"Herbert Kickl betreibt fundamentale Oppositionspolitik"

Gestern stellte sich Herbert Kickl bei den ORF-Sommergesprächen den Fragen von Lou Lorenz-Dittlbacher. Körpersprache-Experte Stefan Verra analysiert für News.at den Auftritt des FPÖ-Chefs und stellt fest: "Herbert Kickl ist dagegen."

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Analyse Sommergespräch - "Herbert Kickl betreibt fundamentale Oppositionspolitik"

"Herbert Kickl hat seine Sache gut gemacht", stellt Stefan Verra eingangs fest und fügt hinzu: "aus Sicht seiner Wählerschicht".

Verschiedenste Kommentare attestierten dem FPÖ-Chef, dass er im Interview mit Lou Lorenz-Dittelbacher ruhig und sachlich gewesen sei. "Das kann man aber nur sagen, wenn man nicht genau hingeschaut hat", so der Körpersprache-Experte Verra. "Viele kleine Signale haben von Anfang an gezeigt, wie viel Energie in Kickl steckt. Ich würde ihn als einen Tiger bezeichnen, der nur darauf wartet, losschlagen zu können."

»Kickl ist immer dagegen«

Was ihm aber noch fehlt, ist die volle Glaubwürdigkeit als Alphatier. Dafür zeigt er zu viele Signale der Nervosität und Unsicherheit. Am besten ersichtlich ist das in dem Moment, als er mit Lou Lorenz-Dittelbacher vom Stehpult zum Sessel geht. Da hält er seine Hände beständig vor dem Schritt verschränkt. Das wirkt unsicher und nicht so wie ein Mensch, der zeigen will: "Mir nach, ich weiß, wo es lang geht."

Zu Beginn des Gesprächs sprach Kickl mit einer "sehr ruhigen Stimme und einem ruhigen, stabilen Augenkontakt. Immer wieder war der Ansatz eines Lächelns erkennbar. Allerdings - wenn man genau hingeschaut hat - hat man feststellen können, dass die Unterlider sehr stark nach oben gegangen sind; wir kennen das, wenn jemand sehr zornig ist, dann zieht diese Person die Unterlider nach oben, sodass die Augen schmaler werden und die Augenbrauen nach oben gehen", so Verra. Im Laufe des Gesprächs stellt Verra ein Zucken bei Kickl fest: "Wenn er angriffig wird, kommt auch seine linke Schulter nach vorne; um so richtig über seine Schulter gegen Lou Lorenz-Dittelbacher loszulegen."

"Seine Körpersprache ist, nach einem etwas verhaltenen Beginn, gewohnt angriffig. Verbal ist - und das ist interessant zu beobachten - Herbert Kickl immer dagegen. Egal, was Lou Lorenz-Dittelbacher erwähnt; selbst lobende Worte - Kickl ist immer dagegen." So macht Verra die Beobachtung, dass der FPÖ-Chef wiederholt sagt: "Ich sehe das nicht so" oder "Ich sehe das anders". Selbst wenn jemand ihn unterstützt, sagt Kickl: "Da hat er oder sie nicht ganz Unrecht." "Er sagt nicht, die Person hat Recht, sondern die Person hat 'nicht ganz Unrecht'. Selbst da ist wieder eine Verneinung drin", so Verra.

Eine "zornige Körpersprache"

Worte, die eine Wirkung haben, "denn er positioniert sich damit als jene Identifikationsfigur, in der sich all jene, die sich in der Politik nicht vertreten sehen, einfinden können, und das ist fundamentale Oppositionspolitik. Alle Menschen, die verzweifelt, verärgert sind, haben eine ähnlich ausgerichtete Körpersprache."
Der Politiker spiegelt jene "zornige Körpersprache" wider und "verbal ist er immer dagegen. Genauso, wie es diese angesprochenen Menschen sind - sie sind gegen Corona-Maßnahmen, gegen Klimapolitik, gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, gegen die Regierung - die finden sich verbal und nonverbal bei Herbert Kickl wunderbar wieder."

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Stefan Verra
© Stefan Verra Körpersprache-Experte Stefan Verra

Stefan Verra gehört zu den gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Jährlich begeistert er über 100.000 Menschen von Europa über die USA bis nach China. Seine Körpersprache-Analysen werden regelmäßig in den großen Medien publiziert. Stefan Verra analysiert in diesem Jahr die Körpersprache für die Sommergespräche auf ORF III.
Der Bestseller-Autor ist Gastdozent an mehreren Universitäten, Universitätskliniken und Regierungsorganisationen, wie der NATO und über 150.000 Menschen verfolgen seine Körpersprache Tipps über Social Media.
In seinem Buch "Leithammel sind auch nur Menschen: Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von Politikern wie Donald Trump, Angela Merkel und widmet auch Sebastian Kurz ein ganzes Kapitel.

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