Spitzentöne
Denunzieren als
Disziplin der Stunde
Bedeutende und weniger bedeutende Künstler verschwinden nach Anschuldigungen aus der Wahrnehmung. Gerichtliche Klärung ist nicht gefragt ...
Wenn Sie gestatten, würde ich gern wieder über den abscheulichen Vorgang des Denunzierens bis zur Existenzvernichtung mutmaßen. Ich lasse mich dabei gar nicht auf die Frage ein, welcher Subspezies der Privatheit das Mobiltelefon eines Politikers angehört. Verbindlich weiß ich nur, dass ich SMS-Nachrichten nur noch in Themenbereiche von äußerster Unverfänglichkeit versende (die Einkaufsliste für den Billa ist mir schon zu heiß). Wiewohl unzuständig, frage ich mich aber doch, ob man es Korruption nennen kann, einem grenzparodistischen Untersuchungsausschuss mit Verschlossenheit und Arroganz zu begegnen. Schließlich haben die Damen und Herren durch obsessiven Gebrauch des O-Worts („geht ma am O.“, „geh scheißen, du O.“) den Halbweltton quasi vorgegeben. Auch frage ich mich, wie sich die Grünen einerseits mit Pattex-Kontaktkleber in der Regierung fixieren, dieselbe aber gleichzeitig über ein befreundetes Segment der Staatsanwaltschaft in Dauerbedrängnis bringen können. Und inwiefern eine der inkriminierten Taten Neuwahlen in komplizierter Zeit rechtfertigt.