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Schule

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Das österreichische Bildungssystem gilt als starr und schwer reformierbar. Können Experten und Initiativen aus der Zivilgesellschaft – zuletzt etwa der Expertenrat von "Mehr Grips" – daran nachhaltig etwas ändern?

Die Liste an Klagen über das österreichische Bildungssystem ist lang. Zu altmodisch, zu unflexibel, zu exklusiv, um nur drei davon zu nennen. Große politische Würfe dagegen, die Weichen für künftige Verbesserungen stellen, sind rar. Immer öfter sind es daher Personen aus der Zivilgesellschaft, die versuchen, das System von außen zu verbessern.

Ein medial verhältnismäßig viel beachtetes Beispiel aus den letzten Wochen: die von parteiübergreifenden Experten gestartete Initiative "Mehr Grips", die auch Vorschläge für die Verbesserung des Bildungssystems vorgelegt hat. Drei DIN-A4-Seiten voller guter Ideen, wie es besser gehen könnte. Die Regierungsspitze sollte einen "Regierungsbeauftragten für die Modernisierung des Bildungssystems" ernennen, steht da zum Beispiel. Elementarbildung müsse aufgewertet, die Lehrerausbildung verbessert werden.

Kompliziertes System

Einer der Experten, die dieses Papier entwickelt haben, ist der Lehrer und Bildungsaktivist Daniel Landau. Warum diese Initiative wichtig sei, erklärt er anhand des Beispiels Elementarbildung: "Es gibt partei- und gesellschaftsübergreifend eine breite Übereinstimmung, dass der Kindergarten eine der wichtigsten Stellen in unserem Bildungssystem ist. Wir wissen schon lange, dass jeder hier investierte Euro sieben- bis zehnfach zurückkommt. Und trotzdem kommt kaum Bewegung rein." Österreichs Bildungssystem sei besonders komplex und kompliziert, sagt Landau. Wegen der verflochtenen Kompetenzaufteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, und "weil es so viele Gruppen mit eigenen Interessen gibt, von der von der Lehrerinnengewerkschaft, die wiederum in den Parteien verankert ist, bis zu der massiven Nachhilfe-Industrie." Dieses System nachhaltig zu verändern, erfordert einen langen Atem – den vor allem auf den nächsten Wahltermin fixierte Politiker selten haben. Warum "Mehr Grips" trotzdem hofft, einen Unterschied machen zu können? Alle Beteiligten werden die Erkenntnisse der Arbeitsgruppe nun in ihre Parteien und Netzwerke hineintragen, sagt Landau. Mit der Hoffnung, dass irgendetwas davon hängen bleibt, wenn nach der Nationalratswahl im Herbst eine neue Regierung gebildet wird.

Jedes Jahr 50 Prozent der Erlässe streichen. Es gibt viel zu viel Bürokratie

Martin Ruckensteiner

Nicht nur der Expertenrat von "Mehr Grips", auch viele andere Menschen aus der Zivilgesellschaft machen sich Gedanken über die Zukunft des österreichischen Bildungssystem. Und arbeiten daran, es besser zu machen. Andreas Ambros-Lechner, selbst einer der Ko-Autoren des "Mehr Grips"-Papiers und Generalsekretär der Mega-Bildungsstiftung (siehe Kasten unten), sagt: "Ich glaube, dass die zivilgesellschaftlichen, außerschulischen und außerhalb der Politik agierenden Player immer mehr werden. Die Spenden für Bildung nehmen zu. Es gibt viele Vereine und Initiativen, die aber häufig sehr lokal und punktuell wirken und sich schwer tun, in der medialen Öffentlichkeit und Politik wahrgenommen zu werden und größer zu werden."

Oft sind es – ehemalige oder immer noch aktive – Lehrerinnen, Lehrer und Schulleitungen, die sich einbringen, sagt Ambros-Lechner. Oder Personen, die ursprünglich nicht aus dem Bildungsbereich kommen, aber sehen, dass es dort viele Lücken gibt, und entsprechende Programme und Konzepte entwickeln. Finanziert werden diese dann von Spenderinnen und Spendern oder von der öffentlichen Hand. "Die meisten Initiativen, die ich kenne und die auch wirklich mit Kindern, Lehrpersonal und Eltern arbeiten, sind mischfinanziert. Bei den Geldgeberinnen und Geldgebern stecken in der Regel Unternehmen dahinter, die einen Teil ihrer Gewinne gemeinnützig einsetzen wollen."

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So sollte Schule idealerweise aussehen - unbeschwert und inspiriert. Oft ist die Realität wegen diverser Belastungen allerdings eine andere

 © Tech for Austria

Gemeinsam ist ihnen das Bedürfnis, das teure – aber in vielen Hinsichten ineffiziente – Bildungssystem in Österreich zu verbessern. Philosophie und Vorgehensweise unterscheiden sich.

Voneinander lernen

Die Initiative "Bildung im Aufbruch" zum Beispiel verknüpft mehr als 300 Schulen in ganz Österreich miteinander. Bei den "Schule im Aufbruch"-Tagen, regionalen Großveranstaltungen mit bis zu 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, werden gelungene Beispiele vorgestellt, um Raum für Inspiration zu schaffen. "Es gibt in Österreich jede beliebige Innovation an vereinzelten Schulen", sagt Leiter Martin Ruckensteiner. "Aber wir wissen zu wenig davon."

Wir merken, dass diese Inputs viel zu wenig in den Regelbetrieb übergehen

Daniel Landau

Forderungen an das Bildungssystem stellen wolle er nicht, sagt Ruckensteiner. "Das bringt nicht viel, glaube ich. Wir brauchen auch keine neuen Reformen. Die Reformen, die das Ministerium in den letzten Jahren umgesetzt hat, sind fantastisch – die neuen Lehrpläne, das Schulqualitätsmanagement, das Autonomiepaket. Es gibt im Bildungsministerium tolle Leute. Wir müssen diese Reformen nur ins Leben bringen. Wir müssen die Verhaltensweisen ändern und die Haltung aller Beteiligten. Die muss viel stärkenorientierter sein. Auf Stärken schauen, statt auf Fehler. Ermöglichen statt Verbieten."

Und, meint Ruckensteiner, was helfen würde: "Jedes Jahr 50 Prozent der Erlässe streichen. Es gibt viel zu viel Bürokratie. Zum Schluss landen diese oft völlig sinnlosen Vorgaben bei den Schulleiter*innen, die damit allein gelassen werden."

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 25+26/2024 erschienen.

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