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Menschenaffen kommunizieren kaum direkt mit ihrem Nachwuchs

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Aktualisiert
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Die Umgebungssprache könnte eine entscheidende Rolle spielen
©APA, dpa, Oliver Berg
Menschenaffen kommunizieren kaum direkt mit ihren Babys. Während Menschen rund um den Globus in Babysprache zu ihren Säuglingen sprechen, fehlt dieses Verhalten bei den nächsten Verwandten der Menschen fast vollständig. Das zeigt eine neue Studie eines internationalen Forschungsteams unter der Leitung der Universitäten Zürich (UZH) und Neuenburg (Unine).

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Die Forschenden nahmen dafür die sprachliche Umgebung auf, denen die Säuglinge von Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans in freier Wildbahn ausgesetzt waren. Die Studie wurde am Mittwochabend in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlicht.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Menschliche Säuglinge werden um ein Vielfaches häufiger direkt angesprochen als junge Menschenaffen. "Wir waren überrascht, wie wenig dieser Art der Kommunikation wir bei unseren nächsten lebenden Verwandten tatsächlich beobachten konnten", erklärte Co-Studienerstautorin und UZH-Forscherin Franziska Wegdell in einer Mitteilung der Universitäten zur Studie.

Diese Erkenntnisse könnten laut den Forschenden wichtige Hinweise auf die evolutionären Ursprünge der menschlichen Sprache liefern. Denn bei Menschen spielt die langsame, deutliche, an Kinder gerichtete Sprache eine große Rolle. In zahlreichen Studien wurde laut den Universitäten ein Zusammenhang zwischen der Menge der an Kinder gerichteten Sprache und besseren Lernergebnissen nachgewiesen. Dazu gehören etwa ein größeren Wortschatz oder besseren Lese- und Schreibfähigkeiten.

Um die Evolution der Sprache zu enträtseln, wäre es den Forschenden zufolge ideal, die Sprachfähigkeiten der frühen Menschen zu untersuchen. Da Sprache nicht versteinert, ist dies aber unmöglich. "Aus diesem Grund haben wir uns unseren nächsten lebenden Verwandten zugewandt - den nicht-menschlichen Menschenaffen - und ihre auf das Kind gerichtete vokale Kommunikation untersucht", erklärte Wegdell.

Die Resultate liefern Hinweise darauf, dass die kindgerichtete Kommunikation mit der Entwicklung der menschlichen Sprache erheblich an Bedeutung gewann. Sie deutet damit darauf hin, dass Babysprache eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der menschlichen Sprache gespielt hat, indem sie das Lernen und den Erwerb eines so komplexen Kommunikationssystems unterstützt hat.

Aber wie können die Affen-Kinder denn ihre Sprache erlernen? Laut der Studie könnte bei Menschenaffen die Umgebungssprache eine entscheidende Rolle für den Spracherwerb spielen. Auch wenn die nicht-menschlichen Menschenaffenjungen selten direkt angesprochen werden, sind sie ständig von der Kommunikation der erwachsenen Tiere umgeben.

Diese Umgebungssprache kommt laut der Studie bei Menschenaffen mit der Ausnahme von Orang-Utans ähnlich häufig vor wie bei Menschen.

KÖLN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Oliver Berg

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