Erdogan warnt
vor Ethno-Krieg

Türkischer Präsident droht Kurden mit militärischen und wirtschaftlichen Maßnahmen

Die Türkei droht der kurdischen Führung im Nordirak wegen des Unabhängigkeitsreferendums.

von Kurden-Referendum - Erdogan warnt
vor Ethno-Krieg © Bild: ADEM ALTAN / AFP

Angesichts des Unabhängigkeitsreferendums der Kurden im Nordirak hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag vor der Gefahr eines "ethnischen und konfessionellen" Krieges gewarnt.

Sollte der irakische Kurdenführer Massoud Barzani und die kurdische Autonomieregierung nicht sehr rasch ihren Fehler einsehen, "werden sie mit der Schande in die Geschichte eingehen, unsere Region in einen ethnischen und konfessionellen Krieg gestürzt zu haben", sagte Erdogan in einer Fernsehansprache am Tag nach dem umstrittenen Referendum im Nordirak.

»Wenn wir die Ölhähne zudrehen, werden alle ihre Einnahmen verschwinden«

Erdogan warnte die irakischen Kurden, diese würden hungern, sollte die Türkei die Grenze für Lastwagen und Öltransporte schließen. Alle militärischen und wirtschaftlichen Optionen längen auf dem Tisch. "Sie werden in der Patsche sitzen, wenn wir unsere Sanktionen starten", warnte Erdogan. "Wenn wir die Ölhähne zudrehen, werden alle ihre Einnahmen verschwinden".

Täglich fließen Hunderttausende Barrel Öl durch türkische Pipelines aus dem Nordirak zu den internationalen Märkten.

"Verrat"

Erdogan beschuldigte Barzani wegen des Unabhängigkeitsreferendums des "Verrats", weil er die Abstimmung ohne Konsultationen mit anderen angesetzt habe. Bis zuletzt habe er nicht erwartet, dass Barzani solch einen Fehler mache, meinte der türkische Präsident. "Offenbar haben wir uns geirrt".

Gabriel besorgt über Kurden-Referendum: "Eskalation vermeiden"

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Nordirak hat sich Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel sehr besorgt gezeigt, dass sich die Spannungen in der Region weiter verschärfen können. Der SPD-Politiker forderte die kurdische Regionalregierung und die Zentralregierung in Bagdad am Dienstag zum Dialog auf.

"Alle Seiten bleiben aufgerufen, jegliche Eskalation zu vermeiden und von einseitigen Schritten in Richtung Unabhängigkeit oder Zwangsmaßnahmen Abstand zu nehmen."

Kommentar: Sprengsatz Kurdistan

Die Kurden hatten am Montag trotz heftiger internationaler Kritik über ihre Unabhängigkeit abgestimmt. Nach ersten Ergebnissen zeichnete sich eine überwältigende Mehrheit für eine Abspaltung ab. Die Kurden hätten ihre Entscheidung für das Referendum "ohne Rücksicht auf Vorbehalte, Warnungen und gegen den einhelligen Rat der internationalen Gemeinschaft getroffen". Die Abstimmung bleibe aber ohne bindende Wirkung, betonte er.

Gabriel rief die Kurden auch auf, dem Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat weiter Priorität einzuräumen. "Es kann in niemandes Interesse sein, die Fortschritte, die unter großen Opfern so schwer errungen wurden, nun in Gefahr zu bringen."

Deutschland hat der kurdischen Peschmerga-Armee in großem Stil Waffen geliefert - unter anderem 20 000 Gewehre und 1000 Panzerabwehr-Raketen. Zudem sind immer noch 160 deutsche Soldaten zur Ausbildung der kurdische Soldaten im Nordirak stationiert.