Kärnten-Wahl: Das sind
die Spitzenkandidaten

Insgesamt treten im März zehn Parteien an

In Kärnten regiert seit 2013 eine Dreierkoalition aus SPÖ, ÖVP und Grünen, eine Konstellation, wie sie in Österreich sonst nirgends vorkommt. Die Landtagswahl am 4. März bringt einige neue Spitzenkandidaten, die Neos treten erstmals an. Insgesamt bewerben sich zehn Parteien um die 36 Sitze im Kärntner Landtag, bis auf die KPÖ alle landesweit. Am Freitag war Einreichschluss bei der Landeswahlbehörde.

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die Spitzenkandidaten

SPÖ

Der 59-jährige Klagenfurter Peter Kaiser geht quasi als Titelverteidiger ins Rennen. Kaiser, seit 2010 an der Parteispitze, will den vor fünf Jahren errungenen Spitzenplatz für die SPÖ samt Landeshauptmannsessel verteidigen. Er hat den Kärntner Sozialdemokraten wieder Selbstbewusstsein gegeben und die Dreierkoalition in den vergangenen fünf Jahren trotz mancher Widrigkeiten am Laufen gehalten. Kaiser, studierter Soziologe, ist seit mehr als 30 Jahren in der Politik, er war 1989 erstmals Landtagsabgeordneter, 2005 wurde er Klubobmann, 2008 Landesrat. Es folgten knapp drei Jahre als Landeshauptmannstellvertreter, bis er 2013 Regierungschef wurde.

FPÖ

Für die zweitstärkste Partei, die Kärntner Freiheitlichen, geht Gernot Darmann ins Rennen. Der 42-jährige Jurist und passionierte Jäger, einst von Jörg Haider in die Politik geholt, wuchs im Lavanttal auf, 2006 trat der damalige Leiter einer Klagenfurter Bankfiliale als politischer Neuling für das BZÖ in Kärnten an und zog im Alter von 31 Jahren ins Parlament ein. Vor der Landtagswahl 2013 orchestrierte Darmann als Klubobmann die Neuwahl-Blockade im Landhaus. Danach wechselte er wieder nach Wien, wo er als Fraktionsführer im Hypo-Untersuchungsausschuss eine große Bühne erhielt. 2016 beerbte er Christian Ragger, ebenfalls Jurist, Jäger und Lavanttaler, als Kärntner FPÖ-Obmann und Landesrat. Nach dem Wahldebakel von 2013 hoffen die Freiheitlichen nun auf einen Aufschwung, dabei setzen sie auch auf die blaue Regierungsbeteiligung im Bund.

ÖVP

Seine erste Wahl schlägt Christian Benger (55), und das gleich als Spitzenkandidat für die ÖVP. Der in Bregenz geborene Benger studierte Forstwirtschaft in Wien. Nach mehreren Jobwechseln übernahm er 2000 das Forstgut Wallersberg in Griffen (Bezirk Völkermarkt) als Eigentümer. In der Landesregierung ist er für die Referate Land- und Forstwirtschaft zuständig, dazu kommen Kunst und Kultur, Tourismus und Wirtschaft. Nach dem Wechsel in der Bundespartei von Reinhold Mitterlehner zu Sebastian Kurz wurde in Kärnten viel spekuliert, ob Benger ausgetauscht wird, auch jetzt kursieren immer wieder Gerüchte. Viel wird also vom Wahlergebnis abhängen, die Schwarzen erhoffen sich kräftige Zuwächse.

Grüne

Bereits zum vierten Mal die Liste der Grünen führt Rolf Holub an. Der 61-Jährige ist damit einsamer Rekordhalter unter den Kandidaten. Der Musiker und Kabarettist schaffte 2004 mit den Grünen erstmals den Einzug ins Landesparlament, nach dem Wahlerfolg 2013 mit einem zweistelligen Ergebnis wurde er Landesrat in der Dreierkoalition mit SPÖ und ÖVP. Nun muss er erneut ums politische Überleben der Grünen im Lande kämpfen. Die Grünen wurden im Vorjahr von inneren Querelen gebeutelt, Landessprecherin Marion Mitsche warf das Handtuch, Klubchefin Barbara Lesjak erhielt keinen Platz an wählbarer Stelle, ebenso wenig Landtagsabgeordneter Reinhold Lebersorger. Der Absturz der Bundespartei und das damit verbundene finanzielle Desaster trifft auch die Landespartei, die einen Teil der Schulden übernimmt, dieses Geld fehlt jetzt natürlich im Wahlkampf.

Team Kärnten

Gerhard Köfer (57) tritt zum zweiten Mal an. Vor fünf Jahren war der langjährige SPÖ-Funktionär noch Frontmann des Team Stronach in Kärnten gewesen, von der Partei distanzierte er sich aber bald und fungiert inzwischen als Team Kärnten. Außerhalb Kärntens erlangte er eigentlich nur durch seine missglückte Gegenkandidatur zu Peter Kaiser als Kärntner SPÖ-Chef 2010 Bekanntheit. Als Landesrat für Straßenbau war eine Profilierung auf inhaltlicher Ebene nicht ganz einfach, nun gibt er sich als Aufdecker und Kontrollor. Dass sein Landtagsklub zerbröselte und inzwischen nur noch aus einem Abgeordneten besteht, gibt auch nicht unbedingt Aufwind für den Wahltag.

Neos

Ein politischer Neuling geht für die Neos ins Rennen, die in Kärnten bisher kaum Fuß fassen konnten und lediglich in vier Gemeinden vertreten sind. Spitzenkandidat ist Markus Unterdorfer-Morgenstern, der einst unter dem Künstlernamen "Marco Polo" als Schlagersänger unterwegs war. Der 45-jährige Jurist und Immobilienunternehmer geht als Spitzenkandidat der Neos in die Landtagswahl. Im Wahlkampf setzt er auf freien Unternehmergeist und Bildung und will gegen Filz und Korruption in den Ring steigen. Politikluft schnupperte er Ende der neunziger Jahre, zuerst im freiheitlichen Parlamentsklub und danach im Büro des FPÖ-LHStv. Mathias Reichhold. 2000 war diese Epoche zu Ende und Unterdorfer machte sich selbstständig.

Die Außenseiter

Neben den etablierten Parteien gibt es auch einige wahlwerbende Gruppierungen, die so gut wie keine Chance haben, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, die für einen Einzug in den Landtag notwendig ist. Das hindert sie aber nicht daran, zu kandidieren, nachdem sie die notwendigen 400 Unterstützungserklärungen gesammelt haben.

Die Liste "Verantwortung Erde" wird von Gerald Dobernig angeführt. Der politisch völlig unbekannte 31-Jährige hat Nachhaltigkeit, Autarkie bei Ernährung und Energie, Verkehr und die Änderung des Wirtschaftssystems als Themen. Seine Gruppierung, vor drei Jahren vom Villacher Sascha Jabali gegründet, ist auch gegen Wirtschaftswachstum und plädiert dafür, mit dem, was da ist, nachhaltig zu wirtschaften.

Als Abspaltung der Grünen tritt die Liste F.A.I.R. an. Gegründet wurde sie im vergangenen Jahr von der ehemaligen Landessprecherin der Grünen, Marion Mitsche. Die 1978 geborene Psychologin will F.A.I.R. breiter aufstellen, neben Umwelt, Natur und Tierschutz will sie auch Wirtschaftsthemen und sozialer Gerechtigkeit mehr Raum widmen. Eine angestrebte Kooperation mit der Liste Pilz kam nicht zustande.

Noch einmal wissen will es das BZÖ. Zwar sind die letzten beiden Landtagsabgeordneten aus der 2005 von Jörg Haider gegründeten Partei ausgetreten, der im Juni vergangenen Jahres installierte neue Parteichef Helmut Nikel und seine Getreuen haben daher Unterschriften gesammelt, um antreten zu können. Der Grafensteiner Gemeinderat ist außerhalb seiner engeren Heimat praktisch unbekannt, seit seinem Amtsantritt als Parteichef trat er öffentlich so gut wie nie in Erscheinung.

Ebenfalls am Stimmzettel finden sich die Kommunisten, die unter der Bezeichnung "KPÖ Kärnten/Koroska & Unabhängige Linke/Levica" antreten. Sie haben es allerdings nur in drei der vier Wahlkreise geschafft, die nötigen Unterstützungserklärungen zu sammeln. Im Wahlkreis West, also den Bezirken Spittal, Hermagor und Feldkirchen, sind sie nicht vertreten. Daher gibt es auch keinen landesweiten Spitzenkandidaten.

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