Parteifinanzen: Neue
Regelung beschlossen

Die von SPÖ, FPÖ und Liste JETZT geplante Deckelung von Parteispenden ist am Montag im Verfassungsausschuss beschlossen worden. Während die Antragsteller den Gesetzesvorschlag verteidigten, bekräftigten ÖVP und NEOS ihre Kritik an den neuen Regelungen.

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Die Reform des Parteiengesetzes sieht eine doppelte Obergrenze für Parteispenden vor: Künftig soll kein Spender mehr als 7.500 Euro jährlich zahlen, und keine Partei mehr als 750.000 Euro einnehmen. Erschwert wird das Stückeln von Parteispenden, denn Zuwendungen über 2.500 Euro müssen künftig sofort dem Rechnungshof (RH) gemeldet und veröffentlicht werden. Höhere Spenden werden neuen Parteien zugestanden. Was der Reform fehlt, sind die oft verlangten Einsichtsrechte des Rechnungshofs in die Parteifinanzen.

SPÖ: "Kein Schnellschuss"

Die SPÖ wies Kritik, wonach es sich um einen unausgegorenen Schnellschuss handle, am Montag zurück. Angesichts der bevorstehenden Nationalratswahl im September sei es wichtig gewesen, eine rasche Lösung zu finden, sagte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. Auch die Kritik, dass weiterhin keine echte Prüfung durch den Rechnungshof vorgesehen ist, lässt die SPÖ nicht gelten. Der Rechnungshof habe sehr wohl Prüfungsrechte, außerdem seien bei Verstößen gegen die Regeln Strafen vorgesehen.

Auch Kickl weist Kritik zurück

Auch der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl erklärte, er könne mit der Kritik an dem Gesetz nichts anfangen. Die "Anfütterung", die bisher nur für einzelne Abgeordnete verboten sei, werde nun auf die Parteien ausgeweitet. Dass der Rechnungshof keine weiteren Einsichtsrechte bekommt, verteidigte er. "Ich halte dieses Gesetz für hervorragend", meinte Kickl.

Kritik von Ex-Kanzler Kurz

ÖVP-Obmann und Ex-Kanzler Sebastian Kurz kritisierte das Paket dagegen, da es weiter Intransparenz vorsehe. Die ÖVP wolle stattdessen weiterhin eine Reduktion der Parteienförderung und stärkere Kontrolle durch den Rechnungshof. Kurz bestätigte, dass der Klub dazu einen eigenen Antrag einbringen wolle.

Scharfe Kritik kam auch von den NEOS, die von der Deckelung der Parteispenden neben der ÖVP wohl am stärksten betroffen sein werden. Der Vorschlag werde kein einziges Problem, das durch das Ibiza-Video deutlich geworden sei, lösen, meinte Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger. Stattdessen verhindere er das Entstehen neuer Parteien. Sie appellierte an Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Vorschläge für mehr Transparenz und Kontrolle zu präsentieren.

Liste JETZT spricht von Lücken

Auch die Liste JETZT sah Bierlein gefordert. Klubobmann Bruno Rossmann räumte ein, dass das von seiner Partei mitbeschlossene Paket einige Lücken aufweise. Er wünsche sich, dass sowohl Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker als auch Bierlein Druck auf die drei großen Parteien ÖVP, SPÖ und FPÖ ausüben, um doch noch verstärkte Transparenzpflichten inklusive Einsichtsrecht des RH in die Belege zu ermöglichen.

Für das Forum Informationsfreiheit handelt es sich "fast ausschließlich um eine Scheinreform im eigenen Interesse". SPÖ und FPÖ hätten hauptsächlich jene Punkte geregelt, die ihren eigenen Geldquellen nicht weh tun, aber ÖVP oder NEOS und auch kleinen Parteien außerhalb des Parlaments wie gerade den Grünen schaden könnten.

Auch Kogler sieht "einige große Löcher"

Die Grünen finden die geplante Beschränkung der Parteispenden zwar "grosso modo positiv", für Bundessprecher Werner Kogler weist der von SPÖ, FPÖ und JETZT präsentierte Vorschlag aber "einige große Löcher" auf. Er vermisst ebenfalls vor allem Kontrollrechte des Rechnungshofes und strafrechtliche Sanktionen bei Verstößen.

Reform soll am Mittwoch beschlossen werden

Die Reform des Parteiengesetzes soll am Mittwoch im Nationalrat beschlossen werden. Die neuen Regeln gelten damit schon für den kommenden Nationalratswahlkampf. Die Deckelung von Parteispenden würde vor allem ÖVP und NEOS treffen. Das zeigen die bisher bekannten Zahlen für das Wahljahr 2017. Die ÖVP hätte im Extremfall auf fast 3,7 Mio. Euro verzichten müssen, die NEOS auf 550.000 Euro. Im Jahr davor wäre laut ihrem Rechenschaftsbericht aber auch die SPÖ über der Höchstgrenze von 750.000 Euro gelegen.

Ebenfalls mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und JETZT wurde am Montag im Verfassungsausschuss beschlossen, dass die Klubförderung um bis zu drei Prozent erhöht wird, wenn der Anteil der Frauen in einer Fraktion über 40 Prozent liegt.

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