Es gibt "nie
100-prozentige Sicherheit"

"Wir sind der Meinung, dass weitere Betreuung im Bereich der Ideologie oft dringend notwendig ist" - Verein betreute Attentäter

Betroffen zeigte man sich im Verein Derad, der auf die Deradikalisierung radikalislamistischer Straftäter spezialisiert ist und auch den Wiener Attentäter parallel zur Bewährungshilfe betreut hat. Zum konkreten Fall darf man sich zwar nicht äußern, aber Moussa Al-Hassan Diaw hält fest, dass es "nie 100 prozentige Sicherheit" geben kann, ob jemand aus seiner Ideologie heraus auch Taten setzt.

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Terrorismus - Es gibt "nie
100-prozentige Sicherheit"

Grundsätzlich kann der Verein Derad nur jene Straftäter betreuen, die vorzeitig aus der Haft entlassen werden und für die im Zuge der Bewährungshilfe eine zusätzliche Betreuung durch den Verein verordnet wird. Nach Ende der Bewährungszeit erlischt der Auftrag. Zwar würden manche Klienten weiterhin freiwillig kommen, eine Handhabe gebe es jedoch nicht. Man könne lediglich einen Abschlussbericht ans Gericht verfassen. Diaw würde sich sehr wünschen, dass es künftig auch über das Ende der Bewährungsfrist die Möglichkeit gäbe, Klienten weiterhin verpflichtend begleiten zu können.

Für Täter, die regulär aus der Haft entlassen werden - also nach vollständiger Abbüßung des Strafrahmens - gebe es überhaupt keine weitere Begleitung. "Wir sind der Meinung, dass weitere Betreuung im Bereich der Ideologie oft dringend notwendig ist", unterstreicht Diaw.

»Diese Taten können ein Vorbild sein für Attentäter auf der ganzen Welt«

Eine Tat vorherzusehen sei dagegen unmöglich. "Wir haben ganz allgemein immer gewarnt, dass extremistisches Potenzial immer da ist. Es stimmt nicht, dass mit dem Ende des IS auch das Interesse daran verflogen wäre." Es gebe auch in Österreich das "Potenzial, einem politischen Extremismus zu folgen und daraus gewalttätige Handlungen abzuleiten. Das gilt für alle ideologischen Richtungen." Dass es nun in Österreich dazu gekommen ist, sei ein tragisches Beispiel.

"Eine 100-prozentige Sicherheit wird es auf keinen Fall geben", so Diaw, der auch Beispiele von Anschlägen nannte, bei denen die Täter von ihrem Umfeld nie so eingeschätzt worden wären. Etwa bei jenem Mann, der 2011 in Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschossen hat. "Niemand hat ihm vorher etwas angemerkt, weil er das mit sich selbst ausgemacht hat."

Dass Taten wie jüngst jene in Frankreich rund um die Mohammed-Karikaturen zur Nachahmung anregen könnten, hält Diaw für wahrscheinlich. "Diese Taten können ein Vorbild sein für Attentäter auf der ganzen Welt."

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