Spitzentöne
Gebt uns Claus
Peymann zurück!
Er hat sich allen Moden verweigert und unter dem Hohn des Zeitgeist-Feuilletons mehr gelitten, als er zugibt
Seine letzte Inszenierung am Berliner Ensemble ist schon heraußen: Mit Kleists "Homburg" hat Claus Peymann als Intendant abgedankt. Er hat das Stück nicht zertrümmert und nicht die geglücktesten Momente aus dem "Dschungelcamp" zugespielt. Er hat, einem großen Text zu Ehren, nur sein Bestes gegeben, und das ist viel. In seinen Schuhen wird sich sein Nachfolger orientieren müssen wie ein Tourist im Grand Canyon. Dass Peymann einmal nicht mehr Direktor sein könnte, wollte man sich gar nicht vorstellen. Er war ja nicht ein, er war der Direktor und der österreichischste dazu. Wie sonst hätte man ihn hier derart hassen und dann im Blitzverfahren scheinheiligsprechen können, kaum, dass man ihn nach Berlin vertrieben hatte? Als gebürtiger Bremer hat er sich jedenfalls ausreichend eingebracht: In Frankfurt machte er Handke zum Dramatiker. Das war 1966. In Stuttgart und Bochum holte er Thomas Bernhard auf die Weltbühne, und an der "Burg" schenkte er dem Todkranken die Apotheose des "Heldenplatz"-Skandals. Auch mit Jelinek und Turrini wäre es ohne Peymann anders gekommen. 1999 ging er nach Berlin. Er hat sich allen Moden verweigert und unter dem Hohn des Zeitgeist-Feuilletons mehr gelitten, als er zugibt. Und jetzt wollen wir ihn umgehend zurück. Die schandbar verzwergte Weltliteratur wartet auf einen Regisseur wie ihn.