Spitzentöne
Rekordzulauf zum
Wunder Grafenegg
In der Tat ist das, was Rudolf Buchbinder und Erwin Pröll in die Einöde gestellt haben, ein Wunder
Erst wenn Mitte September die Festspiele von Grafenegg Bilanz legen, ist es Herbst, und Wien rappelt sich hektisch aus dem Sommerschlaf. Heuer hätte die Botschaft aus Niederösterreich nicht deutlicher ausfallen können: Man meldet den zuschauerreichsten Sommer in elf Jahren Bestehen. In der Tat ist das, was Rudolf Buchbinder und Erwin Pröll in die Einöde gestellt haben, ein Wunder: Ein paar Schafe müssten im Schlosspark um die Veranstaltungsstätten noch ausgewildert werden, und man wäre in Glyndebourne, wo seit 1933 in ähnlich distinguierter Unaufgeregtheit musiziert wird. Grafenegg ist ideal terminisiert: Wenn sich die Ereignisse in Salzburg allmählich neigen, ziehen einige der großen Orchester und Solisten nach Niederösterreich weiter. Und das ist gut so. In Grafenegg Salzburger Programme abzuziehen, ist klarerweise tabu. Aber einem großteils regionalen Publikum, das sich westösterreichische Exklusivpreise nicht leisten kann, Zugang zum Bestverfügbaren zu bieten: Das ist eine Selbstverständlichkeit, ja: eine bindende Forderung, die eine Kulturnation an ihre subventionierten Institutionen stellen muss. Rivalitäten zwischen den beiden Festivals, wie sie vor elf Jahren diagnostiziert (oder auch nur konstruiert) wurden, sind daher hoffentlich bei den Akten deponiert: Denn auch Salzburg meldet nach einem traumhaften Sommer Rekordzulauf, der vom Grafenegger Rekordzulauf offenbar unbeeinträchtigt blieb.