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Die größten Schimmel-Irrtümer

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Schimmeliges Brot

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Jährlich landen allein in Österreich 760.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Das müsste nicht sein, wie ein Lagebericht des Österreichischen Ökologie Institutes belegt. Und dennoch hadern wir, wenn wir beispielsweise ein leicht angeschimmeltes Stück Käse im Kühlschrank finden. Wegschneiden und den Rest essen oder gleich ganz entsorgen. Wir befragten den Mikrobiologen Reinhard Aigner und räumen mit den größten Schimmel-Irrtümern auf.

Irrtum Nr. 1: Ein bisschen Schimmel kann man wegschneiden

Das stimmt so nicht. Vielmehr kommt es darauf an, welche Konsistenz das Produkt hat. Handelt es sich um flüssige Lebensmittel wie Säfte und Joghurts, entsorgen Sie bitte das gesamte Produkt. Hier kann sich der Schimmel nämlich ungehindert ausbreiten. Dasselbe gilt für Marmeladen, Kompotte, Fleisch und Wurst. Auch auf der No-go-Liste stehen wässrige Früchte wie Paradeiser und Erdbeeren. Diese Lebensmittel haben, einmal von Schimmel befallen, nichts mehr auf Ihrem Teller verloren.

Irrtum Nr. 2: Alles, was schimmelig ist, muss man wegschmeißen

Was aber noch lange nicht heißt, dass jedes Produkt, das von einem Schimmelpilz befallen ist, in den Müll wandern muss. Lebensmittel mit fester Konsistenz können ohne Bedenken gegessen werden, solange die betroffene Stelle großzügig weggeschnitten wird. So etwa Erdäpfel oder Hartkäse. Bei Weich- und Frischkäse sieht die Sache aber schon wieder anders aus. Der fällt unter die Kategorie "bitte entsorgen", da die Konsistenz zu weich ist, als dass man annehmen könnte, dass der Schimmel nur punktuell wirkt.

Irrtum Nr. 3: Jede Art von Schimmel ist giftig

Das müssen wir auf zweifache Weise verneinen. Denn erstens könnten wir, wenn dem tatsächlich so wäre, nie und nimma Edelschimmelkäse essen. Und zweitens ist es nicht der Schimmel an sich, der gefährlich ist, sondern das Gift, das er produziert. Allen voran das Aflatoxin - eines der stärksten Umweltgifte für den Menschen überhaupt. Produziert wird es vom Schimmelpilz namens Aspergillus flavus, der übrigens Getreide ebenso gerne befällt wie Nüsse. Wie gesagt gibt es aber auch Schimmelpilzarten, die keinerlei Gift produzieren und folglich völlig unbedenklich sind.

Irrtum Nr. 4: Bei schimmeligem Brot reicht Wegschneiden

Hier handelt es sich um einen besonders gefährlichen Irrtum. Denn aufgrund der lockeren Konsistenz können sich die "Myzele" genannten Schimmelfäden im Brot besonders gut ausbreiten. Daher lautet die Devise: Auf jeden Fall den ganzen Laib entsorgen!

Irrtum Nr. 5: Was nicht schimmelig schmeckt, ist unbedenklich

Das stimmt leider nicht. Denn während wir nur die Sporen des Schimmelpilzes sehen, deren Farbpalette von Weiß über Grün bis Schwarz reicht, bleibt das Myzel, also das Fadengeflecht, dem menschlichen Auge verborgen. Und als wäre das noch nicht genug, ist auch das Gift, das die Fäden absondern, geschmacklich nicht merkbar. Mit anderen Worten: Man sieht nichts, riecht nichts und schmeckt nichts - und setzt dennoch seine Gesundheit aufs Spiel, wenn man sich die Toxine einverleibt. Daher müssen wir hier noch mal auf oben genannten Grundsatz verweisen: Nur bei festen Lebensmitteln darf das Produkt nach Entfernen der Schimmelstelle genossen werden. Brot und flüssige Lebensmittel bei Schimmelbefall bitte entsorgen.

Irrtum Nr. 6: Schimmel ist ungesund, aber nicht tödlich

Prinzipiell wächst bei regelmäßiger Aufnahme von Schimmelpilzgiften die Wahrscheinlichkeit von Leberschäden und Krebserkrankungen. Doch auch der akute Tod ist möglich, wenn auch selten. Reinhard Aigner berichtet von einem tragischen Fall in Kenia. Im Jahr 2004 starben über 120 Menschen an einer Aflatoxikose, also einer Vergiftung durch Aflatoxin, das sie über verschimmelten Mais aufgenommen hatten. "In sehr hoher Konzentration kann Aflatoxin kurzfristig tödlich sein", warnt der Experte. Weil in den Industrieländern aber kaum verschimmelte Lebensmittel konsumiert würden bzw. jene Lebensmittel, die industriell verarbeitet werden, grundsätzlich frei von Schimmelpilzen wären, bräuchten wir uns hierzulande nicht zu sorgen.

Irrtum Nr. 7: Manchmal reicht es, den Schimmel abzuwaschen

Wenn Sie etwa eine Schale mit Paradeisern haben, deren eine Hälfte geschimmelt und die andere noch einwandfrei ist, sollten Sie jene Früchte, die mit den schimmeligen in direkten Kontakt gekommen sind, entsorgen. Besteht kein direkter Kontakt zwischen den verschimmelten und den intakten Früchten, rät der Experte, nach eigenem Ermessen zu entscheiden. So oder so ist es effektiver, die intakten Früchte mit heißem Wasser abzuspülen als sie nur kurz unters kalte Wasser zu halten. Letztlich käme es dem Experten zufolge natürlich auch darauf an, wie groß der Schimmelbefall ist und in welchem Stadium er sich befindet.

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