Nachhaltig investieren: Klassenbeste als Zugpferde

Nachhaltig investieren: Klassenbeste als Zugpferde © Bild: iStock

Die ESG-Kriterien für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Geldanlage sind für Fondmanager eine enorme Herausforderung, denn natürlich wollen sie am Ende des Tages auch eine entsprechende Rendite erzielen – im Interesse der Investoren und Anleger. Unter knallharten und sehr engen Maßstäben gesehen können die ESG-Kriterien dabei eine Hürde darstellen, weil dadurch zum Beispiel bestimmte Branchen grundsätzlich für Investments ausgeschlossen werden, etwa weil sie sehr ressourcenintensiv sind oder aufgrund des hohen Energieaufwands bei der Produktion bestimmter Produkte.

Die Produktion von Batterien und Akkus für E-Autos und andere Fahrzeuge rund um die Elektromobilität oder die modernen Kommunikationsmittel ist ein solcher Bereich. Auch wenn die Entwicklung dabei noch längst nicht abgeschlossen ist gibt es zu Recht Kritik an der Art und Weise, wie Batterien produziert und wie die dafür benötigten Rohstoffe gewonnen werden.

Im Bereich der nachhaltigen Geldanlage hat sich daher der Best-in-Class-Ansatz etabliert: Investiert wird nur in die Unternehmen, die in einer besonders zukunftsträchtigen und zukunftsorientierten Branche die ESG-Kriterien am besten erfüllen. Dabei werden zum Beispiel Kriterien wie der Energieverbrauch und die Energieeffizient, das Umweltmanagement-System, Schulungsprogramme für Mitarbeiter oder die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats bewertet. Die Unternehmen, die in ihrer Branche am besten abschneiden – etwa weil sie in ihrer Branche Vorreiter sind und die nachweislich niedrigsten CO2-Emissionen haben – gelten dann als für nachhaltige Investments und nachhaltige Fonds geeignet.

Investieren in die Besten

Der Best-in-Class-Ansatz wurde in den 1990er Jahren entwickelt und hat sich seither zu einer markanten Bewertung etabliert, um die nachhaltige Performance von Unternehmen vergleichen zu können. Für Unternehmen selbst ist es ein besonderer Ansporn, als „Klassenbeste“ nach ESG-Kriterien gewertet zu werden, weil sie mit diesem Siegel auch in nachhaltige Indizes wie zum Beispiel dem Dow Jones Sustainability Index World (XC0009673986) gelistet werden können. Für Asset-Manager ist das ebenso interessant, weil sie so in Unternehmen aus Branchen investieren können, die andernfalls unter Einhaltung der ESG-Kriterien von Investments ausgeschlossen wären.

Einer im Februar 2021 von Statista veröffentlichten Analyse zufolge haben sich die in Europa getätigten Best-in-Class-Investmets in ESG-Fonds von 2005 bis 2017 von 57,82 Billionen Euro auf 585,73 Billionen Euro mehr als verzehnfacht. Das Forum nachhaltige Geldanlangen hat ermittelt, dass der Anteil an Best-in-Class-Investments in nachhaltigen Investmentfonds in Deutschland bei 34 Prozent liegt.

Kritik am Best-in-Class-Prinzip

Dennoch ist der Best-in-Class-Ansatz heftig umstritten. Der größte Kritikpunkt sind – wenn tatsächlich keine Branche ausgeschlossen wird – die fehlenden Ausschlusskriterien. In einem als nachhaltig gekennzeichneten Fonds können dann auch Unternehmen aus dem Umfeld der Atomenergieproduktion, der Erdölindustrie oder sogar der Waffenproduktion gelistet sein, wenn die Unternehmen als die besten ihrer Branche bewertet werden und keine weiteren Kriterien angelegt werden.

Bei als nachhaltig zertifizierten Fonds müssen Anleger diese Sorge jedoch nicht haben, denn in der Praxis hat sich dafür ein kombinierter Best-in-Class-Ansatz etabliert, bei dem auch ethische, soziale und ökologische Ausschlusskriterien herangezogen werden.

Auf diese Weise werden Unternehmen deren Geschäftsgrundlagen in bedenklichen oder klimaschädlichen Branchen liegen, für Investments ausgeschlossen und die Asset-Manager können Kunden in ihren ESG-zertifizierten Wertpapierfonds diversifizierte Portfolios mit guten Rendite-Aussichten anbieten.