SPÖ fordert
Vier-Tage-Woche

Die Nationalratswahl kehrt die soziale Seite der SPÖ wieder nach oben: Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner hat nun unter anderem das Recht auf die Vier-Tage-Woche gefordert. Das dürfte auch die Gewerkschaft freuen, die dieses Anliegen schon länger auf den Tisch bringen will, und zwar heuer erneut in der Herbstlohnrunde, wie ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian mitteilt.

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NR-Wahl - SPÖ fordert
Vier-Tage-Woche

Der durch die ÖVP-FPÖ-Regierung eingeführte 12-Stunden-Tag wird zwar nicht grundsätzlich abgelehnt, dennoch brauche es Schutz vor überlangen Arbeitszeiten statt eines "Freiwilligkeitsschmähs". "Das schwarz-blaue Arbeitszeitgesetz war vor allem eines: Ein einseitiger Deal zugunsten der Unternehmen", schließt sich auch FSG-Vorsitzender Rainer Wimmer und zweiter auf der SPÖ-Bundesliste den Forderungen von Rendi-Wagner an. Hier brauche es einen Ausgleich, denn Arbeitnehmer seien "keine bloßen Betriebsmittel, sondern Menschen, denen man mit Respekt begegnen muss".

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Recht auf Teilzeitphasen

Dementsprechend fordert die SPÖ auch offiziell einen "Rechtsanspruch auf Teilzeitphasen, die zum Leben passen". Konkret gemeint sind damit Kinderbetreuung, Pflege, Bildung und Alter. Ebenfalls einen Rechtsanspruch solle es auf eine Vier-Tage-Woche geben. Im Blick hat die SPÖ dabei Pendler, die täglich ein bis zwei Stunden am Weg zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause verbringen. Diese sollten ihre normale Arbeitszeit darauf aufteilen können.

Sechste Urlaubswoche

Nicht zuletzt würde die SPÖ auch eine "faire Erreichbarkeit" der sechsten Urlaubswoche umsetzen. Diese steht dem Arbeitnehmer im privaten Arbeitsrecht nur dann zu, wenn man die notwendigen 25 Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber verbracht hat. Bei einem Wechsel bliebt man bei fünf Wochen. Rendi-Wagner und Wimmer fordern hingegen die gesetzliche Zusammenrechnung aller Dienstzeiten aus Arbeitsverhältnissen für den Urlaubsanspruch.

"Der Fleiß der Österreicherinnen und Österreicher darf nicht in Arbeitsverhältnisse führen, die krank machen", argumentiert Rendi-Wagner ihre Forderungen im Wahlkampf. Hier brauche es einen Ausgleich zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Interessen. Ausreichende Ruhezeiten sorgten nicht nur für mehr Lebensqualität, sondern seien auch gut für die Gesundheit.

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Für den Rechtsanspruch der Vier-Tage-Woche will sich auch die Gewerkschaft weiterhin einsetzen, kündigte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian am Montag im "ORF-Morgenjournal" an. Aber es sei auch klar, "dass wir jetzt hohe Lohnabschlüsse brauchen", da die Inlandsnachfrage die Konjunktur stabilisiere. Man könne da nicht auf eine Steuerreform 2022 warten.

Arbeitnehmer gegen 12-Stunden-Tag

Das aktuelle Arbeitszeitgesetz, das 12-Stunden-Tage und 60-Stunden-Wochen erlaubt, werde in einer aktuellen Untersuchung von 83 Prozent der Arbeitnehmer als schlechtes Gesetz bewertet, sagte Katzian. Unverändert wolle die Gewerkschaft, dass das Gesetz in der vorliegenden Form zurückgenommen und neu verhandelt wird, auch weil eine Vielzahl von Themen nicht geregelt seien. Im Gegensatz zu früher müsse jetzt bei langer Arbeitszeit der Betriebsrat nicht mehr eingebunden werden, das heiße in der Praxis gebe es weniger Demokratie und weniger Mitbestimmung, "das ist in Wirklichkeit ein Schritt zurück ins Mittelalter", so Katzian. Über 30 Prozent der Unternehmen nutzten den 12-Stunden-Tag und über 50 Prozent der Arbeitnehmer sagten, "der Druck steigt extrem". Das bedeute auch eine Gefährdung der Gesundheit.

»Wir brauchen auf jeden Fall Maßnahmen für den Schutz der Gesundheit"«

Abgesehen davon, dass auch jetzt im Wahlkampf Forderungen erhoben werden, dass es den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche nicht geben soll, "brauchen wir auf jeden Fall Maßnahmen für den Schutz der Gesundheit", sagte Katzian. Im Sommer habe es den ersten Toten im Zusammenhang mit der Hitze gegeben, das könne wohl keine Partei einfach wegwischen.

Zweite SPÖ-Plakatwelle

Die SPÖ hat indes am Montag ihre zweite Plakatserie zur Nationalratswahl präsentiert. Die Roten setzten ihre Kampagne mit dem Slogan "Menschlichkeit siegt" fort. Die zwei neuen Subthemen sind dabei Gesundheit und Wohnen, in der ersten Plakatwelle standen Klima und Arbeit im Zentrum. Zu sehen sind wieder Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner und die anderen Darsteller der Kampagne.

Wahlkampfleiter Christian Deutsch sah mit den Sujets die "Ängste und Wünsche der Menschen" angesprochen, denen man "mit klaren Vorstellungen und Konzepten" begegne. Konkret fordert die SPÖ eine Streichung der Mietensteuer und eine "erstklassige Medizin für alle".

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