Wie viel Wolf steckt heute noch im Haushund - Vom Raubtier zum verschmusten Haustier

Die Vierbeiner haben fast identisches Genmaterial Wie unterscheidet sich nun der Hund vom Wolf

Wie viel Wolf steckt heute noch im Haushund - Vom Raubtier zum verschmusten Haustier

Die Geschichte
Vor ca. 14.000 Jahren kam es in Europa zwischen Menschen und Wölfen zu einem ersten Bündnis. Jäger wählten sich Wolfswelpen aus und machten sich diese nach und nach durch Züchtungen zu nutze. Genetischen Studien zur Folge gab es mehrere, voneinander unabhängige Domestikationen.
Dass die Zähmung von Wölfen auch in anderen Gebieten der Erde zu ähnlich früher Zeit gelungen ist, belegen die Funde aus der 13.000 Jahre alten Freilandstation Mezin (Ukraine), der Unterkieferfund aus der Palegawra-Höhle im Irak und ähnlich alte Grabbeigaben bei Mallaha in Israel. Dort fanden Forscher das Grab eines Mannes, der vor etwa 10.000 Jahren bestattet worden war. Außergewöhnlich an diesem Grab ist die einzigartige Grabbeigabe. Gemeinsam mit dem Mann wurde ein 3 bis 5 Monate alter Welpe mitbestattet. Ungewöhnlich ist die Geste des Toten, so hatte er die Hand auf den toten Körper des Welpen gelegt. Das zeigt, dass schon zur damaligen Zeit eine starke und innige Bindung zwischen Mensch und Hund bestanden haben muss.

Unterschiede zwischen Hund und Wolf
Ob Schäfer oder Mops, jeder Hund stammt vom Urahn Wolf ab - es gibt jedoch einige Körpermerkmale, in denen sich Wolf und Hund deutlich unterscheiden: Wölfe besitzen eine quadratische Körperform, Hunde eher eine rechteckige. Die Schnauze von Wölfen ist meist deutlich länger als die von Hunden. Wölfe besitzen hellgelbe bis gelbgrüne Augen, während Hunde-Augen meist braun sind. Im Vergleich zum Hund hat der Wolf deutlich kleinere, dreieckige Stehohren. Seine Größe beträgt dafür stattliche 80cm - mehr als die meisten wolfsähnlichen Hunderassen.

Ähnliche Ernährungsbedürfnisse
Ein Hund hat immer noch sehr ähnliche Ernährungsbedürfnisse wie ein Wolf, und viele Fressgewohnheiten, die wir von unseren Hunden kennen, sind auch bei Wölfen zu beobachten. So sind Wölfe von Natur aus Schlinger, deren flexibler Kehlkopf und dehnbarer Magen für das schnelle Schlingen unzerkauter Nahrung ideal ausgestattet ist. Auch bei Hunden kann man das Hinunterschlingen von Nahrung oft beobachten - man denke da an den Labrador!

Ähnlicher Jagdtrieb
Den Jagdtrieb haben unsere Hunde vom Stammvater Wolf geerbt. Viele jagdliche Verhaltensweisen können wir heute bei unseren Hunden beobachten, sei es beim Spiel oder bei der Sichtung von Wild: Das Fixieren, das Heranpirschen oder das Hetzen. Biologisch funktionale Jäger sind Hunde jedoch heute nicht mehr. Der Tötungstrieb fehlt den meisten Hunden, und selbst wenn ein Hund Wild erlegt, beißt er willkürlich und ohne die kraftvolle Präzision eines Wolfes zu.

Hunde Erziehung
Im Bereich der Hunde-Erziehung wird es immer beliebter, sich auf die Regeln eines Wolfsrudels zu beziehen und diese als besonders artgerecht und für den Hund nachvollziehbar zu propagieren. Hier ist jedoch Vorsicht gefragt, denn unsere Hunde sind keine Wölfe mehr und ihre Lebenssituation unterscheidet sich fundamental von der freilebender Wölfe.

Der Leitwolf
Die Behauptung, dass der „Leitwolf“ die absolute Kontrolle über alle Ressourcen hat und immer dominant ist, ist schlichtweg falsch. Jeder Wolf wird die Ressourcen immer nach persönlicher Interessenslage und unabhängig vom Rangstatus verteidigen. Ein Leittier setzt sich zwar insgesamt häufiger durch, tut dies aber aus Souveränität und nicht aus permanent gezeigter Dominanz. Im Gegenteil kann sich ein Leitwolf großzügig zeigen, während das ständige Zeigen von Dominanz eher ein Hinweis auf Führungsschwäche ist. Die selbstverständliche Gelassenheit eines echten Leitwolfs ist somit auch eine ideale Ausgangsposition für die Erziehung unserer Hunde.

Michaela Marschall - www.project-canis.at

Bei Fragen schicken Sie ein Mail an Tierweltexpertin Isabel Finsterwalder unter tierwelt@news.at