Müssen Grüne Angst
vor Peter Pilz haben?

Grünen-Parteichefin Ingrid Felipe stellt sich heute im Sommergespräch etlichen Fragen

Die Grüne Bundessprecherin Ingrid Felipe stellt sich heute Abend dem ORF-Sommergespräch. Und offene Fragen gibt es genug: Beispielsweise wie die Grünen zur Kandidatur von Peter Pilz stehen und welche Chancen sie sich von der Doppelspitze Felipe und Lunacek erhoffen.

von

Peter Pilz vs. Grüne

Die Partei durchlebt gerade turbulente Zeiten. "Meine grüne Parte ist zur Altpartei geworden", sagte Pilz bereits Ende Juni in der "ZiB 2". Er tritt nun zur Nationalratswahl am 15. Oktober mit seiner eigenen Liste an. Und seine Chancen stehen laut Polit-Experten und Umfragen in etwa so gut - beziehungsweise im Fall der Grünen so schlecht - wie jene seiner Ex-Partei. Die Möglichkeit, dass es Pilz in den Nationalrat schafft, ist jedenfalls gegeben. "Entscheidend wird sein, ob Peter Pilz in der entscheidenden Phase Aufmerksamkeit generieren kann", sagte Polit-Berater Thomas Hofer gegenüber der APA mit Blick auf dessen Fehlen in den TV-Debatten des ORF. Denn es sind nur Vertreter jener Parteien eingeladen, die mit Klubstatus im Nationalrat vertreten sind. Politikwissenschafter Peter Filzmaier hält es auch für möglich, dass Pilz sich bewusst noch ein Thema für die intensive Wahlkampfphase zurückhält.

Den Grünen könnte laut Experten noch am ehesten die niedrige Erwartungshaltung zugutekommen. Nach dem Abgang von Peter Pilz und dessen eigenständiger Kandidatur sollten die Grünen statt auf Beschwichtigungen zu setzen ihre Anhänger durch Warnungen vor einer ganz grundsätzlichen Bedrohung für die Grünen zur Urne bewegen, meinte Filzmaier. Auch für Hofer ist die niedrige Erwartungshaltung die einzige Chance der Öko-Partei. Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek könnte in den Debatten eventuell "noch positiv überraschen". Freilich: Die "große Wachstumsstrategie" sei das nicht, teilte Hofer mit.

Hält doppelt besser?

Während Felipe als neue Bundessprecherin der Grünen fungiert, geht Ulrike Lunacek als Spitzenkandidatin der Grünen in die Nationalratswahl. Kann das Doppelgespann gut funktionieren? Für den Politikberater Thomas Hofer macht die Aufteilung auf den ersten Blick dennoch Sinn, wie er im Mai gegenüber News verriet: "Lunacek ist wahlkampferprobt und Felipe steigt gerade erst von der Landes-in die Bundesliga auf." Dennoch warnt auch er vor einer Dauerlösung: "In einem so zugespitzten Wahlkampf wie diesmal sind das keine idealen Voraussetzungen." Außerdem sei das Splitting keine Zwei-, sondern sogar eine Dreiteilung auf Spitzenkandidatin, Bundessprecherin und Klubchef Albert Steinhauser. Politikwissenschaftler Hubert Sickinger twitterte damals: "Wenn die Grünen die Funktionen Parteisprecherin/Klubspitze trennen, wird interessant, ob es weiterhin eine eindeutige ,Nummer eins' geben wird."

Im ORF-Sommergespräch wird sich Ingrid Felipe diesen und anderen brennenden Fragen zur grünen Partei jedenfalls ausgesetzt sehen. Am kommenden Mittwoch startet sie dann ihre Sommertour, im Zuge derer sie in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten die "schönsten Platzln des Landes" besuchen und Gespräche über die Zukunft Österreichs führen wird.

Ulrike Lunacek geht als Spitzenkandidatin der Grünen in die Nationalratswahl. Die 60-Jährige ist EU-Abgeordnete sowie eine von 14 Vizepräsidenten des EU-Parlaments. Vor ihrer politischen Laufbahn arbeitete Lunacek als Dolmetscherin, Journalistin und Pressereferentin. Die Akademikerin lebt mit ihrer Lebensgefährtin in ihrer Heimatstadt Wien.

Ingrid Felipe Saint Hilaire ist die neue Bundessprecherin der Grünen. Die 38-Jährige ist zudem zweite Landeshauptmann-Stellvertreterin in Tirol. Vor ihrem Leben als Politikerin war Felipe in der Gastronomie tätig, Handballspielerin sowie Projektmanagerin. Die Absolventin einer Handelsakademie ist geschieden und wohnt mit ihrem Sohn in Rum in Tirol.