Was Marie Christine
für die Albertina leistete

Die Albertina ist seit ihrer Gründung am 4. Juli 1776 eng mit der Geschichte einer starker Frauen verbunden. Die Rede ist von Erzherzogin Marie Christine.

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Habsburger - Was Marie Christine
für die Albertina leistete © Bild: Von Martin van Meytens - [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12508281

Einst diente die Albertina als Wohnpalais der Habsburger, heute ist es ein weltweit bekanntes Museum. Sie thront an der Südspitze der Wiener Hofburg. Das Kunsthaus besitzt nicht nur eine der größten und wertvollsten grafischen Sammlungen der Welt, sondern präsentiert mit "Monet bis Picasso" Meisterwerke der Klassischen Moderne. Doch wie kam es zu dieser Weiterentwicklung?

Am Anfang stand eine Liebesgeschichte

Dazu muss man eine kleine Zeitreise wagen. Das Gebäude selbst wurde unter der Regentschaft von Kaiserin Maria-Theresia errichtet. Ihre Lieblingstochter Erzherzogin Marie Christine durfte ab 1794 auch hier residieren. Noch wichtiger zu wissen ist aber, dass sie als einziges der 16 Kinder eine Liebesheirat eingehen durfte.

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Sie wählte Prinz Albert von Sachsen, der später auch Namensgeber und Gründer der Albertina sein sollte. Trotz Heirat behielt jedoch Marie Christine das habsburgische Regierungszepter fest in der Hand: Sie vertrat ab 1766 ihre Mutter als Königin von Ungarn in Preßburg/Bratislava und fungierte ab 1780 als Statthalterin der Österreichischen Niederlande in Brüssel.

© Von Johann Zoffany - Kunsthistorisches Museum Wien, Bilddatenbank., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4745380

Marie Christine war ihrer Zeit voraus

Letztlich war auch sie es, die durch ihre Kunstaffinität und Empfehlungen die Initialzündung zum Aufbau der weltberühmten Sammlung der Albertina gab. Jene tausende grafischen Blätter und Zeichnungen repräsentieren die aufgeklärte Geisteshaltung jener Zeit.

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Marie Christine war übrigens selbst eine äußerst talentierte Zeichnerin, die holländische und französische Meister nach Vorlagen kopierte. Sie war auch die erste Frau Österreichs, zu deren Ehre 1805 in der Augustinerkirche ein Denkmal im öffentlichen Raum errichtet wurde.

Was nach der Monarchie passierte

Zurück zur Albertina: Mit dem Ende der Monarchie 1918 begann für das repräsentative Gebäude der Albertina die Zeit des Niedergangs. Nichts sollte mehr an die habsburgischen Wurzeln der Sammlung erinnern, systematisch erfolgte von nun an die Verdrängung der Geschichte des Palais, die Erinnerung an seine Bewohner und die prächtige klassizistische Ausstattung der Prunkgemächer. Im April 1919 gingen Gebäude und Sammlung in den Besitz der Republik über.

Die Sammlung lebt weiter

So sehr das Gebäude auch litt, die von Herzog Albert und Marie Christine angestrebte ständige Erweiterung der Sammlung wurde in den Jahren 1923 bis 1934 vom damaligen Direktor der Albertina, Alfred Stix, trotzdem fortgesetzt. Es gelang ihm, die Bestände durch den Erwerb von französischen und deutschen Zeichnungen des bisher kaum vertretenen 19. Jahrhunderts zu komplettieren.

Vorreiterrolle für die Frauen

Das streben der starken Frau und Künstlerin Marie Chrstine hat sich ausgezahlt. Denn heute stehen die Frauen im Fokus. Das bestätigt Angela Stief, Chefkuratorin der Albertina modern: "Im Kunstbereich hat sich für Frauen in den letzten Jahren viel zum Positiven entwickelt. Gerade in der zeitgenössischen Kunst spielen Frauen eine wichtigere Rolle."