Der Lünersee: Wandern rund um den türkisen Bergsee

Am Ende des Brandnertals, zwischen der Schweiz und Österreich, versteckt sich auf 1970 Metern über dem Meerespiegel der Lünersee, der nur über Steige oder die Lünerseebahn erreichbar ist. Zwar ist Baden im Lünersee nicht erlaubt, doch das tut seiner Beliebtheit keinen Abbruch. 2019 wurde er bei "9 Plätze 9 Schätze" zum schönsten Platz Österreichs gekürt.

von Lünersee © Bild: iStockphoto/Jannik Schneider

Inhaltsverzeichnis:

Lünersee Eckdaten

  • Durchschnittstemperatur Wasser: circa 5 - 11° Celsius (Sommer)
  • Fläche: 1,5 km²
  • Maximale Tiefe: circa 140 Meter
  • Wasserqualität: hervorragend
  • Google Maps Ranking: 4,9 Sterne

Lage und Besonderheiten

1959 zu einem künstlichen Stausee erweitert, verzaubert der türkisklare Bergsee heute Ausflügler:innen, Angler:innen und geübte Kletterer:innen gleichermaßen.

Der Lünersee bildet mit dem Bergmassiv des Rätikon die natürliche Grenze zwischen Österreich/Vorarlberg und der Schweiz/Graubünden. Er war einst der größte natürliche Bergsee der Ostalpen. Aber auch nach seiner Umwandlung in einen Stausee hat er nichts von seinem natürlichen Charme eingebüßt. 2019 erst wurde er vom ORF in der Sendung „9 Plätze – 9 Schätze“ zum schönsten Platz in ganz Österreich gewählt. Bei einer Wasseroberfläche von 1,5 Quadratkilometern bei Vollstau und einer Tiefe von knapp 140 Metern ergibt sich ein Nutzinhalt von 80 Millionen Kubikmeter Wasser. Wasser, das den Vorarlberger Illwerken 262 Millionen Kilowattstunden an Energie bereithält.

Doch der Lünersee bietet mehr als beeindruckende Zahlen. Kletter:innen nehmen von hier ihren Ausgangspunkt für zahlreiche alpine Klettertouren wie die Kirchlispitzen oder die Schesaplana. Wander:innen und Spaziergänger:innen finden leicht zu bewältigende Wege in einer hochalpinen Umgebung vor, die immer wieder Ausblicke auf Berggipfel, schroffe Felsen und grüne Alpflächen entlang der Ufer bieten, wie man sie sonst nur bei anspruchsvolleren Touren erlebt.

Wer ein paar Tage in der Gegend um den See verbringt, trifft auf ein breit gefächertes Freizeitangebot das von Mountainbike-Touren und ausgedehnten Wanderungen über Angelerlebnisse bis hin zum kulinarisch gehobenen Wellnesshotel alle Möglichkeiten zur Erholung bietet.

Kann man im Winter zum Lünersee?

Der Lünersee ist längst kein Geheimtipp mehr. Wer ihn in Ruhe und Abgeschiedenheit antreffen will, der sollte ihn außerhalb der Ferienzeiten und Wochenenden aufsuchen. Dennoch bleibt der See immer einen Besuch wert, sowohl im Sommer als auch im Winter. Zudem verteilt sich die Schar der Gäste recht gut in den weit verzweigten Wandernetzen. Wer im Winter zum Lünersee möchte, muss das ohne die Lünerseebahn bewerkstelligen, sie fährt nur in den wärmeren Monaten vom 18. Mai bis 22. Oktober.

Wie lange dauert der Aufstieg zum Lünersee?

Im Süden Vorarlbergs, von Bludenz abzweigend Richtung Brand den Weg durchs Brandnertal bis zum Talabschluss folgend, steht man vor der Wahl: Entweder über den Steig mit dem verheißungsvollen Namen "Böser Tritt" die 400 Höhenmeter hinauf zur Staumauer kraxeln oder bequem mit der Lünerseebahn in 6 Minuten hoch zur Bergstation der Douglas-Hütte fahren. Für den "Bösen Tritt" benötigt man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Und ganz gleich, wofür man sich entscheidet – am Ende beider Wege erwartet Wanderer:innen und Tagestouristen:innen ein unvergesslicher Blick auf einen malerischen Bergsee. Wer vom Lünersee aus weiter Richtung Totalphütte wandert, der bekommt einen Blick auf das atemberaubende Panorama der Schesaplana geboten.

Anreise

Anreise mit dem Auto

Von Bregenz oder St. Anton am Arlberg kommend nimmt man auf der A14 bei Bludenz die Abfahrt ins Brandnertal. An der Gabelung fährt man anschließend rechts und dann weiter auf der L82. Dieser folgt man bis zur Schattenlagantstraße in Brand bei Bludenz. Auf der Schattenlagantstraße kann man direkt bis zum Parkplatz der Talstation der Lünerseebahn fahren (Parkgebühren 3 EUR/Tag).

Anreise mit der Bahn

Mit der ÖBB fährt man von Wien aus mit dem Railjet (ca. 70 EUR) bis Bludenz und nimmt dann die 4 Stationen der Linie 81 bis zur Talstation der Lünerseebahn.
Die Lünerseebahn selbst kostet 18,90 EUR für Erwachsene und 11,40 für Kinder bis 18 für die Berg- und Talfahrt.

Baden

Der Lünersee ist kein Badesee. Auch das Bootfahren ist nicht gestattet. Der Grund: Das Wasser vom Lünersee wird zur Stromerzeugung genutzt. Wegen seines großen Speichervolumens und des relativ geringen natürlichen Zuflusses wurde das Lünerseewerk als Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Das abgearbeitete Wasser wird im Staubecken in Latschau zwischengespeichert und wenn nötig wieder zurück zum Lünersee gepumpt - dies führt zu unterschiedlichen Wasserständen.

Das Baden im Lünersee ist somit viel zu gefährlich und verboten. Bei einer durchschnittlichen Wassertemperatur von 5 – 11°C im Sommer lockt er aber wohl ohnehin nur besonders abgehärtete Schwimmer:innen an.

Freizeit am Lünersee: Fischen, Wandern, Klettern

Fischen

Angler:innen kommen hier jedoch voll auf ihre Kosten. Eine Tageskarte ist online ab 25 Euro erhältlich und schon kann man seine Angelrute auslegen, um Regenbogenforelle, Bachforelle, Bachsaibling oder Seesaibling zu fischen.

Wanderungen

Rundweg

Die einfachste Wanderroute führt in 1,5 bis 2 Stunden um den See und ist auch für ungeübtere Personen geeignet. Achtung: Der Rundweg ist nicht kinderwagentauglich! Familien mit Kinderwagen können die rechte Uferseite begehen, bei der Lünersee Alpe müsste man wieder umdrehen.
Distanz: 6 km
Gehzeit ca. 1:30
Schwierigkeit: Leicht
Einkehrmöglichkeiten: Douglass Hütte, Alpe Lünersee

Totalphütte (2385 m)

Vom Lünersee ausgehend ist die Totalphütte in ca. 1 bis 1 ½ Stunden zu erreichen.
Distanz: 6,5 km
Gehzeit ca. 2:15
Schwierigkeit: Mittel
Einkehrmöglichkeiten: Douglass Hütte, Totalphütte

Schafgafall

Von der Bergstation startet die Wanderung in Richtung Lünerkrinne. Kurz nach der Weggabelung Lünersee Rundweg/ Lünerkrinne zweigt der Weg nach links ab. Ab hier dem gut erkennbaren Steig folgen. Der Rückweg kann auf dem gleichen Weg erfolgen, oder man geht entlang der anderen Uferseite zurück.
Distanz: 2,5 km
Gehzeit ca. 1:30
Schwierigkeit: Mittel
Einkehrmöglichkeiten: Douglass Hütte, Alpe Lünersee

Aussichtspunkt Gafalljoch

Von der Bergstation Douglass Hütte startet die Wanderung in Richtung Rundwanderung Lünersee. Von der Lünersee Alpe aus wandert man ca. 30 Minuten auf das Gafalljoch, welches schon von weitem gut sichtbar ist. Dort angekommen, hat man einen Ausblick auf die Schweiz sowie auf den Lünersee. Direkt an der Grenze zwischen Österreich und Schweiz auf 2.222 m kann man auf der Grenze entlang wandeln und die Aussicht genießen. Der Rückweg kann auf dem gleichen Weg erfolgen, oder man geht entlang der anderen Uferseite zurück.
Distanz: 8,7 km
Gehzeit ca. 3:00
Schwierigkeit: Mittel
Einkehrmöglichkeiten: Douglass Hütte, Alpe Lünersee

Schesaplana - die Königin im Rätikon

Von der Lünersee Bergstation wandert man am See entlang Richtung Westen, dann rechts hoch zur Totalphütte, vorbei am kleinen Totalpsee und am Zollwachhaus zum Schesaplanasattel. Von hier sind es nur noch 55 Höhenmeter bis zum 2.965 m hohen Schesaplanagipfel. Dort gibt es ein 360° Bergpanorama zu genießen. Der Rückweg erfolgt auf dem gleichen Weg.
Distanz: 10,4 km
Gehzeit: ca. 5 Stunden ab Lünersee Bergstation
Schwierigkeit: Schwer
Einkehrmöglichkeiten: Douglass Hütte, Totalphütte

Klettern

Klettergarten Brand/Lünersee Talstation

Bei der Talstation der Lünerseebahn befindet sich ein sehr gut ausgestatteter Klettergarten mit rund 20 Routen im mittleren Schwierigkeitsbereich, sowie einem kurzen, aber anspruchsvollen Übungsklettersteig!
Von der Lünerseebahn Talstation folgt man einfach dem gut sichtbaren Weg zur Wand - Zustiegszeit ca. 5 Minuten

Klettern an der Nordwand der Kirchlispitzen

Die wohl bekannteste Route ist der "Silbergeier", die nach wie vor zu den anspruchsvollsten Alpinrouten der Welt gehört mit einer Kletterlänge von 200 m und dem Schwierigkeitsgrad 10+.
Für geübte Kletterer:innen ist die markante Nordverschneidung an der dritten Kirchlispitze ein Muss. Der Zustieg von der Lünerseebahn Bergstation um den Lünersee Richtung Verajoch dauert in etwa eine Stunde. Die Kletterlänge beträgt ca. 270 m, die schwierigste Stelle ist mit 4+ deklariert, meist jedoch mit Schwierigkeitsgrad 2 und 3.

Klettersteig Saulakopf

Die Saula steht meist im Schatten der markanteren Zimba, hat aber für Kletterer:innen mehr zu bieten. Seit 2007 führt ein erlebnisreicher Klettersteig zum Gipfel der 2.517 m hohen Saula. Die Wandhöhe beträgt ca. 400 m und der Schwierigkeitsgrad liegt bei C/D und an einigen Stellen D+ (schwierig bis sehr schwierig).
Zustieg zum Klettersteig: der Einstieg liegt auf ca. 1.990 m. Auffahrt mit der Lünerseebahn zum Lünersee und von dort gelangt man über den Saulasteig zum Einstieg. Abstieg von der Saula zum Saulasteig und zurück zur Lünerseebahn.

Essen und Trinken

  • Schattenlagant Hütte (Bis Winter 2022 geschlossen) - Kleinere Berghütte mit regionalen Spezialitäten
  • Douglass Hütte - Große Berghütte mit reichhaltigem Angebot und Übernachtungsmöglichkeiten
  • Alpe Lünersee - Kleine Alphütte mit überschaubarem aber sehr schmackhaften Angebot
  • Totalphütte - Ursprünglich als Unterkunft für die Arbeiter der Illwerke errichtet, bietet die Totalphütte Wanderern:innen heute hausgemachtes Brot und andere Schmankerl zur Stärkung

Sehenswerte Orte rund um den Lünersee

Bludenz

Die Kleinstadt (ca. 15.000 Einwohner) lädt mit ihrer schönen, verkehrsfreien Altstadt mit zum Teil 300 Jahre alten Häusern, schönen Cafés, Restaurants und Geschäften zum Verweilen ein.

Nenzing

Der Naturpark Nenzinger Himmel grenzt an das Fürstentum Liechtenstein und an die Schweiz und ist einer der wenigen autofreien Naturparks in Österreich. Es gibt die Wallfahrtskirche Kühbruck, den Ausblick auf den "Panüler", der nach einem warmen Sommertag am Abend in Flammendrot erscheint, und in der Nähe der Talschaft einen tosenden Wasserfall zu sehen.

Übernachtungsmöglichkeiten