60 Jahre Krönung

Es sollte das erste große TV-Ereignis Europas werden, als sie1953 die Krone aufsetzte

Es sollte das erste wirklich große TV-Ereignis in Europa werden: Die Krönung von Queen Elizabeth II., der jungen, schönen, neuen Königin mit dem Marineoffizier mit Gardemaß an ihrer Seite. Als der Erzbischof von Canterbury der gut ein Jahr zuvor auf den Thron gestiegenen Elizabeth II. in Londons Westminster Abbey am 2. Juni 1953 die Krone auf das Haupt legte, übertrug die BBC live - eine Revolution. Die Krönungsübertragung, in Großbritannien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland zu sehen, wurde zum Vorbild der Eurovision.

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Queen Elizabeth - 60 Jahre Krönung

Man tat sich schwer im britischen Establishment mit dem Fernsehereignis, das die Queen selbst nicht so richtig wollte. Der Erzbischof von Canterbury betrachtete das Fernsehen "als eine der großen Gefahren dieser Welt". Im Vorfeld gab es dann ein mächtiges Herumeiern. Die Salbung der Queen, als "heiliger Moment" tituliert, durfte nicht gezeigt werden. Großaufnahmen der Königin, die Angst hatte, ein möglicher Fehler ihrer Majestät könnte um die Welt gehen, waren ebenfalls untersagt. Bei der Krönung selbst sah man - ob Absicht oder Dilettantismus aus den Anfängen der Liveübertragungen - nur den Hinterkopf des Geistlichen und nicht die Monarchin.

Großereignis mit starken Bildern war Schritt zum Überleben

Für die britische Monarchie war das Großereignis mit den starken Bildern ein Schritt zum Überleben. Das britische Empire war gerade endgültig am Untergehen, die Monarchiekrise nach dem Abdanken des ungekrönten und als Nazi-Kollaborateur verschrienen Edward VII. noch nicht überwunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg steckte auch das Siegerland Großbritannien in einer Zwickmühle. Die neue Queen galt als Hoffnungsträgerin.

Große Feier vor TV-Publikum kam nicht ungelegen

Die große Feier mit Millionen an den Fernsehschirmen kam da nicht ungelegen. Sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer soll in Bonn sein Kabinett vor einem der noch spärlich gesäten Fernsehschirme versammelt haben. Anne Glenconner, eine von sechs ausgesuchten Ehrendamen für die Queen, glaubt, sie seien damals eine Art "Spice Girls unserer Zeit" gewesen. Im BBC-Radio plauderten die sechs Hofdamen unlängst aus dem Nähkästchen. Die Königin soll sich kurz vor dem Einmarsch in die Kirche noch einmal zu ihnen umgedreht und gefragt haben: "Ready Girls?"

Später soll der Erzbischof von Canterbury ihnen einen Schluck Brandy aus seinem Flachmann angeboten haben. Wegen der Hitze der Fernsehscheinwerfer war die Luft in der Abbey zum Schneiden. Prinz Charles, damals vier Jahre alt, durfte erstmals das Haarwasser seines Vaters Philip benutzen - und ließ die Hofdamen testen, ob man es auch riecht.

Wenig Fehler während Regentschaft

Die Queen sollte die damals in sie gesetzten Hoffnungen des Volkes nicht enttäuschen: In den 61 Jahren ihrer Regentschaft machte sie wenige schwere Fehler. 1992 wollte sie den Wiederaufbau des abgebrannten Schlosses Windsor vom Steuerzahler finanzieren lassen - und musste sich beugen. 1997 wollte sie nicht um ihre Schwiegertochter Diana trauern - und verlor wieder gegen den öffentlichen Druck.

Langfristig tat das der Beliebtheit des Staatsoberhauptes von 16 Ländern keinen Abbruch. Inzwischen steht die Queen mitsamt ihrer Familie blendend da. Von ihren Umfragewerten können Politiker nur träumen, selbst die entschiedensten Monarchiekritiker haben gegen die 87-Jährige kaum etwas in der Hand. Die Eskapaden ihrer vier Kinder sind weitgehend vorbei. Die Enkelgeneration mit Prinz William und seiner Frau Kate an der Spitze macht meist positive Schlagzeilen. Die bevorstehende Geburt eines "Royal Baby" und der dazugehörige Medientrubel wird das Übrige tun.

Im Commonwealth-Land Australien etwa, wo die Regierung die britische Krone als Staatsoberhaupt abschaffen will, gilt als ausgemacht, dass eine Änderung nicht vor Ableben Elizabeths erfolgen soll. Britische Historiker sprechen schon von "einem zweiten elizabethinischen Zeitalter". Doch dafür dürfte Großbritannien zu viel vom Glanz alter Tage verloren gegangen sein.

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