Herr Strolz, was haben
Sie 2020 gelernt?

Perspektiven nach dem Krisenjahr 2020: Zum Jahreswechsel beantwortet Matthias Strolz in der Serie "News nachgefragt" diese und andere Fragen.

von News nachgefragt 2020 - Herr Strolz, was haben
Sie 2020 gelernt? © Bild: Brandstätter Verlag/Ingo Pertramer

2020 war und ist ein außerordentliches Jahr – die Corona-Pandemie stellt die Gesellschaft vor neue Fragen, Herausforderungen und Probleme. Was können wir von diesem Ausnahme-Jahr lernen und welche Erwartungen haben wir an 2021? News.at fragte bei ehemaligen und aktiven Politikern und Politikerinnen nach.

Den Fragebogen beantwortete Matthias Strolz. Von 2013 bis 2018 war er Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und dort auch Klubobmann der Neos. Nach dem Ausstieg aus der aktiven Innenpolitik wurde er wieder als Unternehmer und systemischer Organisationsentwickler tätig.

2020 war für mich…
Durchwachsen, insgesamt gut. Als Gesellschaft sind wir in wilden Verwerfungen. Die Familie ist gesund und munter. Dafür bin ich dankbar. Unternehmerisch bin ich in der Neuerfindung meiner Neuerfindung. Es wächst dabei auch viel Gutes.

Darauf hätte ich heuer verzichten können…
Der Corona-Wahnsinn und die Lockdowns dürfen dann gerne vorbei sein.

Was haben Sie 2020 gelernt, was Sie vorher noch nicht wussten/konnten?
Wir halten gesellschaftlich viel mehr aus, als wir glauben. Und die Politik kann mehr, als wir ahnten.

Welcher Moment hat Sie 2020 besonders berührt?
Die Lockdowns und die Stimmung drumherum. Ich bin stark mit dem Kollektiv verbunden. Wenn es „da draußen“ bebt, dann bebe ich mit. Und muss dann wieder meine Mitte finden.

Was ist Ihnen wichtig geworden, worauf Sie in den Jahren zuvor deutlich weniger Wert gelegt haben?
Familie war mir immer wichtig und war in diesem Jahr noch mehr im Mittelpunkt.

Was gibt Ihnen Hoffnung?
Dass das Leben ein stetes Werden ist. Hin zur Reife.

Wann haben Sie sich zuletzt ohnmächtig gefühlt?
In einem Gespräch mit einem todkranken Freund.

Welche Rolle hat Europa für Sie nach 2020?
Europa ist meine Heimat. Es muss sich in den nächsten Jahren neu definieren, oder es wird von anderen Weltmächten frisiert. Und die Frisur, die sie uns aufsetzen würden, wäre schmerzhaft für meine Generation und die unserer Kinder.

Was ist Ihnen 2020 nicht geglückt?
Bauchansatz soll noch bis Xmas runter. Viel Zeit bleibt da nicht mehr. :/ #immerabissidranbleiben

Worauf sind Sie stolz, das Sie heuer erlebt/geschafft haben?
Habe als Papa meine stillen und lauten Freuden. Es ist so wichtig, dass ich in diesen Jahren gut präsent bin.

Was braucht die österreichische Politik 2021?
Ehrlichkeit, ein konstruktives Miteinander, weniger Inszenierung, mehr Substanz für echte Lösungen.

Die Person des Jahres ist für mich … weil …
Ich steh' recht auf Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland. Sie lebt ein authentisches, anpackendes Miteinander. Kein Ego-Shooting. Dienst am großen Ganzen, soweit ich das aus der Ferne erkennen kann. Good vibes.

Wer sollte in der Politik mehr Mitspracherecht haben?
Wir alle sollten uns in unsere eigenen Angelegenheiten einmischen. Die Bürgerin, der Bürger hat die wichtigste Rolle in der Demokratie. Und seitens der Politiker-Typen würde ich mir mehr wünschen wie beispielsweise Jacinda Ardern.

Ihr größter Wunsch für 2021?
Dass wir die Chancen für ein Reset in vielen Bereichen nutzen – für ein ganzheitlich integrales, nachhaltiges Miteinander auf diesem Planeten, in Europa, in Österreich.

Was wünschen Sie sich für unsere Gesellschaft?
Die Krise ist die Hebamme für so viel Neues. Lasst sie uns nicht verschwenden!

Ihr politisches Vorbild?
Ich habe da keine einzelne Person, aber viele Menschen, die mich inspirieren. Von Nelson Mandela über Franz-Michael Felder, mein Ur-Ur-Großvater, bis zu Michelle Obama. Und hab ich schon von Jacinda Ardern erzählt? 😉

Bei diesem Song kenne ich den Text auswendig…
One. U2.

Halbvoll oder halbleer?
Halbvoll. Meistens.

House Of Cards oder Vorstadtweiber?
Weder noch. Die einzige Serie, die ich schau, ist die Zeit im Bild. Damit bin ich emotional ausgelastet.