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Christina Scherrer: Schauspielerin, Stuntfrau und Stimme für mehr Sichtbarkeit

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Tatort-Star Christina Scherrer spricht über Waffentraining, Schwangerschaft vor der Kamera und ihre Forderung nach realistischeren Frauenrollen im Fernsehen. Und sie ist überhaupt nicht angepasst. „Ich bin eine kleine Rebellin.“

Wenn man mit der 38-Jährigen über Graz spricht, glänzen ihre Augen freudig. „Ich habe in Graz Schauspiel studiert und habe da noch immer liebe Bekannte, die ich gerne besuche“, erzählt die Schauspielerin in ihrer lebhaften Art. „Mit meinem langjährigen Freund Stefan Moser von der Kleinen Komödie bin ich damals das allererste Mal auf der Bühne gestanden. Es war ein Musical und ich war neben Stefan als Prinz das Schneewittchen.“ Ursprünglich wollte Christina Scherrer in Wien Schauspiel studieren. „Mein Vorsprechen war damals einen Tag nach der mündlichen Matura und ich bin ohne Party gleich nach Wien gefahren. In der zweiten Runde saß Klaus Maria Brandauer in der Jury und als ich den Monolog der Kassandra vortrug, schrie er plötzlich auf und meinte, das sei Tanztheater – und so ging es weiter. Im Nachhinein bin ich sehr froh, denn die Schule in Graz war für mich und mein Herz viel besser.“

Tatort, Stunts, Rebellin

Mit ihrer Rolle in „Tatort“ ging für Christina Scherrer ein Wunsch vieler Schauspieler in Erfüllung, nämlich eine durchgehende Serienrolle, in der man etwas entwickeln kann. „Das ist ein großes Geschenk.“ Bereits 2017 war sie erstmalig in einem Tatort zu sehen. „Damals war ja noch Thomas Stipsits als „Fredo Schimpf“ dabei, meine Figur heißt Meret Schande. Als Thomas nach 13 Einsätzen aufhörte, blieb von „Schimpf und Schande“ nur mehr Schande übrig“, lacht sie. Sie erinnert sich, dass Harald Krassnitzer sie am ersten Drehtag kaum wahrnahm. „Aber am nächsten Tag ist er zu mir gekommen und hat gemeint: ‚Jetzt muss ich mal g’scheit Hallo sagen. Wer bist du, wo kommst du her, was hast du bis jetzt gemacht?‘. Seitdem hat er mich immer unterstützt und auch viel gelehrt.“ Begeistert ist sie auch von Adele Neuhauser. „Sie ist eine unglaublich integre Person und liebe Kollegin, einfach großartig.“ Da die Schauspielerin mit einem Stunttraining begann und dabei viel Spaß hatte, bat sie, etwas mehr Action in ihre Rolle einzubringen. „Ich interessiere mich auch für den Umgang mit Waffen und habe den Waffenführerschein gemacht, denn es soll im Film ja alles gut aussehen.“

Mittlerweile gibt es einige Stunts, die Christina machen darf, wie z. B. im Tatort „Bauernsterben“ eine Verfolgungsjagd. „Die wird beim Film auch schon als Stunt gewertet“, schmunzelt die Schauspielerin. „Damals war ich schon kurz schwanger und deshalb war das wirklich anstrengend.“ Sie schaffte es sogar, dass ihre Schwangerschaft in die Rolle eingebaut wurde. „Als ich mit Regisseurin Katharina Mückstein im letzten Frühjahr drehte, war ich bereits im 7. Monat. Ich trug eine Riesenkugel mit mir herum und war schon sehr müde. An einem langen Drehtag die Konzentration zu halten, fiel mir schwer, Text zu lernen ebenso. Ich dachte wirklich, ich wäre schwangerschaftsdement“, meint sie humorvoll. Vier Monate später stand sie wieder vor der Kamera. Wie viele Kolleginnen hat auch Christina Scherrer das Gefühl, dass es zu wenig altersgemäße Rollen für Frauen gibt. „Ich finde, gerade in Zeiten von Schönheitswahn und falschen Schönheitsidealen wären entsprechende Rollen so wichtig.“ Sehr offen meint sie, dass ihr Körper sich nach der Geburt verändert habe, das aber auch in Ordnung sei. Sie gehört zu jenen, die sich etwas zu sagen trauen. Ich bin sicher eine kleine Rebellin. Als ich schwanger war, regte ich beim ORF an, dass ich als lesbische Assistentin der Kommissare auch schwanger sein könnte. Das passt zu unseren Zeitthemen und ist eine Chance, das als Normalität zu zeigen. Es war schön, dass der ORF als öffentlich-rechtliches Fernsehen das auch machte. Ich finde, es muss uns allen ein Anliegen sein, dass man Gesellschaft abbildet.“

Nicht nur für die Kunst lässt sich Christina Scherrer gerne als Rebellin bezeichnen. „In gewissem Sinne war ich das schon immer, habe im Lauf meines Berufslebens viel ausprobiert und geschaut, was für mich passt und wo ich mich wohlfühle. Dieser Weg ist zwar steiniger, wenn man nicht angepasst ist, aber ich bin froh, dass ich es so gemacht habe. Ich lass mich eh nicht verbiegen“, setzt sie noch selbstbewusst nach. Dass es durchaus von Nachteil sein kann, seinen Mund aufzumachen, ist ihr schon bewusst. Sexuelle Übergriffe hat sie selbst am Set nie erlebt, weiß aber, dass sie da mehr Glück als einige ihrer Kolleginnen hatte. Leicht nachdenklich meint sie: „Ich habe aber immer schon alles benannt, bin nie stillschweigend dagesessen oder habe etwas über mich ergehen lassen. Auch wenn das oft sehr schwierig ist. Als uns mit 14 Jahren in der Schule ein Selbstverteidigungskurs angeboten wurde, dachte ich schon damals: Warum brauchen Jungs ihr Verhalten nicht zu ändern und warum müssen wir Frauen uns schützen?“

Komödie und „Tatort Oper“

Die Schauspielerin verrät, dass sie gerne einmal eine Komödie drehen würde. „Mir taugt Komödie extrem und es ist tatsächlich sehr schwierig, gute Komödie zu machen.“ Aber auch einem Action- oder Science-Fiction-Film wäre sie nicht abgeneigt. Seit ihre Tochter auf der Welt ist, schreibt Christina Scherrer viele Gedichte. „Ich möchte damit festhalten, was mit mir, mit meiner Tochter und unserer Familie passiert.“ Mit dem Programm „Tatort Oper“, ein kriminalistischer Opernabend mit dem Ensemble minui, geht es für Christina Scherrer ab nächstem Frühjahr wieder auf Tour durch Österreich und Deutschland. „Dabei werden Emotion, Verbrechen, Witz, Leidenschaft und Rache gepaart mit wunderbarer Musik.“

Steiermark

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