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„Gehen Sie zur Mammografie!“ – Grazer Expertin appelliert an Frauen

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©IMAGO / HalfPoint Images

Wie oft zur Mammografie? Was passiert bei der Untersuchung? Und wie hoch ist die Strahlenbelastung? Eine Grazer Brustdiagnostikerin klärt auf.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Wie man mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren sein Risiko, daran zu erkranken, signifikant senken kann und wie die Heilungschancen im Falle einer Krebsdiagnose sind: Darüber haben wir mit der Grazer Radiologin und Brustdiagnostikerin Sabine Schwarz-Oswald gesprochen.

Frau Dr. Schwarz-Oswald, warum ist gerade die weibliche Brust so vulnerabel gegen Krebserkrankungen?
Das liegt daran, dass die Zellen der weiblichen Brust spezielle Rezeptoren haben, an denen Hormone wie Östrogene andocken können. Leider können Östrogene über diese Rezeptoren auch die Entstehung und Vermehrung mancher Krebszellen fördern. Und gerade die sind schuld daran, dass gerade in den Wechseljahren der Frau, also im Alter zwischen 45 und 55 Jahren, die Brustkrebserkrankungen so stark zunehmen. Sie sind quasi der Nährboden für Krebszellen.

Ist Brustkrebs eigentlich gleich Brustkrebs?
Auf keinen Fall! Es gibt nicht nur einen Brustkrebs, sondern viele Unterarten. Die häufigste Form ist der hormonabhängige Brustkrebs. Eine der anderen Brustkrebsarten ist beispielsweise die genetische Variante. Diese bildet aber eine ganz andere Art von Tumor, die auch eine völlig andere Form der Therapie benötigt. Deswegen ist die Biopsie, also die Gewebsuntersuchung durch einen Pathologen, so wichtig: Sie liefert uns die Information, welche Krebsart es ist. Erst daraus können wir ableiten, welche Therapie optimal ist.

Wie unterscheiden sich diese Therapien?
Ein wesentliches Kriterium ist zum Beispiel die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors. Bei schnell wachsenden Tumoren greift man meist zu einer Chemotherapie, weil sie die besten Heilungschancen verspricht. Beim hormonellen Krebs, der früh erkannt wurde, wird der Knoten meist operativ entfernt und danach eine Bestrahlung gemacht. Welchen Einfluss hat die Lebensweise auf das Brustkrebsrisiko? Beispielsweise fördert starkes Übergewicht das Brustkrebsrisiko, weil damit der oben beschriebene Mechanismus zur Bildung von Krebszellen zum Tragen kommt. Aber auch Bewegungsmangel, Rauchen, zu viel Alkohol, schlechte Ernährung und Diabeteserkrankungen erhöhen das Risiko einer Erkrankung. Wenn es bei einer Ihrer Patientinnen in der Familie schon eine Brustkrebserkrankung gegeben hat, werden sie dann hellhörig? Maßgeblich ist, wer in der Familie daran erkrankt war. Also, wenn es die Mutter, eine Tante oder die Großmutter der Patientin war, und das in einem relativ jungen Alter – dann auf jeden Fall. Dann gibt es die Möglichkeit abzuklären, ob vielleicht ein Genmutation vorliegt.

Angenommen, diese Genmutation wird tatsächlich diagnostiziert: Was kann man dann tun?
Trägerinnen dieser Genmutation haben ein 80-prozentiges Risiko, im Laufe des Lebens irgendwann an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken. Auf rund 50 Prozent kann man dieses Risiko durch Entfernung der Eierstöcke reduzieren, eine zusätzliche Entfernung des Brustdrüsengewebes senkt es auf rund 10 Prozent.

Und wenn eine Frau einen so massiven Eingriff nicht machen möchte?
Diese Patientinnen erhalten ein engmaschigeres Vorsorgeprogramm. Genträgerinnen bekommen aufgeteilt auf das Jahr eine Magnetresonanzuntersuchung, eine Mammografie und eine Ultraschalluntersuchung.

Welche Bedeutung hat die Früherkennung bei Brustkrebs?
Je kleiner ein Knoten in der Brust noch ist, desto leichter ist er in der Regel zu therapieren. Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs bereits in die Lymphknoten gestreut hat, ist geringer.

Und wie groß sind die Heilungschancen bei Brustkrebs?
Handelt es sich um einen hormonbedingten Krebs, der noch dazu früh erkannt wurde, dann sind die Heilungschancen sehr hoch. Ist eine Chemotherapie notwendig, dann ist entscheidend, wie gut sie anspricht. Verschwindet mit ihr das Krebsgewebe, dann sind auch in diesem Fall die Heilungschancen gut.

Wann sollte eine Frau mit der regelmäßigen Brustkrebsvorsorge beginnen?
Die Empfehlung lautet: ab dem 40. Lebensjahr und alle zwei Jahre. Bei Frauen mit der Genmutation früher und häufiger. Ich als Ärztin berücksichtige immer Risikofaktoren und Dichte des Drüsengewebes und erstelle dann ein individuelles Vorsorgeschema.

Was passiert bei einer Mammografie?
Die Brust wird zwischen zwei Platten fixiert und dann wird ein Röntgenbild gemacht. Mehr ist das nicht. Leider geistern noch immer sehr viele unwahre Gerüchte, Erzählungen und Ängste zur Mammografie durch die Welt. Mein Appell an die Frauen lautet deshalb: Gehen Sie zur Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung, lassen Sie sich beraten und informieren – und wenn Sie dann noch immer ein schlechtes Gefühl haben, können sie einfach wieder gehen. Und selbst bei der eigentlichen Untersuchung können Sie zu Ihrer Ärztin/Radiologietechnologien noch immer „Stop!“ sagen, wenn es zu unangenehm ist.

Und wie ist das mit der Strahlenbelastung bei einer Mammografie?
Ganz einfach: Eine Mammografie entspricht ungefähr der Strahlenbelastung eines Transatlantikfluges nach New York. Aus meiner Sicht ist sie vernachlässigbar.

Gibt es eine Alternative?
Dass man nur die Ultraschalluntersuchung macht, mit dem Risiko, dass man nicht alles sehen kann. Und die zweite Alternative wäre die Magnetresonanzuntersuchung.

Und wofür setzen Sie die Sonografie ein?
Die Ultraschalluntersuchung ist die ergänzende Untersuchung zur Mammografie – denn manche Veränderungen sieht man nur im Ultraschall, andere wiederum nur beim Röntgen. Die beiden bieten somit die optimale Abklärung.

Was kann eine Frau zu Ihrer Brustkrebsvorsorge selbst beitragen?
Ich empfehle das regelmäßige Abtasten der Brust, denn meist kann man eine Veränderung selbst am besten erfühlen.

Erzeugen Silikonimplantate zur Brustvergrößerung eine höheres Krebsrisiko?
Nein. Auch die Mammografie kann bei Implantaten durchgeführt werden.

Wie viele Frauen gehen eigentlich regelmäßig zur Mammografie?
Es sind in Österreich tatsächlich nur rund 41 Prozent der Frauen – das ist leider ein sehr niedriger Wert. Es liegt also noch sehr viel Informations-, Aufklärungs- und Motivationsarbeit vor uns.

Steiermark

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