Affäre um ihren Vater Jorge

3. Teil der großen Serie - Seine Vergangenheit droht Maximas Zukunft zu zerstören

Maxima Zorreguieta war zur ihren New Yorker Zeiten als Party-Queen und Karrierefrau bekannt. Diese Zeit stellt jedoch nur ein kurzes Kapitel in ihrem Leben dar, denn während eines Spanienurlaubs im März 1999 lernte die damals 27-Jährige den vier Jahre älteren niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander kennen und lieben. Schon nach kurzer Zeit durfte sie Königin Beatrix kennenlernen, die die künftige Schwiegertocher sogleich ins Herz schloss. Doch ein dunkler Schatten aus der Vergangenheit drohte das junge Glück mit Willem-Alexander jäh zu zerstören: Die politische Karriere von Maximas Vaters Jorge Zorreguieta während der Zeit der argentinischen Militärdiktatur unter Jorge Rafael Videla.

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  • Maxima der Niederlande
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    Die beiden argentinischen Autoren Gonzalo Alvarez Guerrero und Soledad Ferrari bieten in "Maxima - Königin der Niederlande" einen detaillierten Einblick in das Leben der künftigen Königin.

  • Maxima der Niederlande
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    Maxima mit vier Monaten. Sie war die vierte Tochter von Coqui Zorreguieta, der sich sehnlichst einen Sohn wünschte. Bald wurde sie jedoch sein besonderer Liebling.

Im März 2009 lernte Maxima Zorreguieta Kronprinz Willem-Alexander in Spanien kennen, im Mai veröffentlichte die niederländische Presse die ersten Fotos der Argentinierin. Anfang Juli traf sie erstmals auf Königin Beatrix der Niederlande, ihre zukünftige Schwiegermutter. Die Monarchin hieß die Freundin ihres Sohnes in ihrem Sommerhaus in der Toskana willkommen. Die beiden Damen verstanden sich auf Anhieb, was besonders dadurch deutlich wird, dass die Königin Maxima sofort anbot, sie wie ihre engsten Vertrauen "Trixi" zu nennen. Manche bezeichnen das Zusammentreffen der beiden sogar als "Liebe auf den ersten Blick". Maximas Auftauchen entspannte merklich die Lage, denn bis dahin waren die schweren Depressionen von Beatrix' Ehemann Prinz Claus das vorherrschende Thema im niederländischen Königshaus gewesen.

Königin Beatrix lässt Maxima ausspionieren

Bevor Königin Beatrix und Maxima Zorreguieta einander persönlich kennenlernten, ließ sie die Argentinierin vom niederländischen Geheimdienst ausspionieren. Bereits drei Tage nachdem Prinz Alex ihr mit den Worten "sie heißt Maxima, ist Argentinierin und lebt in New York. Vertrau mir und frag nicht weiter" von seiner neuen Liebe erzählt hatte, bat die Monarchin das Team ihres Vertrauens, geheime Nachforschungen über ihre mögliche künftige Schwiegertochter anzustellen. Ihr Sohn sollte nichts davon mitbekommen, dass sie wieder einmal Sherlock Holmes spielte.

Königin Beatrix hatte bisher bei allen Freundinnen ihres Sohnes Nachforschungen anstellen lassen und jedes Mal hatte sie der wütende Prinz dafür mit fürchterlichem Schweigen bestraft. Auch wenn sie seinen Ärger verstand, als Regentin konnte sie ganz einfach nicht anders. Es gehörte zu ihren Pflichten, für das Bestehen der Monarchie zu sorgen und dazu gehörte eben auch, die "passende" Frau für ihren Sohn zu finden. Auch wenn er sie sich zumindest selbst aussuchen durfte, brauchte er letztlich doch das Einverständnis seiner Mutter.

Von den Informationen, die ihr der Geheimdienst über Maxima Zorreguieta lieferte, war Königin Beatrix beeindruckt. Sie hoffte, die bürgerliche Argentinierin würde den Mangel an Charisma, den ihr Sohn zugegebenermaßen aufwies, ausgleichen können. Damit sollte die Monarchin Recht behalten, denn Maxima ist in der Tat äußerst rasch zum beliebtesten Mitglied des niederländischen Königshauses mutiert. Ein Makel wurde dennoch gefunden - die Vergangenheit ihres Vaters Jorge Zorreguieta in der argentinischen Militärdiktatur unter Jorge Rafael Videla. In dieser Zeit verschwanden nicht weniger als 30.000 Regimegegner spurlos.

Jorge Zorreguietas brisante Vergangenheit

Seit dem Jahr 1960 hatte Jorge Zorreguieta mehr oder weniger hochrangige Ämter in verschiedenen landwirtschaftlichen Organisationen innegehabt. Im September 1975 kam er schließlich in den Vorstand der mächtigen Sociedad Rural Argentina. Von dort aus wurde er schon kurze Zeit später in Videlas Kabinett katapultiert. Am 9. April 1976 wurde Maximas Vater zum Unterstaatssekretär für Landwirtschaft ernannt, drei Jahre später stieg er zum Staatssekretär auf. Der später gefürchtete Diktator genoss damals innerhalb der argentinischen Oberschicht einen tadellosen Ruf, weshalb es nicht weiter verwundert, dass sich Jorge Zorreguieta für seine Dienste einspannen ließ.

In den sieben Jahren der Militärdiktatur tätigte Jorge Zorreguieta nur wenige politische Aussagen. Innerhalb der Familie galt die Politik ohnehin stets als Tabuthema. Wie viele andere Jugendliche der Mittel- und Oberschicht lebte Maxima zu dieser Zeit in einer Art Blase, in der die Militärdiktatur kein Thema war. Nach einem Bombenattentat der Montoneros-Guerilla auf das Zuhause des Vize-Admirals und Generalstabschefs Armando Lambruschini im August 1978, bei dem dessen 15-jährige Tochter Paula starb, verloren die Zorreguieta-Kinder etwas von ihrer Freiheit. Sie durften einige Monate lang nicht mit dem Schulbus fahren, sondern wurden von einem Bodyguard begleitet mit einem Dienstwagen ihres Vaters in die Schule gebracht. Das waren allerdings die einzigen Einschränkungen, die Maxima in ihrer Kindheit und Jugend erlebte.

Auch wenn er persönlich als unbescholten gilt, ist es unwahrscheinlich, dass Maximas Vater nichts von den Massenmorden, Entführungen und politischen Verfolgungen unter Diktator Videla gemerkt hat. In einem Brief an die niederländische Regierung versicherte er kurz vor der Hochzeit seiner Tochter mit Prinz Willem-Alexander jedoch, "über die Menschenrechtsverletzungen nicht informiert" gewesen zu sein. "Von 1984 an kamen die Ausschreitungen während der Unterdrückung ans Licht. Ich verurteile sie absolut, da ich weder Entführung, Mord noch Folter einer Person akzeptieren kann. Ich empfinde großen Schmerz darüber, dass die Regierung, deren Mitglied ich war, diese Verletzungen der Menschenrechte begangen hat", rechtfertigte sich Jorge Zorreguieta. Die Menschenrechtsexpertin Estela de Carlotto meint dazu: "Zorreguieta spielte keine entscheidende Rolle bei der Unterdrückung, aber es ist naiv, anzunehmen, er habe nichts gewusst. Er arbeitete Seite an Seite mit einem Diktator, einem Mörder - er musste wissen, was im Land geschah."

Willem-Alexander tritt in tiefe Fettnäpfchen

Zunächst hatte Jorge Zorregietas Position innerhalb der Diktatur keinerlei Auswirkungen auf die Familie. Der Politiker bezog eine hervorragende Pension und war weiterhin für landwirtschaftliche Organisationen tätig. Zum Problem wurde seine Vergangenheit erst, als seine Tochter Maxima zur Braut des niederländischen Thronfolgers wurde. Prinz Alex verstand sich von Beginn an blendend mit seinem künftigen Schwiegervater, weshalb es ihm wohl schwer fiel, in ihm einen skrupellosen Politiker zu sehen. Nicht anders ist seine unbesonnene Äußerung zu erklären, die er im niederländischen Fernsehen tätigte. Auf die Frage das Moderators, ob der denn mit seinem Schwiegervater über die Verschwundenen gesprochen habe, meinte der Prinz: "Ja, ich habe ihn danach gefragt, und er sagte, er habe von drei Verschwundenen gehört, die bald wieder aufgetaucht seien. Wie hätte er ahnen sollen, dass andere nie zurückgekehrt sind?"

Auch bei einem Auftritt in New York verteidigte Prinz Willem-Alexander seinen künftigen Schwiegervater mehr als ungeschickt. In Bezug auf einen Brief von Diktator Videla selbst, meinte er, die Geschehnisse während dessen Regierungszeit wären "gar nicht so schlimm" gewesen. Maxima wusch ihm damals - sowohl privat, als auch in der Öffentlichkeit - ordentlich den Kopf. Die Aussage ihres Zukünftigen seine eine "Dummheit" gewesen, stellte sie klar.

Niederländische Regierung zögert, Heirat zuzustimmen

Obwohl sich Maxima Zorreguieta von der politischen Vergangenheit ihres Vaters distanzierte, drohte diese ihr junges Glück mit Willem-Alexander zu zerstören. Die niederländische Regierung hatte große Bedenken, dem Paar seinen Segen zu geben. Schließlich wurde die Argentinierin, die ohnehin schon mit dem Makel behaftet war, eine Bürgerliche aus einem Dritte-Welt-Land zu sein, nun auch noch mit einer der schlimmsten Diktaturen der Geschichte in Zusammenhang gebracht. Maxima wusste, dass Willem-Alexander zu ihr stehen und gegen jeglichen Widerstand kämpfen würde, denn das hatte er ihr versprochen. Dennoch hätte sie nicht mit der Last leben können, dass er ihr zuliebe auf den Thron verzichtet.

So weit musste es wie wir wissen schließlich aber ohnehin nicht kommen. Die zunächst für Herbst 2001 geplante Hochzeit wurde zwar zunächst aus Gründen der Staatsräson verschoben, am 2. Februar 2002 fand sie aber schließlich - in Abwesenheit von Maximas Eltern, das war die Bedingung - doch noch statt.

Morgen lesen Sie hier auf NEWS.AT den 4. Teil der großen Maxima-Serie über die tränenreiche Hochzeit mit Willem-Alexander und die unbändige Eifersucht der stolzen Argentinierin.

zum Buch:
Gonzalo Alvarez Guerrero, Soledad Ferrari
Maxima: Königin der Niederlande
Aus dem Spanischen von Johanna Wais
Originaltitel Máxima. Una Historia Real
287 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 16 Seiten Bildteil
€ (D) 16,99 / € (A) 17,50
ISBN: 978-3-426- 65482-2

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