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Einmal wöchentlich eine Tablette gegen Schizophrenie

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Die Formulierung soll überarbeitet worden sein (Symbolbild)
©APA, HELMUT FOHRINGER
Ein Arzneimittel in Tablettenform, das nur einmal wöchentlich eingenommen werden muss, könnte in Zukunft die Behandlung von Schizophrenie erleichtern. Das hat eine klinische Studie in den USA ergeben. Damit könnte eine Brücke zwischen notwendiger täglicher Einnahme von Tabletten mit dem Wirkstoff Risperidon und Langzeit-Depotinjektionen geschlagen werden.

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"Eines der größten Hindernisse in der Versorgung von Menschen mit Schizophrenie ist, dass die Medikamente nicht konsequent eingenommen werden", sagte Leslie Citrome, Psychiater am New York Medical College, zu der Studie, die er und seine Co-Autoren in "Lancet Psychiatry" vor kurzem veröffentlicht haben. "Die Identifizierung wirksamer Behandlungen, wie die wöchentliche orale Verabreichung von Antipsychotika, kann schlechte gesundheitliche Ergebnisse wie Rückfälle, Suizide und erneute Krankenhausaufnahmen bei diesen Patienten verringern."

Seit vielen Jahren wird der Wirkstoff Risperidon, ein sogenanntes atypisches Antipsychotikum, weltweit zur Behandlung der Schizophrenie und von sogenannten schizoaffektiven Störungen erfolgreich eingesetzt. Doch es gibt ein Problem: Auf die Einnahme der kurz wirksamen, täglich einzunehmenden Risperidon-Tabletten werde eben oft vergessen. Auf der anderen Seite gibt es Depot-Injektionen. Sie werden zum Beispiel alle zwei oder alle vier Wochen verabreicht. Doch diese Form der Einnahme wird von Patienten oft abgelehnt oder steht aus anderen Gründen nicht zur Verfügung.

Das US-Pharmaunternehmen Lyndra hat gemeinsam mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern des Massachusetts Institute of Technology und vom Brigham and Women's Hospital in Boston die Entwicklung der neuen Formulierung (LYN-005) vorangetrieben. "Die untersuchte Verabreichungsform ist etwa so groß wie eine Multivitamin-Kapsel. Einmal geschluckt, entfaltet sie sich zu einem 'Stern', um den schnellen Weitertransport vom Magen in den Darm zu verhindern. Langsam lösen sich die Schichten auf, die 'Pille' wandert erst dann weiter", schrieb der Medizin-Informationsdienst Medscape.

Die Wirksamkeitsstudie ("Starlyng-1") umfasste 83 Patienten im Alter von 18 bis 64 Jahren an fünf US-Standorten, die mindestens zwei Jahre lang an Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung litten, sechs Wochen oder länger mit einem oral verfügbaren Antipsychotikum behandelt worden waren und einen stabilen Zustand erreicht hatten. Die Teilnehmer durften innerhalb der vorangegangenen sechs Monate auch keine Krankenhauseinweisung wegen sich verschlimmernder Schizophrenie gehabt haben.

Nach sieben Tagen unter einer Therapie mit den normalen Risperidon-Tabletten (zwei oder sechs Milligramm) erhielten die Teilnehmer fünf wöchentliche Dosen von LYN-005 (15 oder 45 Milligramm). Während der klinischen Studie wurden die Probanden teilweise stationär in eine Klinik aufgenommen, um die notwendigen Blutabnahmen durchgängig zu gewährleisten. Die Patienten wurden zur Sicherheit vier Wochen nach Ende der Behandlung weiter beobachtet.

Die neue Risperidon-Formulierung zeigte jedenfalls ähnliche Konzentrationsspiegel im Körper wie die täglich einzunehmenden Tabletten, es gab aber im Gegensatz zu diesen keine so ausgeprägten Wirkstoffspitzen. 68 Prozent der Patienten und 53 Prozent der behandelnden Ärzte gaben an, mit der Behandlung zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. Von den 67 Studienteilnehmern, die zumindest eine der Langzeit-Risperidon-Kapseln einnahmen, gaben 56 das Auftreten von Nebenwirkungen an, neun brachen die Behandlung ab. Die Studie insgesamt wurde aber wegen des eingetretenen Erfolgs mit einer gleich bleibenden Wirksamkeit im Vergleich zu der Behandlung vorher vorzeitig beendet. Es gab keine unerwarteten Sicherheitssignale bezüglich Nebenwirkungen.

"Die Sache funktioniert. Der wesentliche Punkt in der Behandlung von Schizophrenie ist die Adhärenz der Patienten (Beibehalten der Medikation; Anm.)", erklärte Ira Glick, Psychiater an der Stanford University School of Medicine (Stanford/Kalifornien). "Manche Patienten werden die Wirkstoff-Formulierungen zum Schlucken verwenden, andere wiederum die Injektionen bevorzugen." Es gehe um eine Verbreiterung der Behandlungsmodalitäten. Nach den engsten Diagnose-Kriterien leiden weltweit 0,3 bis 0,6 Prozent der Menschen an einer Schizophrenie. In Österreich wird von jährlich rund 1.000 Neuerkrankungen ausgegangen.

MANK - ÖSTERREICH: FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

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