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Gastkommentar: Wirtschaftskammerlöhne – Heuchlerische Spielchen auf Kosten der Inflation

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Hans Harrer

©Senat der Wirtschaft<> beigestellt, Senat der Wirtschaft, beigestellt

Senat-der-Wirtschaft-Vorstandschef Hans Harrer sieht die Inflation vor allem als Folge von Geldpolitik, steigender Staatsquote und Bürokratie. Die Debatte um Wirtschaftskammerlöhne nennt er heuchlerisch und fordert einen klaren Sparkurs.

Inflation ist vor allem das Resultat einer steigenden Geldmenge: Je mehr Geld im Umlauf ist, desto weniger ist es wert. Dass die jahrelange Nullzinspolitik der Zentralbanken in ein Inflationsfeuerwerk münden musste, ist wieder einmal belegt – auch wenn das linke Momentum-Institut dies auch heute noch leugnet. Dessen Ökonom Oliver Picek sah 2021 keine Inflationsgefahr und empfahl dem Staat sogar, noch mehr Schulden zu machen.

Das viele Geld führte zunächst zu explodierenden Immobilien- und Aktienpreisen. Dass dies absehbar zu eine allgemeine Teuerung führen würde, war klar. Auslöser waren dann die gestörte Lieferketten und die durch den Ukraine-Krieg explodierenden Energiepreise. In dieser Lage bot die Bundesregierung den Sozialpartnern einen fairen Weg an: Steuersenkungen und Transferzahlungen sollten die Kaufkraft sichern – als Basis für maßvolle Lohnabschlüsse. Der Senat der Wirtschaft unterstützte das mit der Petition „Halbe-Halbe“, einem Appell an die Gewerkschaften, Verantwortung zu übernehmen.

Keine Mäßigung

Doch Mäßigung blieb aus. Österreichs Löhne stiegen stärker als in jedem anderen EU-Land – doppelt so stark wie in Deutschland, viermal so stark wie in Italien. Die Benyaformel, wonach sich Löhne an Inflation und Produktivität orientieren, wurde ignoriert. Wäre sie eingehalten worden, hätten die massiven Produktivitätsrückgänge 2022–2024 zu real negativen Lohnabschlüssen geführt. Stattdessen befeuerte man die Lohn-Preis-Spirale. Erst 2025 lenkten die Gewerkschaften ein – zu spät: Österreich bleibt Inflationseuropameister.

Der Produktivitätsrückgang hängt eng mit der steigenden Staatsquote zusammen. Während im Privatsektor Beschäftigung stagniert und Arbeitszeit sinkt – Work-Life-Balance lässt grüßen – baute der Staat massiv Personal auf. Auch staatliche Gebühren und Tarife legten weit über der Inflation zu. Die wahren Kostentreiber beim Wohnen sind nicht die Mieten, sondern die Wohnnebenkosten – angetrieben durch öffentliche Dienstleister. Resultat: Die Staatsquote kletterte auf  56 %. Das zu finanzieren, treibt Schulden und Preise.

Bürokratie als Dauerinflationstreiber

Dauerinflationstreiber ist auch die Bürokratie. Immer neue Auflagen – etwa durch den Green Deal – fressen Ressourcen und erhöhen die Verwaltungskosten. Das betrifft zwar ganz Europa, doch wir konkurriert auch mit den USA und Asien, die sich über unseren selbstgemachten Wettbewerbsnachteil freuen.

Hier wird die Debatte um die Wirtschaftskammerlöhne heuchlerisch. Tatsächlich hielt sich die Kammer bei Gehältern zuletzt zurück – ein Fakt, den kaum jemand erwähnt. Die zurückgezogene 4,2-Prozent-Erhöhung wäre, rückwirkend für das Vorjahr, nicht einmal die Hälfte der damaligen Inflationsrate gewesen. Nicht diese Gehaltserhöhung wäre das Problem, sondern der aufgeblähte Kammernapparat selbst: ein bürokratisches Schattenreich, finanziert durch Pflichtbeiträge und staatlich verordnete Dienstleistungen, die Kammerfunktionäre beschäftigen, aber kaum Wert schaffen.

Kammer-Schattenstaat zurückfahren

Es ist höchste Zeit, die Staatsquote und diesen Kammer-Schattenstaat konsequent zurückzufahren. Weniger Bürokratie, geringere Steuern und Lohnnebenkosten, mehr Markt, Eigenkapital, Innovation und Wettbewerb – das sind die Stellschrauben, die Österreich wieder auf Kurs bringen. Wer Inflation wirklich bekämpfen will, muss die Lohn-Preis-Spirale durchbrechen und die Fesseln der Verwaltung sprengen – nicht neue schaffen.

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