Folgt "Die Ingrid" auf Eva Glawischnig?

Felipe sicherte der Partei 2013 eine Regierungsbeteiligung in Tirol.

Die 38-jährige Ingrid Felipe könnte Glawischnig an der Grünen Spitze folgen

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Glawischnig-Nachfolge - Folgt "Die Ingrid" auf Eva Glawischnig?

Die Tiroler LHStv. Ingrid Felipe hat sich nach dem Rückzug von Eva Glawischnig vorerst nicht dazu geäußert, ob sie deren Nachfolgerin an der Parteispitze werden will. Man habe "eine Reihe geeigneter NachfolgerInnen", postete Felipe auf Facebook. Sie verwies auf den am Freitag stattfindenden Bundesvorstand der Grünen.

"Wir werden gemeinsam entscheiden, wer am geeignetsten ist, im Herbst ein starkes Gegenstück zu den nach rechts driftenden Parteien zu sein", meinte die 38-Jährige, die auch stellvertretende Bundessprecherin ist. An "Spekulationen und Gerüchten" werden sich die Tiroler Grünen nicht beteiligen, hieß es indes in einer Aussendung der Landespartei.

»Vorbild für alle Frauen«

Dank und Respekt für Glawischnig sowie das Verständnis für die gesundheitlichen Warnsignale stünden heute im Vordergrund. "Du hast die österreichischen Grünen zur europaweit stärksten Grünpartei gemacht und wir haben in Tirol stets mit bundespolitischem Rückenwind in unsere Wahlen gehen können. Besonders möchte ich Dir als Vorbild für alle Frauen, dein von enormem Fachwissen geprägtes Engagement für die Umwelt und deinen kompromisslosen Kampf gegen rechts und gegen Hass im Netz hervorheben", sagte Felipe in Richtung Glawischnig.

Für "die Ingrid", wie Tirols LHStv. Felipe sich nicht nur selbst auf Twitter nennt, sondern auch von Parteifreunden betitelt wird, könnte ein Karriereschritt folgen. Die 38-Jährige gilt als mögliche Nachfolgerin für die zurückgetretene Eva Glawischnig. Felipe sicherte der Partei 2013 eine Regierungsbeteiligung in Tirol. Seither gilt das "Tiroler Modell" den Bundesgrünen vielfach als Referenz.

Größter Erfolg bisher

Unter der studierten Betriebswirtin legten die Grünen bei der Landtagswahl im Jahr 2013 1,86 Prozentpunkte zu und landeten mit 12,59 Prozent auf dem dritten Platz. Zudem gewannen die Grünen ein zusätzliches Mandat. Einziger Wermutstropfen war, dass ihr das beste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler Grünen verwehrt blieb. Dies holte die Öko-Partei unter ihrem Urgestein Georg Will bei der Landtagswahl 2003 mit 15,59 Prozent, was bis dato den größten Sieg bei Landes- oder Bundeswahlen bedeutete.

In lediglich drei Sondierungsrunden führte Felipe das Grüne Verhandlungsteam in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP. Als Ernte wurden zwei grüne Landesräte und die Agenden Umwelt- und Klimaschutz, Verkehr, Frauen, Soziales und Integration eingefahren. Zupass kam Felipe freilich, dass sie im Wahlkampf kein Porzellan zerbrochen hatte, und gegenüber der ÖVP einigermaßen konziliant auftrat.

Ingrid Felipe, geboren in Tirol

Das setzte die 38-Jährige, die letztlich wohl doch eher der "Realo"-als der "Fundi"-Frakion zuzurechnen ist, auch in der Regierungsarbeit fort. Ihr Verhältnis zu Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gilt als ausgezeichnet und ist von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Prekäre Themen umschiffte man in der Koalition einmütig. An der Seite von Platter wurde ihr Auftreten auch bei öffentlichen Auftritten nach und nach souveräner. Bis auf verhaltene Kritik hie und da wurde die Regierungsarbeit auch in der Grünen Basis durchaus mit Wohlwollen aufgenommen.

Felipe wurde am 22. August 1978 in Hall in Tirol geboren. 1997 legte die 38-Jährige die Matura an der Handelsakademie in Innsbruck ab. Danach absolvierte die langjährige Handball-Spielerin das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und arbeitete unter anderem im Projektmanagement bei diversen Veranstaltungen des Tiroler Handballverbandes sowie als Büromanagerin in einem Architekturbüro.

Politische Laufbahn

Von 2005 bis 2010 fungierte die Mutter eines Sohnes als Finanzreferentin der Grünen. Seit November 2009 bekleidet sie das Amt der Partei-Landessprecherin. Im Mai 2012 zog Felipe als Nachfolgerin der aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Abgeordneten Maria Scheiber in den Tiroler Landtag ein. Im Mai 2013 wurde sie vom Tiroler Landtag zur LHStv. und Landesrätin unter anderem für Umwelt- und Klimaschutz sowie Verkehr gewählt. Seit Februar 2016 ist sie auch stv. Bundessprecherin, damals folgte sie der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in diesem Amt nach. Innerhalb der Partei gilt Felipe, die sich laut eigenen Angaben unter anderem von Bert Brecht, Victor Hugo, Maria Ebner-Eschenbach und Richard David Precht inspirieren lässt, durchaus als gute Netzwerkerin.

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