Wie die düstere Designerfigur „Labubu“ zur begehrten Sammlerikone wurde – ein Popkultur-Phänomen zwischen Kunst, Kommerz und Kult.
- Der Ursprung: Ein Monster aus Hongkong erobert die Welt
- Was ist Labubu? Visuelles Markenzeichen und kultureller Reiz
- Vom Insiderobjekt zum globalen Hype
- Big Business mit kleinen Figuren: Preise und Plattformen
- Kritik, Nachhaltigkeit und Zukunft: Bleibt Labubu ein Langzeithype?
- Labubu – Monster, Marke, Mythos?
Der Ursprung: Ein Monster aus Hongkong erobert die Welt
Was aussieht wie ein Comicmonster auf Koffein, ist in Asien längst Ikone – und wird zunehmend auch in Europa gesichtet. Labubu, eine grell grinsende Fantasiefigur mit zerzaustem Fell und knochigen Händen, stammt aus der Feder des japanischen Künstlerduos Kasing Lung und Instinctoy. Ursprünglich war Labubu Teil einer düsteren Fabelwelt, die Lung mit skurrilen Wesen bevölkerte – inspiriert von Grimms Märchen, Urban Art und Tim Burton.
Der erste Labubu-Prototyp entstand um 2014. Veröffentlicht wurden die Figuren im Rahmen von limitierten Kunst-Toy-Kollektionen, zunächst für eine kleine Zielgruppe von Designer-Toy-Fans. Doch aus der Nische wurde ein globaler Trend – dank einer Mischung aus cleverem Marketing, Exklusivität und sozialer Viralität.
Was ist Labubu? Visuelles Markenzeichen und kultureller Reiz
Labubu ist auf den ersten Blick schwer zu fassen: halb Monster, halb Kind, eine Mischung aus Albtraum und Knuddelfigur. Mit seinen spitzen Ohren, dem starren Grinsen und dem zotteligen Look wirkt Labubu zugleich bedrohlich und niedlich – eine Ästhetik, die gerade unter jüngeren Zielgruppen gut ankommt. In der Welt der sogenannten Designer Toys – also limitiert produzierten Sammelfiguren im Spannungsfeld zwischen Kunst und Popkultur – verkörpert Labubu den idealen Kontrast: grotesk und charmant zugleich.
Die Figuren erscheinen in unterschiedlichsten Outfits, Themenreihen und Farbvarianten. Ob als Astronaut, Vampir, Schneewesen oder im Streetwear-Style – Labubu bleibt trotz Wandlungsfähigkeit unverwechselbar. Besonders begehrt sind limitierte Serien mit ausgefallenen Materialien, Glow-in-the-Dark-Effekten oder Kollaborationen mit anderen Marken wie Pop Mart, der chinesischen Großmacht für Art Toys.
Vom Insiderobjekt zum globalen Hype
Der internationale Durchbruch von Labubu begann in China – über Blind Boxes von Pop Mart. Das Prinzip: Käufer erwerben eine verschlossene Verpackung, ohne zu wissen, welche Figur sie erhalten. Diese Mischung aus Überraschung, Sammeldrang und „Fear of Missing Out“ befeuert den Hype.
Insbesondere auf Social Media entfaltete sich Labubus Sogwirkung. Auf TikTok, Instagram und Xiaohongshu posten Fans ihre neuesten Errungenschaften, inszenieren Auspack-Videos oder tauschen Raritäten. Influencer:innen und Popkulturmedien verstärkten den Trend – plötzlich war Labubu nicht nur ein Kunstobjekt, sondern ein virales Sammlerstatement. Mittlerweile gibt es internationale Pop-up-Stores, Fanmessen und Release-Countdowns wie bei Sneaker-Drops.


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Big Business mit kleinen Figuren: Preise und Plattformen
Was als künstlerisches Sammlerobjekt begann, ist längst ein lukratives Geschäft. Standard-Labubu-Figuren aus Blind Boxes kosten im Handel rund 10 bis 20 Euro. Limitierte Editionen, Sonderversionen und „Secret Variants“ erzielen auf dem Zweitmarkt jedoch vierstellige Beträge. Auf Plattformen wie eBay, StockX oder spezialisierten Toy-Märkten werden seltene Labubus für bis zu 5.000 Euro gehandelt – je nach Zustand, Seltenheit und Version.
Sogenannte „Chase“-Figuren – besonders seltene Überraschungsmodelle in einer Serie – werden gezielt gejagt. Sammler:innen sind bereit, ganze Sets aufzukaufen, nur um ein einziges Exemplar zu ergattern. Für viele ist Labubu längst mehr als ein Hobby – es ist eine Investition. Die Preisentwicklung folgt teils spekulativen Mustern: Releases werden künstlich verknappt, Vorbestellungen per Losverfahren limitiert, Restbestände binnen Sekunden ausverkauft.
Kritik, Nachhaltigkeit und Zukunft: Bleibt Labubu ein Langzeithype?
So groß der Hype, so laut inzwischen auch die Kritik. Designer Toys wie Labubu stehen zunehmend in der Diskussion, da sie häufig aus nicht recycelbarem PVC bestehen und massenhaft produziert werden – bei gleichzeitig künstlicher Verknappung. Auch der ethische Aspekt des Sammelwahns wird thematisiert: Einige Fans berichten von Suchttendenzen und Frust über teure Fehlkäufe. Dazu kommt der Vorwurf, Pop Mart und Co würden Kinder gezielt in eine Konsumspirale drängen – mit ästhetisch niedlichen Figuren und Glücksspielprinzip.
Dennoch sieht es nicht nach einem schnellen Ende des Trends aus. Im Gegenteil: Labubu wird immer mehr zum Aushängeschild einer Generation, die zwischen Nostalgie, Ästhetik und Internetkultur lebt. Neue Kollektionen erscheinen regelmäßig, internationale Kollaborationen (z. B. mit Mode- oder Musikmarken) sind in Planung. Für 2025 werden erste digitale Labubu-Sammelkarten (NFTs) erwartet – ein Schritt, der die Marke endgültig in die digitale Sammlerwelt katapultieren könnte.
Labubu – Monster, Marke, Mythos?
Labubu ist mehr als ein popkultureller Gag. Die Figur steht sinnbildlich für den globalen Designer-Toy-Boom, für ein junges Sammlerpublikum und für eine Ästhetik zwischen Kunst, Kommerz und Internetironie. Ob als Investitionsobjekt, Meme oder emotionale Sammlerstück – Labubu hat geschafft, was viele Kunstfiguren nicht erreichen: Relevanz, Begehrlichkeit und Wiedererkennbarkeit.
Was als kleines Monster aus einer düsteren Märchenwelt begann, ist heute ein internationales Kulturprodukt. Der grinsende Antiheld hat sich seinen Platz in der Sammler- und Jugendkultur gesichert – und zeigt dabei, wie ein scheinbar skurriles Objekt zur Projektionsfläche einer ganzen Generation werden kann