Kurz: "Brauchen eine neue EU"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat vor dem Europa-Forum Wachau seine Vorstellungen von einer künftigen Europäischen Union dargelegt. "Die EU muss schlanker, geeinter und fokussierter werden", erklärte er vor dem Forum in Stift Göttweig.

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Europäische Union - Kurz: "Brauchen eine neue EU"

Der Kanzler plädierte für eine "Diskussion auf Augenhöhe" zwischen den EU-Partnern und eine Stärkung des Subsidiaritätsprinzips. Außengrenzschutz und der Wettbewerbsfähigkeit der EU sind Kurz ein besonderes Anliegen.

Politisches Umfeld "nicht einfacher" geworden

Am Beginn seiner Ausführungen merkte der Kanzler an, dass das politische Umfeld "nicht einfacher" geworden sei. Er verwies auf die schwierige Einschätzbarkeit der USA, die Spannungen mit Russland, die bedenkliche Situation in der Türkei, den Krieg in Syrien. Im Falle Großbritanniens sehe sich die Union erstmals mit dem Austritt eines, noch dazu bedeutenden, Mitgliedsstaates konfrontiert. Darüber hinaus war eine große Flüchtlingskrise zu bewältigen. Kurz wünscht sich, dass trotz allem die EU "stark und selbstbewusst bleibt".

»Wir brauchen eine neue EU«

"Wir brauchen eine neue EU", erklärte der Kanzler. Zugleich mahnte er Reformen innerhalb der Union an. "Diskussionen und Debatten sollten stets auf Augenhöhe geführt werden", die EU-Partner sollen "gemeinsam an einem Strang ziehen". Mitglieder erster und zweiter Klasse solle es nicht geben. Es gelte, "den Wanderzirkus der Abgeordneten zu beenden". In der EU solle man sich auch Gedanken machen über eine Verkleinerung der Kommission und eine "Verschlankung" der Verwaltung.

"Sicherheit und Grundwerte" gelte es in Europa laut Kurz aufrecht zu erhalten. Das Ziel des Außengrenzschutzes inkludiere eine Stärkung der Frontex in Kooperation mit Drittstaaten. Kurz fügte hinzu: "Die Menschen sollen sich gar nicht auf den Weg nach Europa machen." Ganz oben auf der Agenda der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft stehe auf wirtschaftlicher Seite die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Europas und die Stärkung des Binnenmarktes. Kurz forderte eine entsprechende Besteuerung der Internet-Konzerne, um sozusagen "Waffengleichheit" herzustellen.

Einmal mehr unterstrich Kurz den Westbalkan-Schwerpunkt des österreichischen EU-Ratsvorsitzes, der mit 1. Juli beginnt. In diesem Zusammenhang wurde auf dem anschließenden Podium der bis Ende Juni amtierenden bulgarischen Ratspräsidentschaft Lob ausgesprochen. Die Podiumsdiskussion befasste sich mit "Sicherheit und Kampf gegen illegale Migration". Die Redner - die Ministerpräsidenten Kroatiens, Andrej Plenkovic, und Montenegros, Dusko Markovic, die serbische Premierministerin Ana Brnabic und Frontex-Vizeexekutivdirektor Berndt Körner - erläuterten die laufenden Grenzschutzmaßnahmen. Der Balkan müsse sich vor einer möglichen neuen Flüchtlingskrise schützen, hieß es unisono. NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nannte den Schutz der Außengrenzen "wichtig für die Demokratie".