Nach Hofer-Rücktritt:
Haimbuchner gegen Kickl

Die FPÖ befindet sich nach dem überraschenden Rücktritt von Parteichef Norbert Hofer in einem internen Machtkampf um dessen Nachfolge. Am kommenden Montag entscheidet ein Präsidium über den Parteitag für eine Obmann-Wahl.

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Parteipolitik - Nach Hofer-Rücktritt:
Haimbuchner gegen Kickl

Kommenden Montag wird das Parteipräsidium zusammenkommen, um über die Abhaltung eines Parteitags, bei dem eine Obmannwahl stattfinden wird, zu entscheiden. Das verkündete der Notar und freiheitliche Justizsprecher Stefan bei einem etwas ungewöhnlichen Medienauftritt am Mittwoch gemeinsam mit FPÖ-General Michael Schnedlitz.

Das Präsidium am Montag werde den weiteren Vorgang abstimmen und koordinieren sowie ein Datum für den Parteitag, bei dem ein Nachfolger Hofers gewählt wird, bestimmen, kündigte Stefan an. Er und Schnedlitz erklärten Hofers Rücktritt, der am Vortag völlig überraschend auf Twitter erfolgte, mit dem gesundheitlichen Zustand des Obmanns. Sie bedankten sich bei Hofer für dessen jahrelangen Einsatz und versuchten die Partei als geeint darzustellen.

Veto von Haimbuchner

Während die Landesparteien aus Tirol, Salzburg, Kärnten und dem Burgenland ihre Unterstützung für Herbert Kickl kundgetan haben, sprach sich der oberösterreichische Landparteichef Manfred Haimbuchner in der "ZiB" um 13 Uhr am Mittwoch erstmals öffentlich ganz klar gegen den Klubobmann als Parteichef aus.

»Mache aus meinem Herzen keine Mördergrube«

"Nach derzeitiger Sicht würde ich hier eine offensive Unterstützung nicht kundtun", sagte der Chef der gewichtigen Landesorganisation. "Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, aber wenn es dann so ist, wie es ist, wird man es akzeptieren." Vorher werde es aber noch Gespräche geben und "auch ich werde meinen Beitrag dazu leisten", so Haimbuchner. Er selber werde nicht kandidieren, weil er im Herbst eine Landtagswahl zu schlagen habe. "Ich bin diesem Bundesland treu, aber ich werde Wien nicht aus den Augen verlieren", sagte Haimbuchner zuvor im "Ö1"-Mittagsjournal.

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Er hoffe, dass es "gut und anständig weitergeht und vor allem verbindend", dass man "das Einende vor das Trennende stellt und bereit ist Verantwortung zu übernehmen", so Haimbuchner weiter. Zudem erwarte er, "dass das Wiener Intrigenspiel ein Ende hat. Davon habe ich als Oberösterreicher nämlich genug". Eine Persönlichkeit zu finden, die quer durch die Bundesländer akzeptiert werde, werde schwierig. Hofer habe diese Akzeptanz gehabt "und war auch sehr erfolgreich".

Steirische FPÖ auf Tauchstation

Bei der steirischen FPÖ, die nicht dem Kickl-Lager zugerechnet wird, war man am Mittwoch auf Tauchstation: Von Landesparteiobmann Mario Kunasek abwärts waren nur die Mobilboxen der Handys erreichbar. Kunasek wird zwar als möglicher Kandidat für den Bundesparteivorsitz genannt, ihm werden aber keinerlei Ambitionen nachgesagt, ganz im Gegenteil: Er hat öffentlich mehr als ein Mal betont, dass sein Platz in der Steiermark sei.

Als dritter möglicher Gegenkandidat zu Kickl gilt Wiens FP-Obmann Dominik Nepp, der zuletzt selbst seine Bereitschaft angedeutet hat. Er war am Mittwoch ebenfalls nicht erreichbar. In der Wiener Partei gibt es jedoch Proponenten, die sich für ein Antreten ihres Obmanns stark machen.

Die Fraktion Kickl

Zu den Unterstützern Kickls gehören Salzburgs FPÖ-Obfrau Marlene Svazek sowie die Landesparteichefs aus Tirol, Kärnten und dem Burgenland. Sie halte nach dem Rücktritt Hofers wenig von einer "Doppelspitze 2.0", erklärte Svazek am Mittwoch gegenüber der APA. "Das ist für mich die schlechtere Variante. Für mich wäre die Zusammenführung der Ämter sinnvoll." Sie kritisierte auch die Art und Wiese, wie Hofer seinen Rücktritt erklärt hatte, nämlich auf Twitter. "Es gibt für solche Entscheidungen wohl nie einen günstigen Zeitpunkt. Aber ich hätte mir einen anderen Abschied gewünscht, vor allem den Funktionären und Parteimitgliedern gegenüber."

Auch Burgenlands Landesparteiobmann Alexander Petschnig, der schon am Vortag seine Präferenz für Kickl kundgetan hatte, untermauerte diese Position am Mittwoch: Aktuell sei kein anderer Kandidat als Kickl vorstellbar, sagte er zur APA. Dass sich die FPÖ mit Kickl an der Spitze auf Jahre in der Oppositionsrolle einzementiert, fürchtet Petschnig nicht: "Natürlich ist er angriffig, aber wenn das Wahlergebnis entsprechend ist, wird man sich dem nicht verschließen können." Die Freiheitlichen sollen aber nur aus einer Position der Stärke heraus in eine Regierung gehen.

Kickl als interimistische Lösung?

Der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger und der neue Kärntner Obmann Erwin Angerer hatten sich am Dienstag nach einer kurzen Schrecksekunde für Kickl als zumindest interimistischen FPÖ-Chef ausgesprochen. "Wenn Kickl die Partei übernehmen will, halte ich ihn für einen möglichen Obmann", sagte Angerer. Für Abwerzger steht fest, dass Kickl als erster Stellvertreter Hofers die Agenden interimistisch übernehmen sollte, bis der Parteitag einen neuen Obmann oder eine neue Obfrau wähle.

Keine Aussage zur Obmannschaft gab es bis zuletzt von FPÖ-Niederösterreich-Chef Udo Landbauer, wobei Kickl in Niederösterreich als wohlgelitten gilt.