Andreas Reichhardt: Wer ist der
umstrittene Verkehrsminister?

Übergangs-Verkehrsminister ist für Grüne ein "Risiko" und auch Alt-Präsident Fischer hat Zweifel.

Das Kabinett der Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein ist bereits an die Arbeit gegangen. Am Montag wurde die neue Regierung angelobt, die Auswahl der Experten als Minister fand viel Lob und Anklang. Nur an Verkehrsminister Andreas Reichhardt scheiden sich die Geister. „Ein Risiko“ ist er für die Grünen, und auch Alt-Bundespräsident Fischer "hätte ein bisschen länger gesucht". Doch wer ist Andreas Reichhardt?

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Kabinett Bierlein - Andreas Reichhardt: Wer ist der
umstrittene Verkehrsminister?

Andreas Reichhardt wurde 1968 in Wien geboren, studierte Rechtswissenschaften und begann seine Karriere im Organisationsmanagement der Biodroga Cosmetics GmbH, bevor er als parlamentarischer Wirtschaftsreferent tätig wurde. 2003 wurde er von Hubert Gorbach ins Infrastrukturministerium geholt als Referent und stellvertretender Kabinettchef, ehe er 2008 von seinem nunmehrigen Vorgänger, Norbert Hofer, zum Generalsekretär des Ministeriums, befördert wurde.

Die Bilder, die verstören

Doch diese FPÖ-Nähe ist es nicht, was Kritik an dem Übergangs-Verkehrsminister laut werden lässt, sondern alte Fotos: Diese zeigen Andreas Reichhardt gemeinsam mit Ex-FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache bei gemeinsamen, rechtsextremen Wehrsportübungen. Die Bilder sind keineswegs neu oder bislang unbekannt, sorgten sie auch schon für Aufruhr, als er 2018 von Hofer zum Generalsekretär ernannt wurde.

"Wermutstropfen" der neuen Regierung

Auch wenn die Fotos bereits vor 30 Jahren aufgenommen wurden, ist Reichhardt für die Grünen etwa "ein Wermutstropfen und ein Risiko" in Bierleins Regierung. Auch Alt-Bundeskanzler Heinz Fischer hegte in einem ORF-ZIB-Interview mit Armin Wolf seine Zweifel und gibt, ansonsten voll des Lobes für die neue Regierung, zu, er hätte "ein bisschen länger gesucht", vielleicht sogar nach einer weiteren Frau. Und der Rechtsextremismus-Experte des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), Bernhard Weidinger, erklärte dazu gegenüber der APA, Reichhardt sei nicht nur auf Fotos mit Strache bei wehrsportähnlichen Übungen zu sehen. Bei seiner Burschenschaft Zimbria, der Reichhardt angehört, habe es auch personelle Überscheidungen mit der früheren Volkstreuen außerparlamentarischen Opposition (VAPO) von Küssel gegeben.

"Die erste Zuversicht hat rasch ihren ersten Dämpfer bekommen"

Auch Daniela Kickl, Cousine des Ex-Innenministers, wunderte sich im News.at-Interview angesichts der Bilder: "Da denke ich mir grundsätzlich schon: Haben wir denn in diesem Land nicht auch qualifizierte Menschen, die vielleicht nicht bei solchen Wehrsportübungen mitgemacht haben? Die erste Zuversicht hat also rasch ihren ersten Dämpfer bekommen."

Reichhardt bedauert "Waldspiele"

Reichhardt selbst sieht in seiner Teilnahme bei den "Waldspielen" einen Fehler. Es sei aus heutiger Sicht "nicht nur bedauerlich, sondern auch undenkbar", sagte er in einem Interview am Tag seiner Angelobung als Verkehrsminister. Dennoch könne er es "nicht mehr rückgängig machen". Heute würde er "keinesfalls" mehr bei derartigen Spielen mitmachen.