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Sugababes, Oasis, Linkin Park: Wie Band-Comebacks gelingen

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Linkin Park mit neuer Sängerin
©APA, dpa, Christian Charisius
Guns N' Roses machen es, die Sugababes und Oasis wollen es diesen Sommer auch: wiedervereint gemeinsam auf Bühnen stehen. Ganz aktuell feiert mit Linkin Park noch eine weitere große Band ihr Comeback. Am heutigen Donnerstag spielt die Rockband etwa am Nova-Rock-Festival im Burgenland.

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Hinter Linkin Park liegen der tragische Tod von Frontmann Chester Bennington und eine darauffolgende Auszeit, die sieben Jahre andauerte. Doppelt so lang war die Durststrecke für Fans von Oasis. Der Krach zwischen den Brüdern Noel und Liam Gallagher ist legendär - das Aus der gemeinsamen Band schien im Jahr 2009 endgültig. "Oasis ist fertig", sagte Liam noch 2019 dem Musikmagazin "Rolling Stone". "Wenn ihr sie verpasst habt, habt ihr verdammtes Pech."

Umso größer war die Überraschung, als es im vergangenen Jahr dann doch hieß, dass Noel und Liam es noch einmal miteinander versuchen wollen. Zwei Millionen Menschen versahen den Instagram-Post zur Reunion mit einem Herz, weltweit berichteten Medien. Der Andrang auf Konzerttickets war überwältigend. Warum lässt eine Band noch Jahre nach ihrem größten Erfolg viele Menschen so ausflippen?

Die Emotionen seien mit denen von Sport-Fans vergleichbar, sagt Hans Schmucker vom Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment, das die offiziellen deutschen Charts ermittelt. "Man denkt, die größte Zeit ist jetzt vielleicht schon vorbei - aber das Schöne ist, da meldet er oder sie sich noch mal zurück und man sieht, die Band oder der Künstler hat es immer noch drauf."

Bei früheren Fans der Künstler löse so ein Comeback häufig "pure Nostalgie" aus, sagt Derek von Krogh, künstlerischer Direktor der Popakademie Baden-Württemberg. Am besten lasse sich das live fühlen. Deshalb seien Comebacks in live-fokussierten Genres wie im Rock besonders häufig - und die Konzerte dann oft auch kommerziell erfolgreich.

Neben dem Live-Moment spiele auch eine Rolle, ob der Musikstil als zeitlos wahrgenommen werde. Das treffe etwa auf Rock, aber auch auf den Hip-Hop zu, der Fans jeden Alters habe. Pop sei dagegen oft stark mit den Trends der aktuellen Jugend verknüpft. "Comebacks funktionieren also besser, je weiter man von Bubblegum-Pop entfernt ist", meint von Krogh.

Doch wieso prägt Nostalgie unser Erleben von Musik so stark? "Musik begleitet Menschen insbesondere in den Teenagerjahren auf eine sehr prägende Art und Weise, weil man sich oftmals auch über die Musik, die man hört, definiert", sagt von Krogh. Das sei Teil der Selbstfindung. "Und wenn ich mich einmal so halbwegs gefunden habe, hat ab da auch keine Musik der Welt mehr eine Chance, mich noch einmal genau so zu erreichen." Ein Comeback lasse uns dieser prägenden Zeit wieder nachspüren.

Wenn sich eine Band der Jugend mit neuer Musik zurückmeldet, ist das für alte Fans also eine emotionale und deshalb heikle Angelegenheit. Das bekamen auch Linkin Park zu spüren, als sie im Herbst ein neues Album und eine neue Sängerin ankündigten. Dass das Comeback-Album "From Zero" nicht nur namentlich auf die Anfänge der Band verweist, erleichterte viele Fans der Band. Der Markenkern der Band - eine charakteristische Mischung aus Metal, Rap, Rock und elektronischen Elementen - blieb erhalten.

"Ich liebe es, dass es eine so starke Linkin-Park-DNA in der Platte gibt", sagte auch Gründungsmitglied und Vokalist Mike Shinoda dem Radiosender Kroq. In den deutschen Albumcharts hielt sich "From Zero" mehrere Wochen an der Chartspitze.

Um sich auch langfristig wieder auf dem Musikmarkt zu etablieren, brauchen Bands aber mehr als den harten Kern ihrer früheren Fans. Von Krogh verweist deshalb noch auf einen "zweiten Pol der Nostalgie": die mystische Anziehungskraft, die alte Bands und Lieder auch auf junge Menschen ausüben. "Viele Jugendliche laufen mit einer Art Forschergeist durch die Musikgeschichte", erklärt er. So entdeckten die neuen Generationen auch ältere Hits für sich.

Dass Jugendliche heute alte Popklassiker neu erleben, beschreibt von Krogh als "eine der wenig erwähnten positiven Folgen von TikTok". So erreichen prägnante Momente der Popgeschichte wie das berühmte Drumfill von Phil Collins aus "In the Air Tonight" als virales Kurzvideo neue Generationen.

Solche kurzen Musikschnipsel könnten dann durchaus größeres Interesse bei jüngeren Generationen entfachen und sogar zum Kartenkauf motivieren. "Da geht es darum, dass ich mir die Person mit dem epic moment dann auch in echt ansehen möchte."

Gfk-Experte Schmucker berichtet, dass auch die Verwendung von Songs in Serien und Filmen dazu beitrage, Künstlerinnen und Künstler wieder populär zu machen. So erlebte etwa Kate Bush den Hype um die Mystery-Serie "Stranger Things", die in den 80er-Jahren spielt und dabei auch ihr Lied "Running Up That Hill" verwendet. 2024 verriet Bush dem Sender BBC, dass sie an einem neuen Album arbeiten will.

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