"Die spinnen, die Österreicher"

Schweizer Kommentator über heimischen Wahlkampf: "Protagonisten schlagen sich lustvoll die Köpfe ein"

In Wahlkampfzeiten geht es oftmals rauer und härter zu als sonst. Doch ist dieser Wahlkampf noch „im Rahmen“? Schwer zu sagen. Sicher ist, dass er auch in den Nachbarländern für Unterhaltung sorgt. „Die spinnen, die Österreicher“ sagt etwa ein Kommentator aus der Schweiz.

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"Grandioser Unterhaltungsfaktor" - "Die spinnen, die Österreicher"

Streit um Wahlkampffinanzierung, Hacker-Angriffe, Klagen gegen Zeitungen und Kommentatoren,… und und und. Es gibt vieles Außergewöhnliches, das dieser Wahlkampf zur Nationalratswahl 2019 zu bieten hat. Fad ist er also sicher nicht.

Das sieht auch ein Beobachter aus der Schweiz so. Stefan Schmid vergleicht im „St. Gallener Tagblatt“ den Wahlkampf in Österreich mit jenem der Schweiz, wo im Oktober ebenfalls das Parlament neu gewählt wird.

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Schweiz spekuliert über Kleinigkeiten - in Österreich geht es ums Ganze

Doch während in der Schweiz darüber spekuliert würde, ob die Grünen zwei oder „gar spektakuläre zweieinhalb Prozentpunkte“ zulegen würden, würde in Österreich die Grundsatzfrage gestellt werden: „Wer regiert das Land?“, so Schmid. Darauf aufbauend sei natürlich auch der Wahlkampf ein ganz anderer: „Während bei uns also der Wahlkampf seriös, aber ereignislos dahinplätschert […] schlagen sich die Protagonisten ennet des Rheins lustvoll die Köpfe ein“, findet der Kommentator.

"Kurz mimt bescheidenen Traumschwiegersohn"

In Wien sei der Teufel los und Sebastian Kurz mime „den bescheidenen Traumschwiegersohn, der nie etwas Ruchloses im Schilde führt.“ Daneben verneble die Ibiza-Affäre nach wie vor die Sinne des österreichischen Wahlvolks, findet Schmid – und trotzdem scheine eine türkis-blaue Neuauflage im Bereich des Möglichen. Deshalb findet Schmid: „Die spinnen, die Österreicher“ – auch wenn der Unterhaltungsfaktor „grandios“ sei.

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Gute Unterhaltung

In der Schweiz sei zwar alles ein bisschen langweiliger, und die Schweizer generell konfliktscheuer, urteilt der Autor, doch mit dieser „fehlenden Brisanz“ könne man als Schweizer gut leben „solange uns die geschätzten Nachbarn so gut unterhalten.“