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Wien erhöht Preise für Öffi-Tickets und Parken

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Wien verkündete Tariferhöhungen
©APA, HELMUT FOHRINGER, THEMENBILD
Wien erhöht die Preise für Öffi-Tickets und Parken. Die Tarife steigen um bis zu 30 Prozent. Die Jahreskarte der Wiener Linien wird künftig 467 statt bisher 365 Euro kosten - wobei es einen Rabatt bei der digitalen Variante gibt. Auch andere Fahrscheine werden entsprechend angepasst. Für das Parken ist ebenfalls mehr zu berappen. Dabei steigen nicht nur die Preise für die Parkscheine, auch das Parkpickerl wird teurer. Es kostet künftig 13 statt wie bisher 10 Euro pro Monat.

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Auch im Bereich Tourismus wird es eine Maßnahme geben. Die Ortstaxe wird von 3,2 auf 8,5 Prozent angehoben. Präsentiert wurden die Tariferhöhungen am Montag von Finanzstadträtin Barbara Novak und Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ). Begründet wurden sie mit der budgetären Situation bzw. dem gestiegenen Konsolidierungsbedarf.

Der Preis für die Jahreskarte steigt damit erstmals seit 13 Jahren. 2012 war er von der damaligen rot-grünen Stadtregierung von 449 auf 365 Euro gesenkt worden. Ab 1. Jänner 2026 muss man für die Karte nun 467 Euro zahlen, jedenfalls wenn man sich für die klassische Variante im Scheckkartenformat entscheidet. Bezieht man das Ticket nur digital, kostet es 461 Euro. Wie Sima betonte, wird es auch ein neues Jugendticket geben. Personen unter 26 Jahren können es um 300 Euro (294 Euro digital) erwerben. Ein Studium ist keine Voraussetzung mehr für den Bezug des vergünstigten Tickets.

Wie Sima betonte, wurde die Erhöhung der Jahreskarte analog zu jener des bundesweiten Klimatickets vorgenommen. Dieses gebe es erst deutlich kürzer, es sei aber bereits um 27,85 Prozent teurer geworden. Betroffen von der Ticket-Maßnahme sind auch andere Karten-Varianten, wie etwa die diversen Einzelfahrschein-Kategorien. Das Angebot wird aber gestrafft. Künftig kann man sich bei einer Einzelfahrt etwa zwischen einem regulären Ticket und einem ermäßigten für Kinder bzw. Jugendliche entscheiden. Ersteres wird künftig 3,2 (digital 3 Euro) statt wie derzeit noch 2,40 Euro kosten.

Der Einzelfahrschein für Senioren wird aufgelassen. Auch das 48- sowie 72-Stunden-Ticket sind ab kommenden Jahr Geschichte. Neu hingegen ist eine Valorisierung der Jahreskarte. Sima kündigte heute regelmäßige Anpassungen an. Dies sei sinnvoller als den Preis über einen langen Zeitraum unverändert zu lassen und ihn dann deutlich zu erhöhen, befand sie. Wer die Option Fahren ohne Ticket wählt, muss übrigens ebenfalls tiefer in die Tasche greifen, falls er erwischt wird. Schwarzfahren kostet künftig 135 statt 105 Euro.

Parkscheine werden um 30 Prozent erhöht, und zwar ebenfalls ab 1. Jänner. Konkret steigen die Kosten pro halber Stunde unabhängig vom Parkschein um 40 Cent. Beim Parkpickerl wird von einem Jahres- auf einen Monatsbetrag umgestellt. Die Parkstrafen werden ebenfalls angehoben.

Der neue Satz der Ortstaxe wird bereits ab 1. Dezember eingehoben. Man werde mit den 8,5 Prozent im internationalen Mittelfeld liegen, betonte Novak. Mit den zusätzlichen Einnahmen sollen etwa Projekte finanziert werden, die den ökologischen Fußabdruck des weiter wachsenden Besucheraufkommens verringern sollen.

Die Erhöhungen seien unverzichtbar, um die angestrebten Budgetziele zu erreichen und die Kosten für städtische Infrastruktur abzudecken, beteuerte die Finanzstadträtin. Die nunmehr verkündeten Schritte werden in unterschiedlichem Ausmaß zur Konsolidierung beitragen: Beim Parken wird mit 81 Mio. Euro Mehreinnahmen gerechnet, bei der Ortstaxe mit zusätzlichen 81 Mio. Euro. Bei den Öffis sollen die Erträge um bis zu 150 Mio. Euro jährlich steigen.

Die Wiener Opposition reagierte mit Kritik auf das Paket: Öffis und Parken in Wien zu verteuern, werde das Budgetloch nicht stopfen, dafür aber die Wienerinnen und Wiener weiter massiv belasten, hielt etwa FPÖ-Stadtwerkesprecher Klemens Resch fest. Die Bürger würden wohl zur Kasse gebeten, weil sich die Wiener Linien bei ihren Bauvorhaben verkalkuliert hätten, mutmaßte er. Autofahrer, so befand er weiters, sollten ent- und nicht belastet werden. Parkpickerlbesitzer müssten bereits jetzt vor allem in den innerstädtischen Bezirken stundenlang einen Stellplatz suchen.

Die Grünen ärgerten sich darüber, dass die Stadtregierung mit der 365-Euro-Jahreskarte einen "international beachteten Leuchtturm" abreiße. Ein Herzstück klimafreundlicher Mobilität in Wien werde dadurch zerstört, zeigten sich die Parteivorsitzenden Judith Pühringer und Peter Kraus empört. Eine Erhöhung von mehr als 100 Euro treffe vor allem jene Familien, die wenig Einkommen hätten, besonders stark. Zusätzlich heize die Tariferhöhung die Teuerung weiter an.

Auch die Wiener ÖVP ließ kein gutes Haar an den Maßnahmen. Statt im eigenen System zu sparen, kassiere die SPÖ-NEOS-Stadtregierung wieder bei den Wienerinnen und Wienern ab, kritisierte der geschäftsführende Landesparteiobmann Markus Figl. Die Erhöhung der Öffi-Jahreskarte um über 100 Euro treffe alle, die täglich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen seien. Anstatt die Effizienz der Wiener Linien zu steigern oder interne Strukturen zu reformieren, würden die Kosten auf die Bürgerinnen und Bürger abgewälzt.

Der Verkehrsclub Österreich äußerte prinzipiell Verständnis über die Erhöhung der Jahreskarte. Verwiesen wurde aber darauf, dass sie in absoluten Zahlen fast dreimal so hoch ausfällt wie die Mehrkosten beim Parkpickerl. Der im Vergleich zum Parken starke Preisanstieg bei der Öffi-Jahreskarte sei für das Ziel einer stärkeren Verlagerung des Autoverkehrs auf Öffis kontraproduktiv, warnte man.

Die Erhöhung der Ortstaxe wiederum wurde von der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) angeprangert. Da Wien die Taxe in Prozent vom Nächtigungsentgelt berechne, profitiere die Stadt von jeder Hoteleröffnung und jeder Investition der Branche sowie von jeder durch die Inflation bedingten Preiserhöhung, gab ÖHV-Präsident Walter Veit zu bedenken. Eine Erhöhung des Prozentsatzes sei daher nicht notwendig, versicherte er. Auch würden Gäste und Familien mit kleinerem Budget hier vergessen.

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