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Der aus Tirol stammende ESA-Chef präsentierte die Aufnahmen u.a. zusammen mit der Leiterin des ESA-Erdbeobachtungsprogrammes, Simonetta Cheli, auf dem bis Freitag (27. Juni) im Austria Center Vienna laufenden, laut Veranstaltern größten Treffen zum Thema "Erdbeobachtung". Die Biomass-Sonde hat nur ein einziges Instrument an Bord, ein neuartiges Radar, das im P-Frequenzband operiert.
Damit lasse sich tief in die oftmals als "Grüne Lunge" unseres Planeten bezeichneten tropischen Wälder der Erde blicken. Das Signal, das nach dem Auftreffen der Strahlung gemessen wird, erlaubt das Abschätzen der tatsächlich dort vorhandenen Biomasse. Das sei ein völlig neuer Zugang, wie u.a. der aus Österreich stammende ESA-Projektmanager Michael Fehringer erklärte.
Bisherige Aufnahmen im optischen Bereich zeigten vor allem das Blätterdach. Dieses repräsentiert aber nur ungefähr ein Prozent der Biomasse der Regenwälder. Rund 75 Prozent befindet sich in den Stämmen, geschätzt ein Viertel der Biomasse - und damit auch ein erklecklicher Anteil des gespeicherten Kohlenstoffes - mache das Wurzelwerk aus.
Dass der Ansatz funktioniert, lasse sich schon aus den ersten Aufnahmen herauslesen, die neben Bolivien auch die Amazonasregion im Norden Brasiliens, Wälder in Indonesien, im afrikanischen Gabun oder den Nimrod Gletscher in der Antarktis zeigen. Man richte das Instrument auch auf Eisflächen oder Wüsten, da die Technologie auch verheiße, hier etwas unter die Oberfläche blicken zu können, so "Biomass"-Missionsmanager der ESA, Klaus Scipal - ebenfalls ein österreichischer Wissenschafter.
Sehr zufrieden sei man mit den ersten Bildern, obwohl die Kalibrierung noch nicht abgeschlossen sei. Man hoffe, dass die Erforschung der Regenwälder mit den "Biomass"-Daten einen neuen Impuls bekommt. Im Gegensatz zu Europa oder den USA - wo man quasi jeden Baum kenne, wie es Scipal ausdrückte - sei das für das Weltklima so wichtige Grün in den Tropen noch kaum vermessen.
Was sich aus wissenschaftlicher Sicht alles mit der "3D-Tomographie" der Wälder anstellen lässt, werde die Zukunft zeigen, so Cheli. Klar sei aber etwa, dass es bisher sehr schwer war, den Einfluss der Vegetation auf Klima und Wetter in modernen meteorologischen Modellen abzubilden, sagte die Generaldirektorin des Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Florence Rabier. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) und neuen Herangehensweisen wie "Biomass", sollte sich das mittelfristig ändern.
Künftig will man alle neun Monate eine komplette Vermessung der tropischen Biomasse liefern, so Fehringer. So ließen sich dann Vergleiche über die Zeit hinweg über den gespeicherten Kohlenstoff in Wäldern in sehr hoher Präzision ziehen.
Auf etwas kleinerer Skala können nun auch Laien die Forschung dabei unterstützen, herauszufinden wie viel Kohlenstoff Bäume speichern. Dazu sollen sie im Rahmen des am Montag vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) beim "Living Planet Symposium" vorgestellten Citizen-Science-Projekt "Tree-Quest" mit einer Handy-App Bäume vermessen. Ihre Daten können auch dabei helfen, bessere Karten der in Wäldern gespeicherten Kohlenstoffmenge zu erstellen.
Beteiligen kann man sich über das "Tree-Quest"-Modul in der kostenlosen Handy-App "Geo-Quest". Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen mit Hilfe der App Durchmesser und Höhe von Bäumen in ihrer Nachbarschaft messen und nach Möglichkeit auch die Baumart bestimmen. So lässt sich herausfinden, wie viel Kohlenstoff sie speichern. "Jeder Baum zählt im Kampf gegen den Klimawandel", erklärte Projektleiter Milutin Milenković vom IIASA in einer Aussendung. Durch die Kombination von Satellitendaten mit den von Bürgerinnen und Bürgern generierten Daten würden sich wichtige Wissenslücken in der Waldüberwachung schließen und in sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen einbinden lassen. Die "Tree-Quest"-Kampagne läuft bis Ende 2025, den besten Teilnehmer winken Belohnungen.
(S E R V I C E - Downloadlink zu ersten "Biomass"-Aufnahmen: https://go.apa.at/Vznvlxdk; "Tree-Quest"-Projekt: https://c4cweb.main.geo-wiki.org/)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/ESA
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/ESA