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In der Bundeshauptstadt trat vor exakt einem Jahr, am 1. Juli 2024, eine Bauordnungsnovelle in Kraft, welche die gewerbliche Nutzung von Airbnb in Wohnzonen komplett verbietet; in Nicht-Wohnzonen ist diese auf 90 Tage pro Jahr beschränkt. Homesharing, also das private Vermieten des eigenen Zuhauses, ist überall erlaubt. "Wir begrüßen, dass Homesharing weiterhin möglich ist", so Madeker.
Airbnb ist eigenen Angaben zufolge bemüht mit der Stadt Wien zu kooperieren. Weiters stehe man mit den Gastgebern in engem Austausch. "Wir haben die Gastgeber informiert - es gab Unsicherheit, wie bestimmte Regeln sind. Damit waren wir sehr beschäftigt im letzten Jahr", berichtete die Vertreterin der Plattform.
Restriktiver gegen Airbnb vorgegangen wird etwa auch in Städten wie Amsterdam, Barcelona oder New York. Teils steigt die lokale Bevölkerung angesichts drastisch steigender Wohnungsmieten und Immobilienpreise auf die Barrikaden. "Die Debatte über Wohnraum wird international sehr intensiv geführt aktuell, unter anderem auch sehr emotional, was ich nachvollziehen kann, weil Wohnraum ist ein knappes Gut", sagte die Airbnb-Vertreterin im Gespräch mit der APA.
Als Treiber der Wohnraumkrise sieht sie ihr Unternehmen aber keinesfalls. Vielmehr wären hier laut Madeker der Wohnbau zu verstärken und der Leerstand anzugehen, um den Mangel in den Griff zu bekommen. "Der Leerstand in Österreich liegt laut Statistik Austria bei 13,3 Prozent ungenützter Wohnungen - das gibt einen Hinweis darauf, wo Probleme liegen und was die Wohnungslücke erklärt", meinte die Airbnb-Politik-Beauftragte.
Inserate des Typs "gesamte Unterkunft" auf Airbnb machten in Relation zum Leerstand vergleichsweise geringe 0,7 Prozent der fast 4,9 Millionen Wohneinheiten in Österreich aus, heißt es in einem aktuellen Report des Konzerns, der am Dienstag veröffentlicht wird. Das wären rund 34.400 im gesamten Land. Hotels, die auf Airbnb inserieren, seien da nicht mitgezählt, erklärte Madeker. In Wien sei der Airbnb-Anteil mit 1,4 Prozent doppelt so hoch wie im Österreich-Schnitt, aber immer noch gering.
Die exakte Zahl der Plattform-Unterkünfte in einzelnen Städten gibt Airbnb nicht bekannt. Über 70 Prozent der Gastgeberinnen und Gastgeber hierzulande vermieteten im abgelaufenen Jahr nur eine gesamte Unterkunft, geht aus dem Bericht hervor.
Die Kurzzeitvermietung via Airbnb sei mit fast 2 Millionen Gästeankünften im Jahr 2024 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Österreich, heißt es in dem Airbnb Report weiters. Der Anteil der Buchenden ist gegenüber jenem bei den konventionellen Beherbergungsbetrieben immer noch klein. Zum Vergleich: In den heimischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen nächtigten im abgelaufenen Jahr mit 46,7 Millionen Gästen wesentlich mehr Menschen.
Die Gastgeberinnen und Gastgeber, die ihre Unterkünfte auf Airbnb anbieten, trugen 2024 laut Bericht mehr als 1 Mrd. Euro zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und generierten mehr als 330 Mio. Euro Steuereinnahmen. Das "typische Zusatzeinkommen" aus der Kurzzeitvermietung habe in dem Jahr 5.400 Euro pro Anbieter betragen. Dabei handle es sich um den Medianwert aller, die 2024 mindestens eine Buchung hatten. Insgesamt hätten sich die Gastgeberinnen und Gastgeber in Österreich 2024 über 286 Mio. Euro dazuverdient.
"Die Regulierung ist einfach nicht die Lösung, um das Steigen der Mieten in den Griff zu bekommen", betonte Madeker. "Barcelona, New York und Amsterdam haben sehr strenge Regeln für Kurzzeitvermietung und man sieht durch die Bank dasselbe Bild - starke Rückgänge bei den Inseraten und einen gleichzeitig deutlichen Anstieg der Mieten."
In Amsterdam sei die Zahl der Inserate auf Airbnb zwischen 2019 und 2024 um 54 Prozent gesunken, in Barcelona um 24 Prozent. Dennoch seien die Mieten dort in dem Zeitraum um mehr als ein Drittel (34 respektive 37 Prozent) nach oben gegangen. "In New York sind die Hotelpreise durch die Decke gegangen und die Mieten sind trotzdem angestiegen", umriss Madeker die Folgen der dort restriktiven Regeln. Zur genauen Entwicklung in Wien wollte Madeker noch nichts sagen. "Das wäre ein bisschen früh." Dafür reiche die Datenlage nach einem Jahr strengerer Regulierung nicht aus.
"Airbnb war lange Zeit ein disruptives Geschäftsmodell und dass das nicht allen gefällt, kann ich mir vorstellen", sagte Madeker mit Blick auf die teils heftige Kritik seitens der Hotelbranche. Dass die Unterkünfte keine oder nicht genug Auflagen zu erfüllen hätten, stimme nicht. Auch die Kurzzeitvermietung sei sehr "strikt reguliert, mit Listen von Auflagen". "Wir haben die EU-Regulierung, wie Plattformen künftig Daten mit Behörden teilen müssen, die nationale Regulierung in Österreich und lokale Regulierungen, das heißt die Städte nehmen das in die Hand", erklärte die Politik-Chefin.
Die Stadt Wien erwarte von der EU-Verordnung, dass Transparenz geschaffen wird. Airbnb sieht das den Angaben zufolge genauso und hofft, dass die derzeit bestehenden Regeln auf Basis dieser Daten eventuell wieder gelockert werden könnten.
Die Auswirkungen der Kurzzeitvermietung auf die Entwicklung der Immobilienpreise wird in dem aktuellen Bericht nicht beleuchtet. "Immobilienspekulation wollen wir auch nicht, damit ist niemandem geholfen - weder Airbnb noch Gastgebern noch den Städten selbst", hielt die Vertreterin der Plattform dazu fest.
Die Idee zu Airbnb sei während der Wirtschaftskrise 2007 in den USA entstanden. Die Gründerinnen und Gründer der Plattform wollten sich etwas dazuverdienen, um ihre Miete zu zahlen, heißt es im vorliegenden Report. Mehr als 15 Jahre später habe es weltweit mehr als 5 Millionen Gastgeberinnen und Gastgeber gegeben, die "ihre Türen für Menschen aus aller Welt geöffnet" hätten und dabei über 2 Milliarden Gäste zählten.
Ellen Madeker ist bei Airbnb als "Head of Public Policy DACH & CEE" eigenen Angaben zufolge im deutschsprachigen Raum und in den CEE-Ländern für Beziehungen mit Städten beziehungsweise für Regierungskontakte zuständig und befasst sich mit Regulierungsfragen. "Ich bin dafür verantwortlich, dass wir gute Partner für Städte sind, spezifisch, wenn es um die Anwendung der EU-Verordnung geht."
(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)