Corona: Zum Hausarzt gehen?

Wann soll/darf man jetzt zum Hausarzt gehen und können Nicht-Corona-Patienten derzeit versorgt werden?

Die Spitäler rüsten sich für die Corona-Krise, alle nicht notwendigen Operationen und Eingriffe werden verschoben, in der Wiener Messehalle wurde vorsorglich ein Lazarett eingerichtet. Doch wie geht es bei Österreichs HausärztInnen zu? Wann soll/darf man derzeit überhaupt zum Arzt gehen? Können diese auch testen? Und wie sieht die Versorgung für Nicht-Corona-PatientInnen aus? News.at hat bei zwei Hausärztinnen nachgefragt – eine davon selbst bereits in Quarantäne.

von Ärztin © Bild: iStockphoto

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Was raten die Ärztinnen PatientInnen mit Corona-Symptomen wie Husten und Fieber?

Während Dr. Christiane Brunner den Patienten bis zu ihrer Quarantäne (seit Freitag, sie hatte Kontakt mit einer Corona-positiven Patientin, die nicht getestet wurde und auf Anraten der Hotline 1450 in die Praxis kam) riet, zunächst bei der Corona-Hotline 1450 anzurufen, versucht Dr. Ingrid Schossmann eher selbst zu eruieren, worum es sich in etwa handelt. Es lasse sich so bereits oft abschätzen, ob es tatsächlich Richtung Grippe oder eben Corona gehe (auseinanderhalten lassen sich die beiden Erkrankungen anhand der Symptome schwer bis gar nicht) oder ob zum Beispiel so etwas wie eine Angina vorliege. Und dann?

»Wir haben strikte Anweisungen der Ärztekammer, PatientInnen, auf die Symptome der Covid 19-Infektion zutreffen, nicht zu empfangen«

Dürfen Menschen mit Fieber, Husten, etc. überhaupt noch in Arztpraxen?

„Nein, wir haben strikte Anweisungen der Ärztekammer, PatientInnen, auf die Symptome der Covid 19-Infektion zutreffen, nicht zu empfangen, weil wir keine Schutzkleidung haben“, erklärt Dr. Schossmann. Die Ärztekammer wolle sogar, dass überhaupt niemand mit einem Infekt empfangen würde, erklärt sie weiter, dies könne sie aber persönlich nicht vertreten – und versucht daher, wie auch ihre Kollegin Dr. Brunner, telefonisch zu eruieren, worum es sich handelt, um eben PatientInnen etwa mit Angina oder Mittelohrentzündung, die etwa ein Antibiotikum benötigen, trotzdem zu empfangen.

Und, fügt Schossmann hinzu: „PatientInnen müssen ja auch meist nicht wirklich in die Ordination kommen. Krankschreibungen gehen per Telefon und auch Rezepte können unbürokratisch an Apotheken übermittelt werden. Wenn es jemandem schlecht genug für die Rettung geht, dann muss er ohnehin die Rettung rufen.“

Wieso kritisieren ÄrztInnen die 1450-Hotline?

Beide Ärztinnen beklagen, dass die Hotline nach wie vor Menschen mit Corona-Symptomen zu HausärztInnen schicke, wenn diese PatientInnen offiziell nicht als Verdachtsfall gelten, da sie nicht in einem Risikogebiet waren oder mit einer/m Infizierten Kontakt hatten. (Wie etwa auch die Patientin, deretwegen Dr. Brunner sich derzeit in Quarantäne befindet.)

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(Wie) schützen Sich HausärztInnen vor einer Ansteckung?

Ausgestattet wurden die beiden Wiener Allgemeinmedizinerinnen jeweils von der Ärztekammer mit Masken, allerdings zu wenig für alle ihre MitarbeiterInnen. Die Ordination von Dr. Schossmann bekam zusätzlich noch 40 Stück der alten „Rauch-Kallat-Masken“, die Praxis von Dr. Brunner noch „hundert so Papierdinger, die aber nichts bringen“.

Kaufen könne man jedoch nichts mehr, keine Brillen und keine Mäntel, erklärt Dr. Schossmann. Dr. Brunner habe sich angesichts der Berichte, es sei „nicht schlimmer als Grippe“ nicht geschützt. Angst vor einer Ansteckung habe auch Dr. Schossmann nicht, erklärt sie, allerdings arbeiten zwei ihrer Ordinationsassistentinnen, die der Risikogruppe angehören, in einen Raum abseits der PatientInnen, wo sie nun Emails und Telefone abwickeln.

Gibt es noch Hausbesuche?

Beide ÄrztInnen werden dies keineswegs einstellen. „Patienten müssen versorgt sein. Manche Dinge müssen einfach sein“, so Dr. Schossmann, die im Moment aber ohnehin weniger Anfragen danach verzeichnet. Aber wenn doch, würde sie aber "auf jeden Fall Handschuhe und Maske tragen", da sie einfach nicht garantieren könne, nicht schon selbst infiziert zu sein.

»Grippe oder Corona: Man kann es einfach nicht immer so auseinander halten«

Wie hoch ist die Dunkelziffer der Infizierten?

Beide Ärztinnen schätzen die Ziffer der bereits Infizierten aber nicht Getesteten sehr hoch ein. Den Grund sehen sie in fehlenden Tests (für Dr. Schossmann „absolut absurd“) – und der „nicht suffizienten“ Hotline, so Dr. Brunner, denn wäre etwa ihre Patientin getestet worden, säße sie selbst nicht in Quarantäne. Es seien aber auch sonst viele PatientInnen mit Husten, Schnupfen oder ein bisschen Fieber gekommen. „Aber es läuft ja gerade auch so eine Influenza oder ein Virusinfekt herum. Man kann es einfach nicht immer so auseinander halten“, erklärt die Ärztin.

Können HausärztInnen auch Corona-Tests durchführen?

Nein, bislang nicht.
Dr. Brunner dazu: „Heute hat mich eine Firma angerufen, die mir Tests verkaufen würde, aber es ist die Frage, ob das wirklich einen Sinn macht? Der Test ist erst positiv, wenn man bereits krank ist, die meiste Verbreitungsmöglichkeit ist aber kurz bevor man krank wird, denn da ist die Viruslast angeblich am höchsten. Und wenn selbst das Gesundheitsamt, mich nur in Quarantäne schickt und nicht testet, obwohl ich eine positiv getestete Person getroffen habe, weiß ich nicht, wofür ich das machen soll. Aber ich beobachte die weitere Entwicklung und werde es mir überlegen.“

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Wie sieht die Versorgung für Nicht-Corona-PatientInnen derzeit aus? Ist diese gewährleistet?

Diese funktioniere durch die Maßnahmen, dass eben niemand mit Corona-Anzeichen in die Ordination kommen dürfe, sehr gut, so Dr. Schossmann. Und von diesen anderen PatientInnen gebe es ohnehin auch noch sehr viele. Allerdings müssen sich nun alle telefonisch anmelden und es wird immer nur eine Person im Wartezimmer zugelassen. Man müsse sich also nicht fürchten, mit einer Verletzung etwa, einen Arzt aufzusuchen, beruhigt die Medizinerin, die ihre Praxis zusätzlich auch noch öfters desinfiziert als sonst.

»Dass sie sich nicht fürchten sollen...«

Was würden die Ärztinnen PatientInnen derzeit raten?

„Dass sie sich nicht fürchten sollen und dass sie, sollten sie Fieber bekommen, dieses nicht mit Medikamenten senken, sondern das Fieber kommen lassen sollen, weil dann ist man meist schneller wieder fit. Also ins Bett legen und Lindenblütentee trinken“, rät Dr. Brunner. Dr. Schossmann fügt hinzu: „Fühlt man sich krank, am besten selbst in Quarantäne begeben und wenn die Familie es noch nicht hat, Abstand halten. Und das Ganze wie einen grippalen Infekt behandeln. Denn: Für die meisten der Bevölkerung ist dieses Virus nicht gefährlich.“

Dr. Christiane Brunner und Dr. Ingrid Schossmann sind Ärztinnen für Allgemeinmedizin in Wien. Vielen Dank für die Informationen.