Straches ehemaliger
Bodyguard verhaftet

Personenschützer spielte wohl große Rolle bei Ibiza-Falle - er soll "persönlich enttäuscht" gewesen sein

Der ehemalige Leibwächter von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache soll verhaftet worden sein, wie die „Krone“ berichtet. Er soll ein wichtiger Informant in der Ibiza-Affäre gewesen sein. Außerdem ist der Mann ein Bezirksrat für die FPÖ. Die Landespartei schloss den Mann inzwischen aus.

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Medienberichte - Straches ehemaliger
Bodyguard verhaftet

Die Soko Ibiza soll den ehemaligen Bodyguard von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, einen aktiven Polizisten, verhaftet haben, wie die „Krone“ berichtet. Er soll sich als Informant an der Organisation des Ibiza-Videos beteiligt haben – und auch als Informant in der aktuellen Spesen-Affäre beteiligt gewesen sein, wie „Kurier“ berichtet. Die Staatsanwaltschaft Wien habe dies allerdings noch nicht bestätigt.

"Persönliche Enttäuschung"

Laut "Krone" soll in der Nacht eine Razzia stattgefunden haben und um 23.30 Uhr soll der Mann verhaftet worden sein. Dass der ehemalige Mitarbeiter seinen Chef, für den er mehr als zehn Jahre arbeitete, mit in die Falle gelockt haben soll, soll aus persönlicher Enttäuschung geschehen sein. So soll er überhaupt bereits seit Jahren belastendes Material gesammelt haben, wie eben auch die Spesenrechnungen. In der Ibiza-Falle soll er eine zentrale Rolle gespielt haben.

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Schon früher soll der Ex-Bodyguard seine Infos auch bereits weitergeben haben wollen, verlangte aber Geld dafür. Eine Forderung, auf die die Staatsanwaltschaft angeblich nicht einging.

Strache ließ Mann trotz Krankheit fallen

Laut "Presse" war der enge Vertraute von Strache trotz einer schweren Krankheit von dem Spitzenpolitiker fallengelassen worden. Demnach versuchte der Mitarbeiter bereits damals, sich zu rächen. Nachdem die Behörden nicht auf seine Forderungen eingingen, sei man erst auf die Idee gekommen, das Video zu machen", heißt es in dem Online-Bericht.

Festgenommener ist FPÖ-Bezirksrat - wurde ausgeschlossen

Der Sicherheitsmann ist ein Bezirksrat der FPÖ, wurde aber inzwischen ausgeschlossen. Er sei auch nach dem kolportierten Zerwürfnis mit Strache weiter für die FPÖ im Einsatz gewesen. Es handle sich um einen langjährigen Mitarbeiter, hieß es. Nähere Details über den Stand der Ermittlungen könne man nicht geben, wie betont wurde.

Leibwächter begleitete Vilimsky zuletzt bei Reise

Neben den strafrechtlichen Ermittlungen der Behörden werde die interne Sonderprüfung zu den anonym erhobenen Vorwürfen "selbstverständlich gründlichst" fortgeführt, hieß es. Der FPÖ-Bezirksrat war zuletzt noch in Erscheinung getreten, als er Harald Vilimsky, FPÖ-Delegationsleiter im Europaparlament, bei einer Reise nach Budapest begleitete.

Die gesammelten Dokumente wurden bei der Hausdurchsuchung am gestrigen Montag wohl beschlagnahmt, berichtete das ORF-Radio unter Berufung auf Behördenkreise.

Mann dementiert Ibiza-Zusammenhang und Strache-Zerwürfnis

Wie "Profil" berichtet, bestätigte der Polizist bereits Verbindungen zu Auftraggebern des "Ibiza-Videos", dementiert aber ein Zerwürfnis mit Strache - und will auch von der gesamten Operation "Ibiza" nichts gewusst haben. Ermittelt wird gegen den Mann übrigens wegen Verdachts der (versuchten) Erpressung.

Strache: Verdacht der Untreue

Gegen Strache wird derzeit wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Als Wiener FPÖ-Chef soll er bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik über ein eigenes Spesenkonto von der Landespartei verfügt haben, das mit bis zu 10.000 Euro monatlich dotiert war. Im Zeitraum von 2014 bis 2018 soll Strache private Rechnungen über die Partei abgewickelt haben. Die Miete wurde von der FPÖ ebenso bezahlt wie Fahrer und Dienstwagen, berichtete die "Presse".

Diese Spesenbelege liegen "Standard" und "Presse" laut ihren Angaben nun vor. Ihre Echtheit wurde von der FPÖ weder bestätigt noch dementiert, schreiben die Blätter. Bei der Staatsanwaltschaft verwies man auf "laufende Ermittlungen" und darauf, dass es sich bei der Causa um eine "Verschlusssache" handle. Eine Bestätigung der Berichte von offizieller Seite gab es daher nicht.

Anzeige auch gegen FPÖ

Angezeigt wurde laut "Mittagsjournal" neben Strache auch die FPÖ. Es bestehe der Verdacht, dass sich Strache und andere Personen Privatausgaben durch die FPÖ bezahlen ließen, unter Missbrauch ihrer Befugnisse als Machthaber. Außerdem habe es laut Anzeige verbotene Zuwendungen von Dritten gegeben.

Hofer spricht von "Angriff auf Demokratie"

FP-Chef Norbert Hofer hat die Enthüllungen über Straches Spesen als "Angriff auf die gesamte Demokratie" bezeichnet. In einem im Internet veröffentlichten Video sieht Hofer ein "kriminelles Netzwerk" sowohl hinter diesen Veröffentlichungen als auch hinter dem "Ibiza-Video". Die Vorwürfe gegen Strache will er prüfen.

"Ich werde als Obmann der FPÖ nicht zögern, die nötigen und angebrachten Konsequenzen zu ziehen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen", kündigte Hofer an, die gegen Strache erhobenen Vorwürfe "rasch und gewissenhaft" zu untersuchen.

Scharfe Kritik übt Hofer in seinem Facebook-Beitrag daran, dass die Informationen über das bis zu 10.000 Euro pro Monat schwere Spesenkonto seines Vorgängers wenige Tage vor der Wahl an die Öffentlichkeit geraten sind: "Seit mehr als fünf Jahren wird hier mit hoher krimineller Energie und mit der klaren Absicht gearbeitet, die FPÖ schwer zu schädigen oder gar zu vernichten. Es handelt sich dabei um einen Angriff auf die gesamte Demokratie in unserer Heimat Österreich."

FPÖ-Chef vermutet dieselben Personen wie hinter "Ibiza"

Hofer vermutet die selben Personen hinter den nunmehrigen Berichten, die Strache bereits die "Ibiza-Falle" gestellt hätten. Er appellierte sowohl an die anderen Parteien, die Informationen nicht im Wahlkampf gegen die FPÖ zu verwenden, als auch an die Wähler, sich davon nicht beeindrucken zu lassen: "Lassen Sie nicht zu, dass Kriminelle Sie in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen."