Elisabeth Gürtler-Mauthner:
19 Fragen an die Sacher-Chefin

Die Chefin des Hotels Sacher und Grande Dame der Österreichischen Hotellerie ist erfolgsorientiert - und seit jeher vielseitig engagiert

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CEO-Talk - Elisabeth Gürtler-Mauthner:
19 Fragen an die Sacher-Chefin

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Das Hotel Sacher, das jetzt unter Führung meiner Kinder steht, ist der ertragreichste Hotelbetrieb Österreichs. Ich persönlich leite das Ferien-Hotelresort Astoria in Seefeld. Das hat den Fokus auf dem Bedürfnis der Gäste, Stress abzuwenden und einen nachhaltigen Urlaub zu erleben. Die Gürtler- Mauthner Vermögensverwaltung beschäftigt sich mit Immobilien.

2. Und was machen Sie?
Ich pendle zwischen Wien und Tirol und kümmere mich darum, Strategie und Qualität weiterzuentwickeln, um Auslastung, Preis und Rentabilität des Hauses zu steigern. Ich habe jeden Tag Gästekontakt, weil mir persönlicher Kontakt und das Zusammenbringen von Menschen wichtig ist.

3. Was würden Sie machen, wenn Sie ihren Job nicht hätten?
Wenn ich noch einmal beginnen könnte, würde ich Steuerberaterin oder Rechtsanwältin werden; da wäre ich auf mich allein angewiesen. Würden nur meine Emotionen sprechen, würde ich wahrscheinlich Pferde züchten.

4. Sie dürfen einem Bewerber nur eine Frage stellen
Wie sieht Ihre berufliche Zukunftsplanung aus? Da sehe ich, welche Energie jemand hat und wie ernsthaft er ist.

5. Wo steht Ihr Unternehmen in zehn Jahren?
Ich hoffe, dann mit dem Astoria zu den zehn erfolgreichsten Hotels Österreichs zu gehören. Und die Sacher- Gruppe wird sicher so erfolgreich bleiben wie sie jetzt ist. Der Tourismus ist eine zukunftsreiche Branche, weil die Menschen ein Bedürfnis nach einer Auszeit, die eine Ichzeit sein soll, haben. Und das wird immer größer.

6. Ihr Lebensmotto lautet?
Ich lebe in einem Change-Zustand. Früher habe ich gesagt, Erfolg ist das Wichtigste; jetzt sage ich, es muss mir Freude machen.

7. Was gönnen Sie Ihren Mitarbeitern?
Das Gefühl, dass sie geschätzt werden und wesentlich am Erfolg des Unternehmens teilhaben. Anerkennung gibt man ihnen, wenn man mit ihnen viel spricht und ihnen ein dauerndes Feedback sowie die Möglichkeit zum Weiterentwickeln gibt.

8. Welcher Song rettet Sie aus einer Krise?
(Lacht.) Aus einer Krise rettet einen kein Song. Da muss ich viel alleine sein, nachdenken und mit meinem Hund, einem Jack Russel, spazieren gehen.

9. Gibt es eine Speise, Sie zu trösten vermag - Sachertorte vielleicht?
Essen ist mir unwichtig. Meine Kinder können mich trösten.

10. Was wollten Sie Ihren Kindern mitgeben?
Die Einstellung, dass Arbeit nicht nur für das Leben nötig ist, sondern auch zu einer gewissen Disziplin zwingt, die in schwierigen Situationen hilft.

11. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit sieben Jahren, indem ich Kastanien aufgeklaubt und anschließend an einen Wildhändler verkauft habe.

12. Ihr erster Luxus?
Das war mein erstes Pferd - ein Hannoveraner namens Wendelstein. Den habe ich mir bei meinem Vater mit 15 Jahren durch gute Leistungen in der Schule verdient. Und ich habe mein ganzes Taschengeld für ihn ausgegeben.

13. Worauf sind Sie stolz?
Auf meine zwei Kinder und auf den Verlauf meines Lebens.

14. Ihre größte Niederlage?
Meine Scheidung im Jahr 1983.

15. Wie entspannen Sie sich?
Indem ich mit meinem Hund spazieren gehe und Zeit habe, in Ruhe zu arbeiten.

16. Was inspiriert Sie?
Erfolgreiche Projekte, die außergewöhnlich und neuartig sind. Zum Beispiel, wenn ich ein tolles Hotel sehe wie das Crillon oder das Shangri-La in Paris. Ich inspiziere andere Häuser auch regelmäßig.

17. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Der lautet Management by Exception. Ich lasse die Leute arbeiten, und wenn es nicht klappt, mische ich mich ein. Ich hole mir sehr viele Informationen von meinem Team, entscheide dann alleine und versuche, ihnen dann diese Entscheidungen als die ihren zu verkaufen (lacht).

18. Was glauben Sie, was Ihre Mitarbeiter über Sie sagen?
Manche haben mich gern, manche halten mich für wahnsinnig lästig. Alle wissen, dass der Erfolg mir sehr wichtig ist, ich sehr engagiert bin und die Dinge nicht laufen lasse.

19. Wo sehen Sie sich im Ruhestand?
Solange ich noch denken kann und mich bewegen kann, glaube ich nicht, dass ich mich zurückziehen werde.

Zur Person: Elisabeth Gürtler-Mauthner (69) ist zweifach verwitwet und hat eine Tochter und einen Sohn. Die Perfektionistin studierte an der Hochschule für Welthandel. Sie war Gesellschafterin im väterlichen Handelsunternehmen und übernahm nach dem Tod ihres ersten Mannes gemeinsam mit ihren Kindern die Hotels Sacher in Wien und Salzburg. Von 1999 bis 2007 organisierte sie den Opernball und leitete von 2007 bis 2018 die Spanische Hofreitschule. Sie ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen und war in zweiter Ehe mit dem Schauspieler Helmut Lohner verheiratet.

Dieserr Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 49/2019) erschienen.