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Low Life Rich Kids "introvertiert" und "auf die Fresse"

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Aktualisiert
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4 min
Das Trio Low Life Rich Kids für das Foto zu viert
©APA, Nico Hafner, Las Vegas Rec
Zwei Schauspielerinnen und ein Musiker nehmen für ein Theaterprojekt einen Song auf - und dieser wird zum Radiohit. Ein guter Grund, weiterzumachen: Nun veröffentlichen Mara Romei, Coco Brell und Bernhard Eder unter dem Bandnamen Low Life Rich Kids das erste Album. "Lieblingslieder" vereint Pop, Postpunk und andere Stile. "Auf keinen Fall NDW als Hauptding anführen!", fordert das Trio im APA-Interview, wobei Gesang und Einsatz von Heimorgeln doch an jene Welle erinnern.

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Auf alle Fälle klingen Low Life Rich Kids erfrischend anders in einer Zeit der Spotify-Regeln. Allein die manchmal recht langen Intros widersprechen dem ungeschriebenen Streaminggesetz, wonach Hörer gleich nach wenigen Sekunden überzeugt werden müssen, nicht zu skippen. "Dann hört's halt den Song nicht", richtet Eder solchen Musikkonsumenten gelassen aus.

"Ich finde das cool", sagt Romei zum Thema Intro. "Es baut etwas auf, jeder Song hat ein anderes Gefühl - zumindest ist das unser Ziel. Da kommst du nicht hin, wenn du sofort zwei Sätze singst, dann der Refrain, eine Bridge und noch mal ein Refrain folgt - und dann ist das Lied aus. Wir versuchen, Geschichten zu erzählen, darum sind die Lieder teilweise untypisch gebaut. Das macht sie besonders."

Die Texte auf "Lieblingslieder" drehen sich um Themen wie persönliche Ängste und Umweltprobleme. "Es gibt introvertierte Lieder, wo es darum geht, was bei mir passiert. Gleichzeitig gibt es Songs, mit denen man Gedanken zu allgemeinen Zuständen rauslässt, damit an die Leute kommen will - direkt auf die Fresse", erläutert Brell.

"Das sind Themen, die jedem von uns durch den Kopf ziehen", sagt Romei, auf die Lieder über emotionale Kältegefühle, Versagensängste und Unsicherheit angesprochen. "Manchmal fühlt man sich eben alleine. Man hat das Gefühl, es wird zu wenig über Stress und Ängste gesprochen. Dass es auch ok ist, einmal die Nerven wegzuschmeißen. Und dass man manchmal gar nicht weiß, wie man den Beitrag leisten kann. Bei unseren Konzerten kann man schreien, tanzen und es rauslassen. Du bist eben nicht allein mit diesen Gefühlen."

Das Lied "Unter den Wolken" ist eine umweltkritische Alternative zu Reinhard Mays "Über den Wolken". Bedenken, Menschen könnten Ökokritik schon nicht mehr hören, wischt Eder weg: "Man kann das nicht leugnen. Es betrifft uns alle, wenn die Welt in zehn Jahren im Arsch ist." Der Titel des Songs "Anti-Woke-Generation" wiederum sagt alles, worum es hierbei geht. Romei hält fest: "Es ist kein Boomer-Shaming. Jede Generation, die älter wird, hat Angst vor Veränderungen. Das ist eine ständige Wiederholung."

Die Musik wurde von Eder - "bis auf die Drums" - alleine eingespielt. Der Bogen bei den zum Einsatz gekommenen Tasteninstrumenten spannt sich von E-Orgel über Synthesizer bis zu alten Heimorgeln. "Und bei fast jedem Song ist ein Drumsample oder eine Rhythmusmaschine darunter", erklärt der Oberösterreicher, dem es Spaß machte, Einflüsse "mit einem Schuss Ironie" zu zitieren - etwa Grauzone, AC/DC (mit Orgel) oder Iron Maiden mit einem kräftigen Gitarrensolo.

Heuer geben Low Life Rich Kids "richtig viele" Konzerte. Spielen dabei die Schauspielerinnen Romei ("Biester") und Brell eigentlich eine Rolle oder sind sie auf der Musikbühne sie selbst? "Ein Mittelding", sagt Brell. "Du bist bei Konzerten nicht nur du privat, gleichzeitig bist du auch keine Figur. Aber das was wir transportieren, da stehen wir zu 100 Prozent dahinter, nicht wie am Theater, wo man hinter dem Projekt steht, aber nicht immer hinter der Figur, die man spielt."

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - www.lasvegasrecords.at/llrk)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Nico Hafner/Las Vegas Rec/Nico Hafner

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