-Geschichte, die uns da aus Amerika aufgetischt wurde, die absolut nichts mit der Realität zu tun hatte und schlechtes Kino war. Zudem ist so ein fahrlässiger Umgang mit Geschichte - vor allem in diesen Dingen - richtig problematisch.

Sie spielen Sepp Rottenbacher, einen Bergarbeiter, der mit seinen Kollegen die örtliche Salzmine sowie Kunstwerke vor der Vernichtung der Nazis rettet. Was hat Sie an der Rolle besonders gereizt?
Das interessante ist natürlich, dass man eine Figur zeigt, die am Anfang versucht, sich durchzulavieren und ein klassischer Mitläufer ist. Er steckt den Kopf in den Sand und bezieht keine Stellung, obwohl er von allem wusste - bis zu dem Punkt, wo er aufsteht und versucht sich zu wehren. Und das spannende war dann eben, genau diese Wandlung zu spielen. Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: Held ist dieser Mann ja nicht. Aber das ist ja immer interessant, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen oder sie für einen Charakter zu gewinnen, den man so auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so mag.

Sind es überhaupt widersprüchliche Rollen wie diese, die sie nach all den Rollen noch reizen?
Ja natürlich ist es viel interessanter, gebrochene als glatte Figuren zu spielen.

Sie haben eben schon viele Rollen gespielt in Ihrer Karriere. Gibt es auch welche, wo Sie sich im Nachhinein denken: Das hätte ich besser nicht gemacht?
Natürlich gibt es das. Es ist nicht so, dass ich sage, es ist mir alles gelungen. Ich hab auch danebengehauen. Das gehört dazu. Blöd wäre nur, wenn man einen Fehler immer wieder macht und nicht draus lernt.

Sie sind beruflich sehr aktiv, haben aber auch eine große Familie zuhause (Anm.: Fritz Karl ist mit der Schauspielerin Elena Uhlig lieert, mit der er vier Kinder im Alter von eins bis zwölf hat) . Wie lässt sich das vereinbaren, Kinder und Karriere?
Wir haben ja Menschen, die uns helfen und das kann man nur gemeinsam stemmen.

Wechseln Sie sich dann mit ihrer Frau ab beim Drehen?
Ja, aber manches Mal drehen wird auch zur gleichen Zeit. Wir versuchen das zu vermeiden, aber es geht sich nicht immer aus.

Fritz Karl
© imago images/Mary Evans Fritz Karl mit seiner Partnerin Elena Uhlig

Sie haben lange am Traunsee gelebt und sagten in einem Interview letztes Jahr, Sie sähen keinen Grund dort wegzuziehen. Nun sind Sie aber doch nach München übersiedelt. Wieso dieser Ortswechsel?
Ja, das ist das Leben (lacht) . Wir wollten wieder urbaner werden und da war München das nahe gelegenste. Außerdem kann ich ja in zweieinhalb Stunden in Traunkirchen sein, das ist mit dem Zug angenehm zu erreichen und ich bin oft dort. Es ist ja nicht so, dass ich nach Hamburg oder Kiel gezogen bin.

Zwei ihrer älteren Söhne (Anm.: Fritz Karl hat aus einer vorigen Ehe drei ältere Kinder) sind ebenfalls Schauspieler. Würden Sie gerne einmal zusammen einen Film machen?
Nur einer ist Schauspieler, der andere ist hinter der Kamera, aber manchmal übernimmt er auch kleinere Rollen – und das mit einem großen Talent! Aber eigentlich ist nur der Aaron Schauspieler. Und sicher wäre es einmal lustig miteinander zu spielen. Wir haben schon einmal im selben Film gespielt, aber nicht zusammen. Aber mal schauen, vielleicht nächstes Jahr…

Fritz Karl
© imago images/Rudolf Gigler Aaron Karl, der Sohn von Fritz Karl , ist ebenfalls Schauspieler

Würden Sie sich freuen, wenn auch Ihr restlicher Nachwuchs in Ihre Fußstapfen tritt?
Naja. Es wird immer schwieriger, Schauspieler zu sein. Es haben sich die Strukturen so verändert, sowohl am Theater als auch beim Fernsehen. Es ist schon sehr schwer geworden. Das muss jemand schon richtig wollen und bereit dafür sein. Also wenn sie es wollen, werde ich natürlich sagen, ja, sie sollen es probieren. Aber ich werde das jetzt nicht aktiv unterstützen.

Ein Dorf wehrt sich Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. In Altaussee feiern Nazi Bonzen in ihrer "Alpenfestung" rauschende Feste. Im Gebirge lauern Widerstandskämpfer. In den Stollen des Salzbergwerks lagert Raubkunst von unschätzbarem Wert. Jetzt soll alles in die Luft gesprengt werden. Fritz Karl erhebt sich mit anderen WiederstandskämpferInnen als Bergarbeiter gegen das Regime. Im Mittelpunkt des ORF-Historiendramas stehen die österreichischen Bergleute als Helden dieser – wahren – Geschichte. (Der Film ist am Mittwoch, dem 11. Dezember um 20.15 Uhr auf ORF zu sehen.)