Sein Sohn wollte Rabbi werden

Leon Waltz lebt nach einem Rabbinat-Studium als orthodoxer Jude in London

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Christoph Waltz - Sein Sohn wollte Rabbi werden

Das erregte Aufsehen und wird nun wieder zum Thema: Christoph Waltz, 56, hat beste Aussichten auf den zweiten Oscar. Zu privaten Angelegenheiten schweigt der spätberufene Superstar wie ein alter Hollywood-Profi. Also begaben wir uns selbst auf Spurensuche nach Leon, dem Sohn, der da in Frieden einer Gemeinde in Israel vorstehen soll. Ganz so, wie der Medienprofi Tarantino es darstellte, ist es allerdings nicht. Wie NEWS erfuhr, ist Leon Waltz letztlich doch kein Rabbiner geworden. Er war allerdings auf dem Weg dazu und könnte das Amt im Gefolge seiner Ausbildung jederzeit ausüben.

Doch von Anfang an. "Leon war hocherfreut über den großen Erfolg seines Vaters. Er konnte ihn aber nicht in SS-Uniform spielen sehen", verrät Shlomo Felberbaum, Orthodoxer, Künstler und ehemaliger Lehrer des jungen Waltz an der Rabbinat-Schule in Jerusalem. Schon zu Jugendzeiten fühlte sich Leon in religiösen Kreisen zuhause. Christoph Waltz' erste Frau Jackie, eine amerikanische Psychotherapeutin, ist jüdisch, deshalb sind es nach mosaischem Ritus auch Leon und seine Schwestern Rachel und Miriam.

Zu Gast bei Eisenberg.

Nach vierjährigem Studium an der University of London - das Fach ist nicht bekannt - zog es den gläubigen jungen Waltz nach Jerusalem, wo er 2009 seine religiöse Ausbildung in einer Jeschiwa begann, einer Talmud-Hochschule, in der sich Männer dem Tora-Studium widmen. "Ein solches Talmud-Studium kann mit einem Rabbinat enden, muss es aber nicht", klärt der Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg im NEWS-Gespräch auf. Das charismatische Oberhaupt der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien empfing Waltz junior einmal daheim zum gemeinsamen Schabbat-Essen. Eisenbergs Sohn und der Spross des Oscar-Gewinners kannten einander schon, bevor Christoph Waltz weltberühmt wurde. Leon Waltz verschlägt es regelmäßig nach Wien, weil seine Großmutter Elisabeth Urbancic hier lebt. Zu seinen Freunden aus der Geburtsstadt seines Vaters hielt der Junior stets Kontakt, sowohl während seines Studiums in Israel als auch von London aus, wo er heute wieder lebt und als Wissenschafter arbeitet. Er engagiert sich in der Jüdischen Gemeinde, interessiert sich für die Erforschung ihrer Geschichte in hellen und dunklen Zeiten.

"Leon ist ein ruhiger, durchdachter Mensch und dabei trotzdem sehr offen", beschreibt ihn eine Wiener Freundin gegenüber NEWS. Sie will nicht genannt werden. Aus Respekt vor Leon, der mit seinem berühmten Vater nicht nur das Aussehen, sondern auch das Prinzip strikter Diskretion gemeinsam hat.

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