Ibiza-Video: Wer
steckt dahinter?

Wer lockte Strache in die Falle? Eine Künstlertruppe ist im Gespräch - oder doch der politische Gegner?

Das Ibiza-Video, in dem Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus über Machtmissbrauch und illegale Parteienfinanzierung sprechen, hat die österreichische Regierung gesprengt und Straches und Gudenus' politische Karriere beendet. Der zurückgetretene FPÖ-Chef bezeichnete sich als Opfer eines geheimdienstlichen Anschlags. Doch nichts ist bewiesen. Wer könnte tatsächlich hinter dem Video stecken?

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Der Videomitschnitt, den "SZ" und "Spiegel" veröffentlicht hatten, hat in Österreich ein politisches Erdbeben ausgelöst. Die Aufnahmen zwangen den langjährigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Rücktritt und veranlassten Kanzler Sebastian Kurz, die Regierungskoalition aufzulösen und Neuwahlen auszurufen. Nun verdichten sich die Gerüchte, wer hinter dem Video steckt.

600.000 Euro von deutschem Verein

Ein deutscher Verein soll den Herstellern des Ibiza-Videos das Material um 600.000 Euro abgekauft haben. Das berichtet die "Kronen Zeitung". Demnach soll das Video, das in weiterer Folge vom "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) veröffentlicht wurde, in Krügerrand-Goldmünzen bezahlt worden sein.

Laut "Krone" waren vier Personen - ein Wiener Anwalt, ein Detektiv und zwei Sicherheitsexperten - für die Produktion des Videos verantwortlich. Ihr kolportiertes Motiv: Persönliche Rache und Abneigung gegen die freiheitliche Politik. Ein Leibwächter des Anwalts mit einer Kanzlei in der Wiener Innenstadt soll Details über das Privatleben Straches gekannt haben, auf Basis dieser Informationen wurde dann angeblich gezielt ein Lockvogel für den FPÖ-Chef gecastet.

Bosnische Studentin täuscht FPÖ-Spitze

Bei der vorgeblichen Nichte eines russischen Oligarchen, mit der sich Strache und Gudenus im Sommer 2017 auf Ibiza trafen, soll es sich um eine mehrsprachige bosnische Agrarwissenschaften-Studentin gehandelt haben. Laut "Krone" erhielt sie für ihre schauspielerischen Leistungen eine Tagesgage von 6.000 bis 7.000 Euro.

Bestätigung für die "Krone"-Berichterstattung gab es keine. Der Rechtsvertreter des Wiener Anwalts, Richard Soyer, wollte auf APA-Anfrage die Meldung nicht kommentieren. Die für die Prüfung allfälliger strafrechtlicher Tatbestände zuständige Staatsanwaltschaft Wien hat zwar Ermittlungen eingeleitet, äußerte sich aber nicht dazu, gegen wen sich diese richten und welche möglichen Vergehen im Raum stehen. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hatte am Wochenende für die Mitwirkenden am Video U-Haft wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr verlangt. Für die FPÖ besteht der Verdacht auf Urkundenfälschung, Täuschung und Missbrauch von Ton- und Abhörgeräten.

Strache sieht geheimdienstlichen Anschlag

Strache selbst stellte sich in seiner Rücktrittsrede als Opfer eines geheimdienstlichen Anschlags dar, der gezielt vor der EU-Wahl verübt worden sei, "um die Regierung zu sprengen". Auch er sprach davon, dass das Video "Silberstein-Manier" aufweise.

Doch Tal Silberstein dementiert, in das Ibiza-Video involviert gewesen zu sein. Auf Anfrage des "Datums" bestreitet der Ex-Lobbyist eine Involvierung.