Altkleidercontainer: Was passiert
mit meiner Kleiderspende?

80.000 Tonnen beträgt das Altkleideraufkommen in Österreich pro Jahr.

Der Kleiderschrank platzt mal wieder aus allen Nähten. Schnell ein paar Sachen aussortieren, zum Sammelcontainer bringen und schon hat man etwas Gutes getan. Das Gewissen ist beruhigt, aber ist das überhaupt gerechtfertigt? Wer verdient an den Kleiderspenden und wo gehen diese hin?

von Second Hand - Altkleidercontainer: Was passiert
mit meiner Kleiderspende? © Bild: Enrico Radaelli & Jochen Pach / Holding Graz

Die Österreicher geben jährlich rund 9,2 Milliarden Euro für Bekleidung aus. In zahlreichen Haushalten stapeln sich die Kleidungsstücke, die oftmals nur kurz getragen werden, um für die neusten Trends Platz zu machen. Die Motivation zum Altkleidercontainer zu gehen hat somit häufig auch mit Eigennutz zu tun, doch man tut damit auch etwas Gutes. Durch die Wiederverwendung von Kleidung wird Müll vermieden. Häufig gelangt die Kleidung auch an Bedürftige.

Der Bedarf an Kleidung für den karitativen Zweck ist in Österreich aber bei Weitem nicht so hoch wie das Sammelaufkommen. Viele Organisationen verkaufen die überschüssige Kleidung in lokalen Second-Hand-Geschäften, die bei aktuellen Vintage-Trends wohl kein schlechtes Geschäft machen. Ein Großteil der Kleidung landet auf Second-Hand-Märkten im Ausland oder wird zu anderen Produkten wie Putzlappen weiterverarbeitet. Das große Geschäft machen vor allem die Zwischenhändler.

»In Österreich wird das Altkleideraufkommen auf etwa 80.000 Tonnen pro Jahr geschätzt«

Eine aktuelle Dokumentation auf Arte zeigt, wie Designprodukte auf Märkten in Tunesien aussortiert und aufgearbeitet werden, um dann wieder nach Europa verkauft zu werden. Die Mode ist aber auch in Tunesien selbst beliebt und so entsteht ein boomender Geschäftszweig rund um die Altkleiderware.

In Österreich wird das Altkleideraufkommen auf etwa 80.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Gesammelt wird in karitativen Einrichtungen, vor allem aber mit Altkleidercontainern. Hier schleichen sich immer wieder schwarze Schafe ein. Wichtig ist, dass auf dem Containern Kontaktdaten vermerkt sind. Die größten Sammelstellen in Österreich sind das Rote Kreuz, das Kolpingwerk, die Caritas und der Verein Humana.

Öpula: Rotes Kreuz und Kolping lassen sammeln

Das österreichische Rote Kreuz und das Kolpingwerk lassen sammeln. Die beiden Organisationen haben die Entleerung ihrer Sammelcontainer und die Weiterverarbeitung der Textilien der Firma Öpula überlassen. Mit etwa 4.000 Kleidercontainern in Österreich sammelt Öpula jährlich zwischen 8.000 und 10.000 Tonnen Kleidung. Diese wird sowohl in Österreich als auch im europäischen Ausland sortiert und dann weitergeleitet.

Nach Angaben des Unternehmens sind etwa 60 Prozent der Kleidung noch tragbar. Der Rest wird recycelt und zu Putztüchern oder Dämmstoffen verarbeitet oder entsorgt. Die karitativen Einrichtungen bekommen, abhängig von der Sammelmenge, von der Firma Öpula Geld ausgezahlt, das sie wiederum in soziale Projekte stecken.

Caritas: Trennung von Öpula hin zur Selbstorganisation

Seit Anfang 2015 lässt die Caritas ihre Altkleidersammlung nicht mehr durch Öpula durchführen, sondern organisiert das Sammeln und Weiterverarbeiten selbst. Die Kleidung kann bei den Einrichtungen vor Ort abgegeben werden oder bei Caritas-Kleidercontainern in Vorarlberg, Niederösterreich, der Steiermark und Wien. Jährlich werden bei der Caritas knapp 7.700 Tonnen Altkleider abgegeben. Über die lokale Gratiskleiderausgabe Carla und soziale Einrichtungen wie die Gruft kommen die Spenden Bedürftigen vor Ort zugute.

Immer wieder ruft die Caritas gezielt zu Sachspenden auf. So werden derzeit in der Gruft insbesondere Winterkleidung und -schuhe für obdachlose Menschen benötigt. Nach eigenen Angaben können von etwa 1.400 Tonnen gesammelten Altkleidern in Wien rund 150 Tonnen jährlich direkt an bedürftige Menschen verteilt werden. Der Rest kommt in Second-Hand-Shops oder wird an andere Abnehmer weiterverkauft. Zudem organisiert die Caritas Hilfslieferungen an Partnerorganisationen, deren Sitz in erster Linie in Osteuropa ist.

»Jährlich werden bei der Caritas knapp 7.700 Tonnen Altkleider abgegeben«

Laut der Caritas sind 50 Prozent der gespendeten Kleidungsstücke noch tragbar, 35 Prozent werden für die Rohstoffindustrie verwendet – es werden beispielsweise Putzlappen oder Dämmstoffe daraus hergestellt. Der Rest ist Abfall.

Humana: Undurchsichtiges Geschäftsmodell

Humana stand in der Vergangenheit öfter in der Kritik. Dem Verein wird ein undurchsichtiges Geschäftsmodell vorgeworfen. Nur ein Bruchteil der Einnahmen fließe in die Entwicklungsarbeit. Nach eigenen Angaben hat der Verein seit 1986 100.000 Tonnen Kleidung in Österreich gesammelt. Diese wird entweder in Second-Hand-Läden verkauft - die Einnahmen kommen karitativen Zwecken zugute. Humana sagt, dass 64 Prozent der Altkleider weitergetragen werden. Davon 20 Prozent in Europa, 32 Prozent in Afrika und 12 Prozent in Asien. Weitere 10 Prozent finden Anwendung als Putzlappen, 22 Prozent werden recycelt und nur etwa 4 Prozent bleiben als Abfall übrig.