Wie normal ist Schnee im April?

Wintereinbruch in Österreich: Das sagen Meteorologen zum aktuellen Wetter

Es schneit nicht zum ersten Mal im April, dennoch ist es dieses Mal etwas besonderes. Laut Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sind die aktuellen Schneemengen selbst in den Alpentälern nur etwa alle 10 bis 15 Jahre zu erwarten.

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Wetter - Wie normal ist Schnee im April?

Später Wintereinbruch immer seltener

Ein Wintereinbruch mit Schnee und Frost ist in Österreich in der zweiten Aprilhälfte im langfristigen Vergleich nicht allzu selten, vor allem was das Berg- und Hügelland betrifft, teilt ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik mit: "Bis etwa zum Jahr 2000 gab es eine Schneedecke und Frost in vielen Tälern statistisch gesehen alle zwei bis fünf Jahre." Derartig späte Kaltlufteinbrüche seien seit den 2000er-Jahren aber deutlich seltener geworden, wie die ZAMG in einer Aussendung mitteilt. Dass Innsbruck in der zweiten Aprilhälfte weiß war, habe es beispielsweise das letzte Mal am 21. April 2001, also vor 16 Jahren, gegeben. "In den Jahrzehnten davor, kam das aber durchschnittlich alle fünf Jahre vor", sagt Orlik.

Durch die milden Frühlingsmonate der letzten Jahre würden allerdings viele Pflanzen immer früher austreiben und daher empfindlicher auf Kaltlufteinbrüche wie im Vorjahr und heuer reagieren.

Aktuelle Frost- und Schneewarnungen der ZAMG finden Sie hier: www.zamg.at/warnungen

Bis Donnerstag kann es laut Meteorologen noch in vielen Regionen schneien, am längsten und stärksten an der Nordseite der Alpen, vom Tiroler Unterland bis zum Semmering-Wechsel-Gebiet. Zum Abend hin lässt der Schneefall dann überall deutlich nach. In der Nacht auf Freitag wird es im Großteil Österreichs zumindest leicht frostig. In schneebedeckten Tälern sind am Freitag in der Früh Temperaturen zwischen minus 7 und minus 12 Grad zu erwarten.

Ungewöhnlich große Schneemengen

Die Klimadaten der letzten Jahrzehnte zeigen, dass eine geschlossene Schneedecke in Mariazell durchschnittlich alle zwei bis vier Jahre vor, in Mayrhofen im Zillertal, in Mürzzuschlag und in Allentsteig alle fünf bis zehn Jahre vorkommt. "So große Schneemengen wie heuer sind aber auch in den Alpentälern ungewöhnlich", sagt Klimatologe Orlik. So würden Schneehöhen über 30 Zentimeter in Mariazell in der zweiten Aprilhälfte statistisch gesehen nur alle zehn bis 15 Jahre vorkommen, mehr als 40 Zentimeter alle 50 Jahre. Am 15. April 1996 lagen in Mariazell 46 Zentimeter Neuschnee.

Rarität im Flachland

Seltener sind Schneeflocken zu dieser Jahreszeit im Flachland Ostösterreichs. In Wien schneite es in der zweiten Aprilhälfte zuletzt im Jahr 1997. "Damals schneite es vom 15. April weg einige Tage immer wieder und am 20. April 1997 lag auf der Hohen Warte sogar eine fünf Zentimeter hohe Schneedecke", teilte Orlik mit. Werte man für Wien die Klimadaten der letzten Jahrzehnte aus, komme Schneefall in der zweiten Aprilhälfte durchschnittlich alle 20 Jahre vor.

Empfindliche Obstbäume

Besonders Obstbäume seien durch Kaltlufteinbrüche mittlerweile stärker betroffen als früher, wie ZAMG-Phänologe Helfried Scheifinger berichtet. "Viele Pflanzen beginnen durch die immer wärmeren Frühlingsmonate früher auszutreiben und zu blühen. Daher reagieren sie auf Kaltlufteinbrüche, wie im Vorjahr und heuer, deutlich empfindlicher. Zum Beispiel ist die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche mittlerweile um durchschnittlich zehn Tage früher als noch vor 20 Jahren", sagt er.

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