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Gewissermaßen in der Warteschleife für einen Einsatz im All befindet sich nämlich die Kärntnerin Carmen Possnig, die seit dem Jahr 2022 zur Ersatzastronautin der europäischen Raumfahrtagentur ESA ausgebildet wird. Für Viehböck wäre "ein baldiger Raumflug von Carmen Possnig sehr hilfreich für die österreichischen Weltraumaktivitäten, vor allem im Land", wie er im Vorfeld seines Geburtstages, den er ohne große Festivitäten begehen möchte, betonte: "Ich unterstütze, wo ich kann und freue mich, dass ich mit ihr eine sehr kompetente und geeignete Nachfolgerin hätte!"
Der Weg des gebürtigen Wieners als erster Österreicher im Erdorbit startete im Süden von Wien. Viehböck verbrachte seine Kindheit und Jugend in Perchtoldsdorf und Mödling. Nach der Matura und dem Elektrotechnik-Studium an der Technischen Universität (TU) Wien und einer Assistentenstelle ebenda war er ab 1988 in den Bann der Raumfahrt geraten. Einen Hang zur weiten Welt hatte er immer: Schon vor seiner Ausbildung am "Sternenstädtchen" bei Moskau zum Kosmonauten hatte der vierfache Familienvater Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch gesprochen. Russisch kam im Zuge der "Austromir"-Vorbereitungen noch dazu.
Um den Platz in der Sojus-Rakete ritterten nach einer öffentlichen Ausschreibung 1988 insgesamt mehr als 180 Österreicher. Nach Vortests begann dann im März 1989 für 28 Männer und drei Frauen das Training in Österreich. Schließlich fiel am 6. Oktober 1989 in Moskau die Entscheidung, dass der Techniker Viehböck und der 1963 geborene Arzt Clemens Lothaller die Kosmonautenausbildung machen können.
Im Sommer 1991 galt dann Viehböck als Favorit, Lothaller fungierte als wahrscheinlicher Ersatzmann. Endgültig fixiert wurde die Entscheidung für den damals 30-Jährigen dann schließlich am 30. September. Er habe "keine Angst", gab Viehböck kurz vor dem Start zu Protokoll. Am 2. Oktober 1991 um 6.59 Uhr MEZ hob dann die Sojus-TM 13-Rakete mit ihm an Bord vom russischen Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan ab. Mit Viehböck flogen als Kommandant der Russe Alexander Wolkow und als dritter Mann der Kasache Tachtar Aubakirow ins All. Achteinhalb Stunden nach dem Abheben brachte Viehböcks Frau Vesna im Krankenhaus Wiener Neustadt ein gesundes Mädchen - Carina Marie - zur Welt.
Das Andockmanöver an die Raumstation Mir erfolgte am 4. Oktober. Viehböck führte in den folgenden Tagen 15 wissenschaftliche Experimente aus Österreich durch, um am 10. Oktober um 5.12 Uhr MEZ an Bord einer Sojus-Landekapsel in Kasachstan zu landen. Das harte Training habe sich spätestens zu diesem Zeitpunkt ausgezahlt, denn die harte Landung habe ihm vieles abverlangt, erklärte Viehböck einmal.
Spätestens nach seiner Rückkehr nach Österreich sollte ihn auch seine Popularität nachhaltig beschäftigen: "Es bedeutete für mich schon einen Lernprozess, damit umzugehen, dass man plötzlich im Mittelpunkt der Öffentlichkeit steht und einen jeder kennt", sagte Viehböck bereits im Vorfeld seines 60ers zur APA. Die Bekanntheit brachte ihm u.a. Werbeverträge und zahlreiche Autogrammwünsche ein.
Auf den Flug folgte eine zweijährige Informations- und Vortragstätigkeit über die Forschungstätigkeit im All im Auftrag der österreichischen Bundesregierung. Schließlich wechselte er nach Amerika ins Management des US-Raumfahrtkonzerns Rockwell, der dann von der Firma Boeing aufgekauft wurde. 1999 kam er schließlich als Europa-Bereichsleiter des Boeing Weltraum- und Kommunikationstechnik-Geschäfts mit Sitz Wien zurück in die Heimat. Bis dahin hatte sich auch der Rummel um seine Person auf ein "absolut erträgliches" Niveau reduziert, so Viehböck. Um die Jahrtausendwende fungierte er auch als niederösterreichischer Technologiebeauftragter.
Im Jahr 2002 wurde Viehböck Geschäftsführer von "Berndorf Band". Ab 2008 war er als "Chief Technology Officer" für Technik und Personalentwicklung zuständig und fungierte seitdem auch als Mitglied des Vorstands der niederösterreichischen Berndorf AG. Nach 18 Jahren in der Unternehmensgruppe übernahm der einstige Kosmonaut 2020 als CEO die Führung der Organisation mit 2.300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt rund 575 Millionen Euro. Und daran will er absehbar auch nichts ändern: "Solange ich fit und gesund bin, und es mir Spaß macht, bleibe ich CEO." Eine etwaige Nachfolge werde er zu gegebener Zeit "sehr sorgfältig" in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat planen und "mit einer guten gemeinsamen Übergangszeit" umsetzen.
Trotz seiner Verankerung im Wirtschaftsleben ist Viehböck weiter mit der Raumfahrtszene in Verbindung. So war er etwa 2016 Gastgeber des "29. Planetary Congress" des internationalen Verbandes der Raumfahrer (Association of Space Explorers) in Wien. Als Investor stieg er kürzlich auch beim niederösterreichischen Raumfahrt-Start-up Gate Space ein, das seine kompakten Triebwerke für Satelliten im kommenden Jahr ins All bringen will.
Die Entwicklung des heimischen Raumfahrttechnologie-Sektors sei "für unser kleines Land eigentlich sehr beachtlich". Es gebe "tolle Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen, die auch international große Anerkennung und Verwendung finden", so der Techniker, der privat gerne auf Reisen geht, musiziert oder sich im Rahmen von Skitouren, Kitesurfen, Wasserskifahren, Schwimmen und Tennis vielfältig sportlich betätigt. Für den Ausbau des Weltraumengagements des Landes ist für Viehböck allerdings ein "größeres finanzielles Engagement bei der ESA" seitens der heimischen Politik nötig.
"Austronaut" Franz Viehböck am Montag, 03. Oktober 2016, im Rahmen einer PK des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) anl. einer "Internationale AstronautInnenkonferenz" in Wien.
++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0158 VOM 28.9.2021 - Vor 30 Jahren flog im Zuge des österreichisch-russischen Weltraumprojekts "Austromir" der erste - und bisher einzige - Österreicher ins All. Franz Viehböck startete am 2. Oktober 1991 mit einer Sojus-Rakete von Baikonur aus zur russischen Raumstation Mir. Im Bild: Franz Viehböck bei seiner letzten Pressekonferenz vor dem Start im Raumfahrtzentrum Baikonur. (UNDATIERTES ARCHIVBILD)