Milliardenkosten für
Österreich durch das Rauchen

IHS-Studie: 2,41 Mrd. Euro oder 0,68 Prozent des BIP

Der Zigarettenkonsum und deren Folgen kostet Österreich Milliarden.

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Don't smoke - Milliardenkosten für
Österreich durch das Rauchen

Rauchen schädigt Österreich pro Jahr um rund 2,4 Milliarden Euro oder 0,68 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Bei Abzug der Tabaksteuereinnahmen von rund 1,8 Milliarden Euro bleiben rund 665 Millionen Euro an Nettokosten pro Jahr (Datenbasis 2016) übrig. Das zeigen Berechnungen von Experten des Instituts für Höhere Studien (IHS) um Thomas Czypionka vor dem "Don't smoke"-Volksbegehren.

»Rauchen ist für 16 Prozent der Sterbefälle in Österreich verantwortlich«

"Rauchen ist für 16 Prozent der Sterbefälle in Österreich verantwortlich, darunter auch für 230 Sterbefälle jährlich durch das Passivrauchen. Rauchen verursacht erhebliche Kosten für die Gesellschaft: rund 2,41 Mrd. Euro oder 0,7 Prozent des BIP. Selbst bei Gegenrechnung mit Einsparung bei Alterspensionen (weil Raucher und Passivraucher früher sterben; Anm.) sowie Tabaksteuereinnahmen verbleiben jährliche Nettokosten von rund 665 Mio. Euro oder 0,2 Prozent des BIP", stellen die Gesundheitsökonomen in ihrer am Freitag präsentierten Untersuchung fest.

In einer Vorgängerstudie im Jahr 2008 hatte das IHS die Gesamtkosten für das Rauchen in Österreich für das Jahr 2003 mit 1,64 Mrd. Euro taxiert. Seither sind die Berechnungsmethoden aber besser geworden.

Lebenserwartung um Jahre verringert

Pro Jahr sterben demnach geschätzte 12.840 Menschen in Österreich direkt oder indirekt am Tabakkonsum (8.010 Männer, 4.830 Frauen). Davon entfallen rund 230 Sterbefälle auf Passivrauchen inklusive der Tod von elf Kindern innerhalb des ersten Lebensjahres, wie die Gesundheitsökonomen feststellten. Männer, die rauchen, haben eine um durchschnittlich 7,5 Jahre verringerte Lebenserwartung, Frauen eine um 6,3 Jahre reduzierte Lebenserwartung. Bei den Passivrauchern - um deren Schutz geht es vor allem beim am 1. Oktober startenden "Don't smoke"-Volksbegehren - ist die Lebenserwartung immerhin auch noch um 0,6 Jahre reduziert.

Die türkis-blaue Bundesregierung, welche das von der ÖVP ehemals mitbeschlossene Gastro-Rauchverbot wieder gekippt hat, erwartet von der von ihr geplanten Zusammenlegung der Krankenkassen auf fünf Sozialversicherungsträger in den kommenden Jahren Einsparungen von einer Milliarde Euro, was von Kritikern bezweifelt wird. Allein aber 630,5 Mio. Euro kostete laut dem IHS das Rauchen im Jahr 2016 in Österreich an direkten medizinischen Kosten. Direkte nicht-medizinische Kosten (z.B. Krankengeld, Pflegeausgaben, Invaliditätspension etc.) machten 197,5 Mio. Euro aus. Die indirekten Aufwendungen (Krankenstände, verminderte Erwerbstätigkeit, vorzeitige Sterblichkeit etc.) machten schließlich 1,492 Mrd. Euro aus.

Enorme volkswirtschaftliche Verluste

Damit erreichen die volkswirtschaftlichen Verluste, welche durch den Tabakkonsum in Österreich zu verbuchen sind, 2,411 Mrd. Euro. Die Tabaksteuereinnahmen betrugen 2016 hingegen knapp 1,835 Mrd. Euro. Die Nettokosten betragen somit rund 665 Mio. Euro.

Die IHS-Gesundheitsökonomen haben auch eine Modellrechnung mit einem Vergleich zu Finnland durchgeführt. In dem skandinavischen Land rauchten 2014 14,4 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen, hingegen 26,5 Prozent der österreichischen Männer und 22,1 Prozent der Österreicherinnen. In Finnland waren in jenem Jahr 2,3 Prozent der Männer Passivraucher, ebenso 1,5 Prozent der Frauen (Österreich: 9,8 Prozent der Männer und 7,1 Prozent der Frauen).

Einsparungspotenzial von einer Mrd. Euro

Eine Angleichung des Raucherniveaus in Österreich auf jenes von Finnland würde in etwa jenes Einsparungspotenzial bringen, das die österreichische Bundesregierung von ihren Sozialversicherungs-Strukturreformen erwartet. "Durch Senkung der Prävalenzraten (Anteil der Raucher/Passivraucher; Anm.) auf Niveau Finnland könnten jährliche 1,05 Mrd. Euro (...) eingespart werden (...)."

In der Unterstützungserklärungsphase für das Volksbegehren wurden bereits 591.146 Unterschriften für ein Rauchverbot in der Gastronomie gesammelt. Initiiert wurde das Volksbegehren von Krebshilfe und Ärztekammer.

Nettokosten wahrscheinlich noch höher

Beim Institut für Höhere Studien (IHS) verwies man im Zusammenhang mit der Abschätzung des volkswirtschaftlichen Schadens durch das Rauchen für die österreichische Volkswirtschaft schließlich auch darauf, dass die Nettokosten wahrscheinlich noch höher als 665 Millionen Euro seien. Letztere Zahl ergibt sich aus einer Gegenrechnung von 2,4 Mrd. Euro Schäden mit 1,8 Mrd. Euro an Tabaksteuereinnahmen.

Doch wahrscheinlich liegen die Nettokosten sogar bei rund einer Milliarde Euro. Unter Berücksichtigung einer Lebenszyklus-Berechnung für die Tabaksteuer kamen die IHS-Experten nämlich auf rund 1,3 Mrd. Euro an Tabaksteuer-Einnahmen (Annuität). Die Tabaksteuereinnahmen verändern sich ja von Jahr zu Jahr und haben erst zuletzt 1,8 Mrd. Euro erreicht. Ziehe man nur diese 1,3 Mrd. Euro von den 2,4 Mrd. Euro Gesamtschaden ab, ergäben sich höhere Nettokosten durch das Rauchen.

News setzt sich seit Monaten mit Themenschwerpunkten für das absolute Rauchverbot in der Gastronomie ein. In einer gemeinsamen Erklärung fordern nun alle Chefredakteurinnen und Chefredakteure der Verlagsgruppe News die Bundesregierung dazu auf, dieses Rauchverbot auch durchzusetzen. Lesen Sie die Erklärung hier.

Kommentare

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Jaja, 100% der Menschheit sterben direkt oder indirekt durch vorhandenes oder fehlendes Essen, weil jeder ist schon mal mit Essen in Kontakt gekommen. Auch eine tolle Statistik, oder? Und unzählige Kinder sterben durch Abtreibungen. Und es gibt Menschen die sterben durch die Todesstrafe, und andere, wegen zu viel oder zu wenig Bewegung.
Liebe WHO, danke, für deine tolle Arbeit.

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Monetär kann man rechnen, dass Raucher durch ihren Konsum Wirtschaftsfaktoren sind, Arbeitsplätze schaffen durch Nachfrage eines Genussmittels mit berauschender Wirkung, und Behandlungsaufwände bei Krankheiten, und sogar Pensionen spaaren helfen, weil sie früher sterben.
Mal ernsthaft: wie man es dreht und wendet, es prallen unsinnige Aussagen aufeinander. Warum? Weil rauchen ist Privatsache!

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Es ist erlaubt in unserer Welt, Menschen auf gesetzlich legale Art und Weise zu töten, etwa im Krieg, bei Abtreibungen, bei Todesstrafen oder bei Organtransplantationen, aber wenn jemand durch mögliches Eigenverschulden stirbt oder nach Euthanasie begehrt wird ein tam tam veranstaltet.
Der freie Mensch ist weit entfernt von unserem prohibitionistischen Systemen.

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