Schon der Name Wallis Simpson lässt den Buckingham-Palast erschaudern: 1936 wurde König Edward VIII. wenige Monate nach seiner Thronbesteigung zum Abdanken gezwungen, damit er die geschiedene US-Bürgerin heiraten konnte - ein Ereignis, das die britische Nation vor dem Zweiten Weltkrieg erschütterte.
Nun wird wieder eine geschiedene Bürgerliche aus den USA in die Königsfamilie eintreten, in der St. George Chapel auf Schloss Windsor westlich von London - wo 1986 Simpsons Beerdigung stattfand. Wallis, Herzogin von Windsor, ist neben ihrem Mann Edward im Royal Burial Ground am Frogmore House bestattet, wo der Abendempfang des Brautpaares geplant ist.
Andrew Morton vergleicht Wallis Simpson mit Meghan Markle
"Hören Sie genau hin, wenn der Chor singt und Meghan Markle den Gang hinunter schreitet", witzelte Königshaus-Experte Andrew Morton. Vermutlich sei zu hören, wie sich König Edward "im Grab umdreht". Morton verfasste eine Simpson-Biografie und in diesem Jahr auch eine über Markle. Pointiert vergleicht er die zweifach geschiedene Partylöwin aus Baltimore - "Wallis' Familie waren Sklavenbesitzer" - mit dem TV-Star aus Los Angeles, deren Mutter Afroamerikanerin ist.
Die 36-jährige Markle hat sich karitativ bereits einen Namen gemacht, vor allem als Frauenbotschafterin bei den Vereinten Nationen. "Sie hätte Diplomatin sein können, Politikerin, Anwältin", sagte Morton. "Meghan ist durchaus bereit für die königliche Familie: Sie hat sich bewährt."
In jeglicher Hinsicht inakzeptabel
Wallis Simpson galt damals hingegen in politischer, religiöser, sozialer und moralischer Hinsicht als inakzeptabel. Edward dankte ab und das Paar heiratete 1937 in einem französischen Schloss. Ihr viel beachteter Besuch bei Adolf Hitler in Deutschland im gleichen Jahr sorgte für Spekulationen, sie würden mit den Nazis sympathisieren. Bei Paris lebten sie im Exil mit wohlhabenden Freunden, Kontakt und Reisen nach Großbritannien waren selten.
Egoistische, unverantwortliche Pflichtverletzung
Dass Edward sein persönliches Glück vor das seines Landes reihte, galt als egoistische, unverantwortliche Pflichtverletzung. Sein Nachfolger und Bruder König George VI. stellte den Dienst am Volk über alles, wie auch seine nun 92-jährige Tochter, Königin Elizabeth II.
Die zweite Ehe ist kein Tabu-Thema mehr
Inzwischen ist die britische Gesellschaft multi-ethnisch und weniger durchdrungen von der Moral der anglikanichen Kirche. Drei der vier Kinder der Queen sind geschieden. Harrys Vater Prinz Charles heiratete 2005 seine zweite Frau Camilla, auch für sie war es die zweite Ehe.
Zudem zeigt sich der britische Adel inzwischen weniger snobistisch gegenüber US-Bürgern und Bürgerlichen. "Der grundlegende Wandel in sozialen Einstellungen über die vergangenen Jahrzehnte spiegelt sich darin, wie Harrys Verlobung mit Meghan, einer geschiedenen Amerikanerin, begeistert aufgenommen wurde", sagte Adelsexperte Richard Fitzwilliams dem "Daily Express". Die Verbindung zwischen Meghan und Harry werde heute - wenn überhaupt politisch betrachtet - als "ultimative Manifestierung der besonderen Beziehungen" zwischen Großbritannien und den USA betrachtet.