Anschlag in Wien: Wie
es am Tag danach aussieht

Einen Tag nach dem Terroranschlag in Wien geht der Alltag, so gut es geht, weiter. Allerdings rät das Innenministerium nach wie vor, die Innenstadt zu meiden und wenn möglich zuhause zu bleiben, da die Behörden davon ausgehen, dass mehrere Attentäter an dem Angriff beteiligt waren. Was es für die Wiener Bevölkerung noch zu beachten gilt.

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Terrorismus - Anschlag in Wien: Wie
es am Tag danach aussieht

Innenstadt meiden und zuhause bleiben

Das Innenministerium hat seine Warnung aufrechterhalten, zuhause zu bleiben und insbesondere die Innenstadt zu meiden. Ob es sich bei dem getöteten Attentäter um einen Einzeltäter gehandelt hat oder Komplizen noch auf der Flucht sind, ist noch immer nicht ganz geklärt. Die Behörden gehen nach wie vor davon aus, dass mehrere Attentäter an dem Angriff beteiligt waren.

Wer die Möglichkeit hat, solle zuhause bleiben beziehungsweise auf Homeoffice umstellen. Laut Wiener Bürgermeister Michael Ludwig solle man unnötige Wege unterlassen, da es den Behörden helfe, wenn weniger Menschen auf der Straße unterwegs seien, wie er gegenüber "Ö1" mitteilte.

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Unterdessen hat auch die Uni Wien ihre Innenstadtgebäude geschlossen und ihre Mitarbeiter gebeten, von daheim aus zu arbeiten. Das betrifft neben dem Hauptgebäude auch das Neue Institutsgebäude (NIG), das Juridicum sowie die Standorte in der Liebiggasse, der Schenkenstraße, der Kolingasse sowie dem Oskar-Morgenstern-Platz. Lehrveranstaltungen finden coronabedingt ohnehin großteils digital.

Wiener Schulen im Notbetrieb

Nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt befinden sich die Schulen in ganz Wien am Dienstag im "Notbetrieb", hieß es aus der Bildungsdirektion. Die Schulpflicht wurde in Absprache mit dem Innenministerium für den heutigen Tag aufgehoben, Kinder sollen wenn möglich daheim gelassen werden. Ist dies nicht möglich, werden sie an den Schulen betreut.

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Lehrer sollen dagegen grundsätzlich an die Schulen kommen. Ist Ihnen dies nicht möglich - etwa wegen eigener Betreuungspflichten - sollen sie Kontakt mit ihren Direktionen aufnehmen.

Für Schulen in der Innenstadt gelte die Aufforderung zum Daheimbleiben noch stärker, betonte man in der Wiener Schulbehörde.

Auch die Kindergartenpflicht wurde aufgehoben. Die Kindergärten sind wie die Schulen aber weiterhin geöffnet.

Der aufgrund des Wechsels ins Distance Learning geplante "Übergangstag" an den Oberstufen dürfte an den Wiener Schulen um einen Tag verschoben werden. Dies sei derzeit geplant, hieß es aus dem Bildungsministerium. An diesem Tag hätten Schüler mit Mund-Nasen-Schutz in die Schule kommen sollen, um in einer Klassenvorstands-Stunde Infos über die Gestaltung des Distance Learnings zu bekommen.

Homeoffice und Co.: Was arbeitsrechtlich erlaubt ist

Der Terroranschlag stellt laut Arbeiterkammer keine automatische Dienstverhinderung dar. AK-Arbeitsrechtsexperte Alexander Tomanek empfiehlt, sich mit seinem Arbeitgeber oder Vorgesetzten abzusprechen, wie man sich als Arbeitnehmer verhalten soll, etwa ob nicht ohnehin wegen des Corona-Lockdowns von zu Hause aus gearbeitet werden kann.
Rechtlich besteht eine Dienstverhinderung, wenn der Arbeitsort, beispielsweise aufgrund der Polizeisperren an den Tatorten, nicht erreichbar ist. Auch hier sollte, sagte Tomanek, Rücksprache mit dem Arbeitgeber gehalten werden. So haben einige Geschäfte, etwa einzelne Bankfilialen, entschieden, für heute zu schließen.

Wer seine Kinder heute wegen der aufgehobenen Schulpflicht zuhause ließ, kann gegenüber dem Arbeitgeber seine Kinderbetreuungspflicht geltend machen, sofern niemand anderer die Betreuung übernehmen konnte.

Wer sich aufgrund der Ereignisse nicht imstande fühlt arbeiten zu gehen oder unter Schock steht, könne aufgrund der psychischen Belastung in Krankenstand zu gehen, muss dies aber ebenfalls dem Arbeitgeber melden und sich, wie sonst auch, von seinem Hausarzt krankschreiben lassen.

Welche Banken geschlossen bleiben

Die Erste Bank lässt aufgrund der aktuellen Bedrohungslage nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am Dienstag zehn Filialen in der Bundeshauptstadt ganztätig geschlossen. Die Selbstbedienungsfoyers sind in Betrieb, teilte das Geldhaus mit. Vier Filialen sollen ab 12 Uhr mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet werden. Die Bank Austria lässt laut Website alle Filialen im ersten Bezirk geschlossen, die BAWAG jene in der Wipplinger Straße und in der Taborstraße.

Bei der Erste Bank bleiben den ganzen Dienstag folgenden Filialen geschlossen: Wallnerstraße, Graben, Kärntner Straße, Ringturm, Rennweg, Linke Wienzeile, Donau Zentrum, Wien Mitte, Riverside (Liesing) und Auhof Center. Zu Mittag öffnen folgende Erste-Filialen: Taborstraße, Mariahilf, Brigittenau (Wallensteinstraße) und Lassallestraße. Neben den Bankfilialen bleiben auch einige Wiener Einkaufszentren am Tag nach dem Attentat geschlossen.

Mehrere Einkaufszentren geschlossen

Mehrere zentrumsnahe Einkaufszentren in Wien sind am Tag nach dem Terroranschlag geschlossen worden. So haben unter anderem "The Mall" beim Bahnhof Wien-Mitte, das Kaufhaus Gerngross auf der Mariahilfer Straße sowie das Donauzentrum entschieden, am Dienstag nicht zu öffnen.

"The Mall" erklärte auf Facebook, das Shopping-Center bleibe "aufgrund der aktuellen Situation vorübergehend geschlossen". Das Kaufhaus Gerngross schrieb, es folge der Empfehlung der Polizei und öffne daher erst am Mittwoch wieder. Auch das Donauzentrum bleibt am Dienstag zu.

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Apotheken in City bleiben offen

Die Apotheken in der Wiener Innenstadt bleiben trotz des Terroranschlags am Montagabend geöffnet. "Um die Arzneimittelversorgung des ersten Wiener Gemeindebezirks für dringende Notfälle sicherzustellen, halten die dort situierten Apotheken trotz der unklaren Sicherheitslage in der Wiener Innenstadt geöffnet", teilte die Apothekerkammer am Dienstag mit.

Den Apotheken sei es bis auf weiteres freigestellt, ihren Dienst während des heutigen Tages entweder bei offener oder geschlossener Türe zu versehen, hieß es. Das bedeutet, Apotheken können - wie sonst in den Nachtstunden - Arzneien durch Fenster aushändigen.

Öffis fahren wieder

Die Wiener Innenstadt ist nach dem Terroranschlag Montagabend wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Wiener Linien sind seit Betriebsbeginn am Dienstag wieder uneingeschränkt unterwegs, gab das Unternehmen bekannt. Alle Stationen - auch jene in der Wiener City - wurden wieder angefahren. Das wurde mit dem Einsatzstab im Innenministerium so vereinbart, so ein Sprecher.

Aus Sicherheitsgründen hielten die U-Bahnlinien U1, U2, U3 und U4 nach dem blutigen Terroranschlag nicht an den innerstädtischen Stationen. Mehrere Straßenbahn-und Buslinien - 1, 2, 31, D, 71 - wurden Montagabend umgeleitet oder kurzgeführt.

IKG schließt alle Synagogen in Österreich

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat nach dem Terroranschlag von Montagabend alle Synagogen in Österreich geschlossen. Betroffen seien in Wien zudem sämtliche jüdische Einrichtungen - wie koschere Restaurants, Supermärkte und Schulen, sagte Erich Nuler, Sprecher des Krisenstabs. Zudem seien die Sicherheitsvorkehrungen österreichweit verstärkt worden. Gemeindemitglieder wurden weiterhin dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben.

Schweigeminute um 12.00 Uhr und Kirchenglocken läuten

Die Regierung hat indes in ihrer Sondersitzung nach dem Terroranschlag in Wien eine dreitägige "Staatstrauer" beschlossen. Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude mit Trauerbeflaggung versehen. Außerdem soll es am Dienstag um 12 Uhr eine Schweigeminute geben. Auch die Schulen sollen zu Unterrichtsbeginn am Mittwoch der Todesopfer gedenken, geht aus dem Ministerratsvortrag hervor.

Am Dienstag um 12.00 Uhr werden zudem in ganz Wien die Kirchenglocken im Gedenken an die Opfer des Anschlags läuten, wie Kardinal Christoph Schönborn gegenüber Kathpress erklärte. Auch die Pummerin des Stephansdoms werde schlagen, wie Dompfarrer Toni Faber bestätigte.

Hier finden Sie Hilfe

Menschen, die Gesprächsbedarf haben, stehen mehrere telefonische Anlaufstellen zur Auswahl, wo sie Unterstützung erhalten:

  • Bereit steht die Corona-Sorgenhotline, die sich nun auch mit dem Thema Terror befasst. Sie ist täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr unter der Nummer (01) 4000 53000 besetzt.
  • Rund um die Uhr kann man die psychiatrische Soforthilfe für Wien unter (01) 31 330 kontaktieren.
  • Die Psychosoziale Akutbetreuung der Stadt Wien steht ebenfalls Menschen in Notfallsituationen helfend zur Seite.
  • Überdies gibt es auch noch das Kriseninterventionszentrum (Telefonnummer 01 406 95 95) als weitere Anlaufstelle für Menschen in akuten Krisensituationen.
  • Falls Kinder und Jugendliche betroffen sind und sich Fragen zum Umgang mit der Situation stellen, so gibt es Hilfe beim Servicetelefon der Kinder- und Jugendhilfe unter der Nummer (01) 4000 8011.
  • Österreichweit ist der Notfallpsychologische Dienst Österreich aktiv. Dort ist rund um die Uhr unter der Nummer 0699 188 554 00 jemand erreichbar. Hilfe gibt es auch bei Rat auf Draht (Nummer: 147).