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Israelische Soldaten hätten die Diplomaten zunächst als Bedrohung wahrgenommen und Warnschüsse abgegeben, um die Menschengruppe auf Distanz zu halten, hieß es weiter. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich um die Diplomaten handelte, habe die Armee eine Untersuchung eingeleitet. Es solle zudem mit den Vertretern der von dem Vorfall betroffenen Länder gesprochen werden. Sie sollen über die Ergebnisse der Untersuchung informiert werden. Die Armee betonte in der Mitteilung, die entstandenen Unannehmlichkeiten zu bedauern.
Verletzten oder Schäden wurden nicht gemeldet. Der Vorfall ereignete sich während eines von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) organisierten Besuchs internationaler Diplomaten in dem Gebiet. Wie mehrere Medien berichteten, befand sich die Delegation in Jenin, um das dortige Flüchtlingslager zu besichtigen und sich über die humanitäre Lage vor Ort zu informieren. Das Außenministerium der PA bezeichnete den Vorfall als einen "eklatanten und schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht".
"Wir fordern Israel eindringlich auf, diesen Vorfall zu untersuchen und diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die dafür verantwortlich sind und das Leben von Diplomaten bedrohen", sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Das spanische Außenministerium erklärte: "Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um gemeinsam auf das Geschehene zu reagieren, das wir aufs Schärfste verurteilen."
Der italienische Außenminister Antonio Tajani kündigte an, den israelischen Botschafter in Rom einzubestellen. Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde erklärte, dass "die Delegation eine offizielle Mission unternahm, um die humanitäre Lage zu begutachten und zu bewerten sowie die anhaltenden Verstöße Israels zu dokumentieren".
Aus Berlin hieß es: "Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf. Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist." Die israelische Regierung müsse umgehend die Umstände aufklären und die Unverletzlichkeit von Diplomatinnen und Diplomaten respektieren, hieß es zudem. Das werde Deutschlands Außenminister Johann Wadephul auch gegenüber seinem israelischen Amtskollegen zum Ausdruck bringen. Nach dem Vorfall habe er mit den betroffenen Kollegen vor Ort telefoniert.
Seit Beginn eines Militäreinsatzes im Jänner in der Stadt Jenin zur Bekämpfung von Militanten hat das israelische Militär Dutzende von Palästinensern getötet und zahlreiche Häuser im Westjordanland zerstört.