Carina Spielberger begeistert auf Instagram mit überraschenden Blickwinkeln, kreativen Stadtansichten und charmanten Details aus Graz. Über 11.000 Follower:innen sind mit ihr auf visueller Entdeckungsreise durch die Murmetropole unterwegs.
Wenn Graz in immer neuen Perspektiven überrascht, Blickwinkel erstaunen und Unerwartetes ins Bild rückt – dann hat Carina Spielberger für ihren Instagram-Account @ihavethisthingwithgraz wieder einen Streifzug durch die Stadt unternommen.
Zehn Jahre ist es her, dass Carina Spielberger den Instagram-Account @ihavethisthingwithgraz gestartet hat. Schon davor hat sie Bilddokumente vom Unterwegssein für eine immer größer werdende Community eingefangen. Der Fokus auf spezielle Perspektiven, Ecken und Blickwinkel in ihrer Heimatstadt kam besonders gut an. Das Auge für optische Details ist der Grazerin, die in Deutschland geboren wurde und in der Südsteiermark aufgewachsen ist, gewissermaßen in die Wiege gelegt: Schon ihre Großmutter und ihr Vater hatten ein Faible dafür, Alltagsszenen für die Ewigkeit festzuhalten. Die Ausbildung zur Grafikerin zu einer Zeit, als die Arbeit auf Computern noch nicht gang und gäbe war, hat ihren Sehsinn zusätzlich geschult. Im klassischen Letternsatz mussten die Buchstaben damals noch einzeln zur vollständigen Form einer Seite zusammengesetzt werden. Gerne fotografiert hat Carina Spielberger schon immer. Anfangs war sie noch auf Flickr unterwegs, „da fehlte mir allerdings der Austausch“. Markante Plätze und Bauwerke, aber auch versteckte Gassen und Höfe auf den regelmäßigen Streifzügen durch die Stadt in immer neuen Variationen zu zeigen, wuchs sich schließlich zu einer echten Leidenschaft aus: „Es ist ein kreatives Tun, das mich einfach erfüllt. Ich sehe das wirklich als Glücksfall.“
Dabei hat die 60-Jährige vom wohlüberlegten Setzen von Hashtags bis zum Erstellen von ausgefeilten Videos konsequent ihr Wissen zum Social-Media-Universum erweitert. Mit mehr als 2500 Postings und rund 200 Videos wird der Instagram-Schatz an Fotos und bewegten Bildern von Tag zu Tag größer. Arbeitsgerät ist dabei fast ausschließlich das Smartphone. In den ausgewählten Motiven spiegeln sich vielfach das Flair und der Charme der Murmetropole wider. Das schätzen vor allem auch jene, die gute Erinnerungen an einen Lebensabschnitt hier haben. Mehr als 11.100 Followerinnen und Follower nehmen bereits an der Entdeckungsreise teil. „Meinem Account folgen nicht nur Grazerinnen und Grazer, sondern auch viele ehemalige Erasmus-Studierende und Auslandsösterreicher, deren emotionale Verbindung zur Stadt unter anderem auf diesem Weg aufrechterhalten wird“, erzählt Spielberger, die hauptberuflich in einem Verlag arbeitet. Fragen, die an sie herangetragen werden, sind oft ähnlich: „Wo ist das eigentlich? Ich kenne mich in Graz zwar aus, aber diesen Blickwinkel habe ich noch nie gesehen.“ Tatsächlich ist es eine Art natürlicher Scan beim Schlendern, der auch auf bekannten Wegen immer neue Sichtweisen mit sich bringt: „Meine Sensoren sind immer aktiv, das Bild dazu habe ich dann schnell im Kopf.“ Durch Tageszeiten oder Wetterbedingungen veränderte Lichtstimmungen schaffen Abwechslung. Darüber hinaus setzt Spielberger gestalterisch gerne auf Spiegelungen und Reflexionen. Ihre Vorbilder sind übrigens Leopold Bude, der Fotograf im Graz der Gründerzeit, und Vivian Maier, die sich als Kindermädchen im Chicago der 1950er intensiv der Streetfotografie widmete. Ihr riesiges Archiv hatte man erst nach ihrem Tod zufällig entdeckt.
Ratespiel
Das „Einsatzgebiet“ ist vor allem die Innenstadt, im Rahmen von Bezirkstouren seit März dieses Jahres sind jetzt noch weitere Straßenzüge, Quartiere und Areale in das Blickfeld gerückt. „Im Zuge dieser Erkundungen recherchiere ich schon im Vorfeld viel und setze mich auch verstärkt mit der Geschichte eines Stadtteils auseinander“, erzählt sie. Geidorf, Jakomini und Ries machen den Anfang, danach geht es sukzessive weiter durch die Grazer Bezirke. So wird freilich auch die Anzahl der zurückgelegten Kilometer intensiviert, Spielberger sieht das durchwegs positiv: „Wenn man ständig Tausende Schritte durch die Stadt läuft, ist auch der Gesundheitsaspekt nicht zu vernachlässigen.“ Rund um die Weihnachtszeit unterhält die passionierte Fußgängerin ihre Followerinnen und Follower mit Ratespielen – 2023 begab sie sich auf die Suche nach aus Stein, Eisen oder sonstigen Materialien geformten Tieren im Stadtbild, im Vorjahr waren es Uhren. Natürlich steckt in einem Posting und gar in einem Video im Kinomodus in 4K-Bildqualität – die Auflösung wird auch im professionellen Kino- und Filmbereich verwendet – viel Arbeit. Rund 30 Stunden investiert Carina Spielberger pro Woche in ihr Hobby, „ich habe keinen Fernseher“, liefert die Mutter zweier erwachsener Töchter gleich eine Erklärung für offene Zeitressourcen mit. „Die Arbeit an Videos ist schon sehr aufwendig“, erzählt sie, „für ein bis zu 30-sekündiges Video sind das durchaus Stunden. Auch die stimmige Musik dazu ist mir sehr wichtig.“ Das Posten ist längst zu einem täglichen Ritual geworden, „ähnlich wie Zähneputzen“, schmunzelt sie, „es gibt kaum einen Tag, an dem ich kein Foto mache. Es ist ganz einfach ein Teil meines Lebens geworden.“ Die Neugierde ist folglich noch lange nicht gestillt, die vielen schönen Begegnungen und positive Rückmeldungen spornen weiter an, die Anfragen zu Kooperationen bestätigen sie in ihrer Passion. „Instagram changed my life. Für mich stimmt das tatsächlich.“