von
"Lebenserwartung von transplantierten Lebern - HOPE gegen das Altern?", formulierte das Expertenteam unter Janina Eden von der chirurgischen Abteilung der Universität von Groninen (Niederlande) und Co-Autoren, auch von der MedUni Wien, in den "Annals of Surgery" (DOI: 10.1097/SLA.0000000000006883). Der Hintergrund, wie die Wissenschafter feststellen: "Der Mangel an Organen hat zu einem vermehrten Gebrauch von Leberorganen von betagten Spendern für eine ebenfalls ältere Gruppe von Organempfängern geführt."
Insgesamt geht auf dem Gebiet der Organtransplantationen eine Schere auf: Die Empfänger werden älter. In Europa wird versucht, auch die Altersgrenzen für Spender nach oben zu verschieben. Trotzdem sollen die verwendeten Organe möglichst optimal funktionieren. In den vergangenen rund 20 Jahren wurden deshalb zunehmend Techniken entwickelt, welche die Funktion von Spenderorganen unmittelbar vor der Verwendung verbessern bzw. Gewebeschäden während des Transports ("kalte Ischämiezeit"; Kühlung ohne Sauerstoffversorgung) verhindern sollen.
Bei Lebertransplantationen wird dabei das HOPE-Prinzip verwendet. Vor der Implantation wird das Spenderorgan in gekühltem Zustand rund zwei Stunden lang mit einer sauerstoffreichen Flüssigkeit durchspült. Das soll vor allem den bei Spenderorganen nach der Transplantation durch die plötzlich wieder vorhandene Sauerstoffversorgung durch das Blut des Empfängers auftretenden "Perfusionsschaden" verhindern. Es kommt dabei zur Bildung von das Gewebe schädigenden Sauerstoffradikalen. Solche Schäden treten zum Beispiel auch nach einer erfolgreichen Herzinfarktbehandlung per Katheteraufdehnung des betroffenen Koronargefäßes und Stents nach der plötzlichen Beseitigung des Gefäßverschlusses auf.
Anfang des Jahres haben Janina Eden und ihre Co-Autoren in einer Auswertung der Ergebnisse von insgesamt 1.202 Spenderleber-Transplantationen an 22 Kliniken in Europa (HOPE-REAL-Studie) im "Journal of Hepatology" (DOI: 10.1016/j.jhep.2024.06.035) eine sehr positive Bilanz gezogen: Nach einem Jahr funktionierten noch 95 Prozent der mit der speziellen Technik behandelten Organe von gehirntoten Spendern, nach drei Jahren waren es 91 Prozent, nach fünf Jahren 87 Prozent.
Jetzt haben die Wissenschafter aus der Studie das kumulative Alter der Spender und der Spenderorgane nach Transplantation ausgewertet. Die Resultate sprechen für die HOPE-Technik: "Das durchschnittliche kumulierte Leberalter war in der HOPE-behandelten Gruppe (768) deutlich höher als in der Gruppe, in der HOPE nicht verwendet wurde (863 Transplantationen) Gruppe: 69 im Vergleich zu 61 Jahre (Unterschied statistisch signifikant; Anm.). Trotzdem war das Überleben von Transplantaten in der HOPE-behandelten Gruppe deutlich überlegen."
Fazit der Experten: "Die HOPE-Behandlung scheint die Risiken zu mindern, die mit der Verpflanzung von Leberorganen älterer gehirntoter Spender verbunden sind, was zu einem hervorragenden langfristigen Überleben in einer alternden Empfängerbevölkerung führt. Diese Ergebnisse unterstützen die breitere Einführung von HOPE, um die Nutzung älterer Spender zu verbessern und den Spenderpool zu erweitern."
ARCHIV - 28.09.2012, Berlin: Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird an einem OP-Saal vorbei getragen. (zu dpa: «MV bringt Gesetzentwurf zur Neuregelung der Organspende mit ein») Foto: Soeren Stache/dpa +++ dpa-Bildfunk +++.